Eine Person in einem Mantel steht auf einer asphaltierten Straße. Hinter der Person ist ein Lastkraftwagen, auf dem Grüne Energie voraus, ich fahre zu hundert Prozent elektrisch steht
© Robert Harson

Emissionsfrei ans Ziel

Wirtschaftskammer Wien-Initiative „Zero Emission Transport” mit 31 teilnehmenden Unternehmen brachte beachtliche Erfolge.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 25.03.2025

Mit 620 Standorten und 12.000 Mitarbeitern allein in Wien ist der Rewe-Konzern mit den Marken Billa, Penny und Bipa in Österreich ein echter Branchenriese. Seit Anfang des Jahres geht er bei der Belieferung seiner Filialen im 1. und 2. Bezirk neue Wege: Drei Lkw mit rein elektrischem Antrieb sorgen nun dafür, dass die tonnenschweren Waren emissionsfrei ihr Ziel erreichen. Und sie sind auch viel leiser als Diesel-Lkw: „Wenn er steht, hört man nichts. Beim Wegfahren müssen wir die Passanten daher gut im Auge behalten”, berichtet Christian Hörner, Logistik-Chef von Rewe, aus den ersten Erfahrungswochen. Positiv sei nicht nur das Feedback der Bevölkerung, sondern auch der Fahrer: „Es ist einfach ein anderes Fahren”, sagt Hörner. In Zukunft wolle Rewe daher weitere E-Fahrzeuge anschaffen, um noch mehr Bezirke elektrisch beliefern zu können. „Wir freuen uns, einen Beitrag zu leisten, Wien CO2-neutral zu machen”, sagt Hörner. Zehn weitere Betriebe an Bord

Die Metropolregion Wien ist der Wirtschafts- und Innovationsmotor Österreichs mit mutigen und visionären Unternehmen, die sich bereiterklärt haben, mit uns gemeinsam diese Erfahrungen zu machen und bestehende Probleme zu lösen

Zehn weitere Betriebe an Bord

Rewe ist eines dieser Unternehmen, das sich dem Projekt „Zero Emission Transport” der Wirtschaftskammer Wien vor kurzem angeschlossen hat. Bei diesem Projekt verpflichten sich Betriebe freiwillig, ihre Fahrten im 1. und 2. Bezirk so weit wie möglich emissionsfrei durchzuführen. Einigen gelang dies schon von Beginn an zu 100 Prozent, andere erreichen dieses Ziel schrittweise durch Erweiterung der Fuhrparks.  Den Startschuss zum Projekt haben WK Wien-Präsident Walter Ruck und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig im Juni vergangenen Jahres mit 31 Unternehmen gegeben – und gemeinsam verkündeten sie nun auch die Ausweitung. „Unser Feldversuch soll zeigen, ob es möglich ist, eine CO2-neutrale Zustellung betriebswirtschaftlich darzustellen”, erklärte Ruck. Klimaschutz und Wirtschaft seien kein Widerspruch. „Die Metropolregion Wien ist der Wirtschafts- und Innovationsmotor Österreichs mit mutigen und visionären Unternehmen, die sich bereiterklärt haben, mit uns gemeinsam diese Erfahrungen zu machen und bestehende Probleme zu lösen”, sagt Ruck. „Die Unternehmen zeigen damit, dass sie Verantwortung übernehmen wollen”, sagte Ludwig. Für die Stadt Wien sei dieser Beitrag am Weg zur Klimaneutralität sehr wichtig.

Beeindruckende CO2-Einsparungen

In der Tat können sich die Daten aus den ersten sechs Monaten sehen lassen: In dieser Zeit haben die 31 Unternehmen, die von Beginn an dabei waren, 188 elektrisch betriebene Fahrzeuge auf die Straße gebracht und damit auch Anschaffungen umgesetzt, die ohne das Projekt vielleicht nicht so rasch passiert wären. Gemeinsam haben sie 450.000 Kilometer zurückgelegt und 125 Tonnen CO2 eingespart. All das berechnet hat Reinhold Schodl, Professor an der Fachhochschule des bfi Wien, der das Projekt im Auftrag der WK Wien wissenschaftlich begleitet. Ihm melden die teilnehmenden Unternehmen ihre Fahrleistung und viele weitere Daten. Die in den ersten sechs Monaten eingesparte CO2-Menge entspricht ungefähr dem, was zehn Hektar Wald aus der Atmosphäre absorbieren und zwischenspeichern können. Der große Unterschied zum Wald: Was bei Zero Emission Transport eingespart wird, muss von keinem Wald zwischengespeichert werden – es wurde für immer vermieden. Dem Projekt neu beigetreten ist auch die Wiener Bäckerei Felber. Aktuell stehen bereits sieben E-Autos zur Verfügung, im April kommen zwei E-Lkw dazu, wie Firmenchefin Doris Felber berichtet. Am Firmenstandort in der Donaustadt werden gerade Schnellladepunkte errichtet. „Ich fühle mich als Nahversorgerin und Mutter verpflichtet, hier dabei zu sein”, sagt Felber. Für die Bevölkerung sei es ein großer Vorteil, wenn bei der Belieferung zwischen 3 und 4 Uhr Früh künftig kein lauter Lkw samt Abgasen vor dem Schlafzimmerfenster steht.

