
Top-Bilanz der Wiener Lehrstellenberater
WK Wien, Stadt Wien und AMS seit 20 Jahren kostenlose Begleitung für angehende Lehrbetriebe – 685 neue Ausbildungsberechtigungen – Leichtes Plus bei Lehrlingen
Lesedauer: 4 Minuten
„Die Wirtschaft braucht Fachkräfte. Wer sie selbst ausbildet, braucht sich keine Sorgen um qualifizierte Mitarbeiter zu machen. Daher ist es unser Ziel, noch mehr Unternehmen für die Nachwuchsarbeit zu gewinnen“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien. Mit den Wiener Lehrstellenberatern gibt es seit 20 Jahren eine Serviceeinheit, die sich genau dieser Aufgabe widmet.
Lehrbetriebe leisten wichtige Arbeit mit hoher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz. Umso wichtiger ist es, mehr Anreize für die Nachwuchsarbeit zu setzen. Die Hürde zum Ausbilden muss niedriger werden. Nur so gelingt es, dass noch mehr Betriebe in die duale Ausbildung einsteigen

Walter Ruck
Präsident der Wirtschaftskammer Wien
Die Wiener Lehrstellenberater sind ein gemeinsames Projekt von WK Wien, Stadt Wien (waff) und AMS Wien. Das vierköpfige Berater-Team ist in der WK Wien angesiedelt und unterstützt Unternehmen, die noch keine Lehrlinge ausbilden, auf ihrem Weg zur Erlangung der Ausbildungsberechtigung, informiert über Förderungen und berät bei rechtlichen Fragen zur Lehrlingsausbildung. Dies alles kostenlos, direkt in den Betrieben und in mehreren Sprachen: Neben Deutsch derzeit auch in Englisch, Türkisch, Polnisch und Serbisch/Bosnisch/Kroatisch.
Mehr als 13.000 Betriebe vom Vorteil der Nachwuchsarbeit überzeug
Die Bilanz der Wiener Lehrstellenberater kann sich sehen lassen: Im Vorjahr haben sie 5000 Wiener Unternehmen mit dem Angebot einer Beratung zum Thema Lehrlinge kontaktiert. Aufgrund dieser Kontakte wurden 685 neue Ausbildungsberechtigungen - sogenannte Feststellungsbescheide - ausgestellt und ¬¬600 neue Lehrstellen zugesagt. Seit der Gründung der Serviceeinheit im Jahr 2004 haben die Berater mehr als 73.000 Unternehmen kontaktiert und mit ihnen über die Möglichkeit der Lehrlingsaufnahme gesprochen. Aus diesen Kontakten resultierten schließlich 13.300 Feststellungsbescheide. „Für viele Unternehmen ist der Schritt zum Lehrbetrieb ein Vorstoß in neues Terrain. Qualifizierte Begleitung kann dabei enorm helfen. Mit den Lehrstellenberatern stellen wir den Betrieben kompetente Partner zur Seite, die ihnen mit profunder Sachkenntnis, viel Erfahrung und gutem Fingerspitzengefühl den Start in die Lehrlingsausbildung erleichtern“, so Ruck.
Positive Zukunftsperspektive geben
Für waff-Geschäftsführer Fritz Meißl sind die Lehrstellenberater ein wichtiges Instrument, um mehr Lehrlinge in Wien auszubilden: „Viele Unternehmen erfahren erst durch den Kontakt mit den Lehrstellenberaterinnen und - beratern über die Förderungen für Betriebe, die neu in die Lehrausbildung einsteigen. Der waff übernimmt für diese neuen Lehrausbildungsunternehmen das gesamte Lehrlingseinkommen für das erste Jahr der Lehrzeit im Betrieb - unter Anrechnung der Basisförderung des Bundes. Das ist ein attraktiver Anreiz Lehrlinge auszubilden und jungen Wienerinnen und Wienern mit einer soliden Berufsausbildung eine positive Zukunftsperspektive zu geben.“
Breites Angebot an Unterstützung für Lehrbetrieb
Auch auf ihrem weiteren Weg werden Lehrbetriebe nicht allein gelassen. Über die Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer Wien können sie ein breites Portfolio an Beratung und Unterstützung abrufen - von der Förderberatung über Unterstützung bei der Lehrlingsauswahl bis zu eServices, Rechtsberatung und Coaching für Lehrbetriebe bei Problemen in der Ausbildung.
Bei biteme hat sich die Lehrstellenberatung ausgezahlt

biteme-Chef Jürgen Bogner (l.) ist mit seinem Lehrling Loris van Gils sehr zufrieden. „Er probiert gern aus, denkt mit und kann sich auch selbst helfen, wenn notwendig.“
„Nachwuchsarbeit ist wichtig, um den Wirtschaftsstandort und die Jugend zu stärken“, sagt Jürgen Bogner, Gründer der Werbeagentur biteme. Die 2021 gegründete Agentur ist auf die Erstellung von experience-based Content und die Arbeit mit und Beratung zu KI spezialisiert. Im Vorjahr hat Bogner erstmals einen Lehrling aufgenommen und sich dazu die Hilfe der Lehrstellenberater geholt. „Über die Lehre können wir Jugendliche so ausbilden, wie wir es brauchen”, sagt der Agenturchef. Nun verstärkt der 21-jährige Loris van Gils das biteme-Team. Der angehende Medienfachmann hatte seine Ausbildung in einer überbetrieblichen Ausbildungseinrichtung begonnen und über ein Praktikum seinen Lehrplatz in der Werbeagentur gefunden. „Er hatte schon viel Vorwissen, hohes technisches Interesse und bastelt gerne am Computer. Er hat gut ins Team gepasst und war von Anfang an eine tolle Unterstützung”, ist Bogner von Loris begeistert. biteme ist mit vier Mitarbeitern übrigens ein gutes Beispiel dafür, dass Lehrlinge auch im Kleinbetrieb eine wertvolle Bereicherung sind.
Ruck fordert Entlastung von Lehrbetriebe
3.417 Lehrbetriebe bilden in Wien derzeit 14.885 Lehrlinge in mehr als 150 Berufen aus. Nicht nur die Zahl der Lehrlinge hat sich im Vergleich zu Ende Jänner 2024 um 0,6 Prozent leicht erhöht - trotz Eintrübung der Wirtschaftslage. Auch bei den Lehrbetrieben gab es seit August 2023 (letzter Beschluss zur Verlängerung des Projekts Lehrstellenberatung um zwei Jahre) eine Zunahme um knapp fünf Prozent (von 3.257 auf 3.417). Diesen Trend gelte es nun zu verstärken, betont Ruck. Um mehr Unternehmen von den Vorteilen der Lehrlingsausbildung zu überzeugen, fordert er eine bürokratische und finanzielle Entlastung von Lehrbetrieben, etwa über die Refundierung der Kommunalsteuer für Lehrlingsentgelte und eine Reduktion der statistischen Meldepflichten für Lehrlinge. „Lehrbetriebe leisten wichtige Arbeit mit hoher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz. Umso wichtiger ist es, mehr Anreize für die Nachwuchsarbeit zu setzen. Die Hürde zum Ausbilden muss niedriger werden. Nur so gelingt es, dass noch mehr Betriebe in die duale Ausbildung einsteigen“, sagt Ruck.