Von Hausbetreuung bis Außenwerbung

Neu mit dabei ist auch die Attensam Hausbetreuung. „Wir sind schon seit vielen Jahren bestrebt, die ökologischen Auswirkungen unseres Handelns zu hinterfragen und zu minimieren – da war es nur ein logischer Schritt, sich dieser tollen Initiative der WK Wien als Partner anzuschließen”, sagt Attensam-Geschäftsführer Peter Schrattenholzer. In Wien sei es wegen der guten Öffis und der dichten Bebauung möglich, den CO2-Fußabdruck gering zu halten.

Im 1. und 2. Bezirk können wir mehr als 80 Prozent unserer Aufträge in der Haus- und Bürobetreuung entweder ohne Kfz oder mit Elektroautos erledigen

Mitarbeiter würden oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Kunden fahren und ihre Arbeitsutensilien bei innerstädtischen Materiallagern nahe der betreuten Objekte abholen. „In ganz Wien sind bereits fast die Hälfte unserer Routen in der Hausbetreuung autofrei – und wir wollen diesen Anteil weiter erhöhen”, kündigt Schrattenholzer an.  Einen großen Beitrag zum Projekt möchte auch WienIT leisten – ein Unternehmen der Wiener Stadtwerke, das mit rund 700 Mitarbeitern für die IT der Konzernunternehmen und für Millionen an gedruckten Produkten sorgt, von der Jahreskarte der Wiener Linien über Rechnungen bis hin zu Gehaltszetteln. Seit 2020 stellt WienIT viele seiner Druckwerke selbst zu – 25 E-Fahrzeuge stehen dafür zur Verfügung, berichtet Geschäftsführerin Eva Schwarzl. Pro Jahr werden rund drei Millionen Poststücke ausgeliefert und dabei 110.0000 Kilometer zurückgelegt – etwa 14.000 davon im 1. und 2. Bezirk. Mit 13 E-Fahrzeugen und Öffi-Jahreskarten für seine Mitarbeiter hat sich auch die traditionsreiche Gewista-Außenwerbung der Initiative angeschlossen. 

Nachhaltigkeit ist seit Langem ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Mit der Teilnahme setzen wir ein weiteres starkes Zeichen für den Klimaschutz

Projekt reicht weit über Wien hinaus

Auch Unternehmen, die ihren Hauptsitz nicht in Wien haben, aber dennoch in Wien unterwegs sind, haben sich der Initiative der WK Wien mittlerweile angeschlossen. Etwa die Brau Union, die derzeit drei E-Lkw im Einsatz hat, und zwar in Wien, Linz und Villach. 25 weitere sind bestellt, bis Jahresende sind acht E-Lkw allein für Wien vorgesehen. In der Brauerei Schwechat werden dafür gerade die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen wie Netzkapazität, Ladestationen und Lastmanagement vorbereitet. Bis 2040 soll die gesamte Wertschöpfungskette CO2-neutral sein. Den ersten E-Lkw für Autotransporte im Einsatz hat seit wenigen Wochen das oberösterreichische Familienunternehmen Hödlmayr. „Wenn man sieht, dass wir mit dem Betrieb von einem E-Lkw rund 59 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen, erkennt man das Potenzial unserer diesbezüglichen Anstrengungen”, erklärt Firmenchef Alexander Hödlmayr. Der E-Lkw wird derzeit in der Steiermark eingesetzt, im Sommer auch in Wien.

Neue Teilnehmer des Projekts sind auch Frankstahl, Logwin und TR Hygiene & Papier.