Margarete Gumprecht
© Florian Wieser

Wiener Handelsobfrau Gumprecht: Ausbau des regionalen Online-Handels schreitet voran

Hybrider Einkauf: Immer mehr shoppen (auch) online - 8 von 10 Wienern betreiben Online-Produktrecherche - Wiener Händler bauen Online-Aktivitäten und digitale Services wie Click & Collect aus

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 29.10.2024

Die Art und Weise, wie Kunden kaufen, was sie kaufen, wo sie kaufen und wie sie Kaufentscheidungen treffen, hat sich in den letzten Jahren zweifelsohne verändert. Das Konsumverhalten wird zunehmend von einer Convenience-Orientierung bestimmt. "Es wird dort gekauft, wo es gerade am einfachsten und bequemsten ist, im Geschäft oder online. Für Händler wird immer entscheidender, überall den gleichen Service, in gleich hoher Qualität zu bieten sowie die Verfügbarkeit von Produkten auf allen Kanälen sicherzustellen", sagt Margarete Gumprecht, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Wien. Denn: Die Kunden schränken ihre Einkäufe nicht auf einen Kanal ein, sondern nutzen immer mehr ein kanalübergreifendes Shoppingangebot. Die Pandemie hat diese Entwicklung zusätzlich befeuert, ist die Handelsobfrau überzeugt: "Viele Betriebe haben diesen Trend für sich genutzt und ihr Online-Angebot ausgebaut, sei es über eigene Webshops, Marktplätze oder soziale Medien."

Wertschätzung dem Unternehmertum

Die Wiener Händlerinnen und Händler stellen ihre Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft immer wieder eindrucksvoll unter Beweis. "Mit ihren 37.000 Betrieben tragen sie maßgeblich dazu bei, dass Wien wirtschaftlich floriert und zugleich eine hohe Lebensqualität bietet. Neben ihrer zentralen Rolle für den Wohlstand der Stadt, legen sie großen Wert auf Kundenorientierung und soziale Verantwortung. Ihr Engagement reicht weit über das Wirtschaftliche hinaus: Sie unterstützen die lokale Gemeinschaft, stärken das soziale Gefüge und verleihen den Einkaufsstraßen und Stadtvierteln durch ihre individuellen Geschäfte ein einzigartiges Gesicht. Das kann man nicht hoch genug schätzen. Danke!", so Gumprecht.

Wiener Händler bauen digitale Services wie Click & Collect aus

Um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, haben viele Händler ihre Online-Angebote ausgebaut, bieten Zusatzservices wie Click & Collect, organisieren Workshops (von Bastelkursen, Modestilberatungen oder Kochkursen mit regionalen Lebensmitteln) oder Grätzel-Treffen. Dem stationären Handel kommt dabei zugute, dass das Einkaufserlebnis im Geschäft und die persönliche Beratung nach der Pandemie wieder geschätzt und als Ausflug gesehen wird. Nichtdestotrotz ist der stationäre Handel unter Zugzwang. "Als wichtiges Standbein für die Wiener Wirtschaft, braucht es innovative Ideen und Zugänge. Digitale Services können hier ein Baustein sein, um den stationären Handel für Konsumentinnen und Konsumenten attraktiv zu halten und die Vorteile aus beiden Welten zu verbinden."

Gefragte digitale Services sind etwa der kostenlose (Rück-)Versand von Ware innerhalb weniger Tage, eine Online-Verfügbarkeitsprüfung, die Möglichkeit zur Einrichtung eines Reminders bei Verfügbarkeit eines Produkts, die Möglichkeit von In-Store-Retouren oder Online-Reservierung mit Abholung im Store. Gumprecht ergänzt: "Auch die mehr als 1000 Paketboxen sind eine wichtige Ergänzung beim Einkaufen im Grätzel. Die Tendenz sowohl bei den Betreibern als auch bei den angebotenen Boxen ist steigend."

Die Zukunft des Einkaufens ist "hybrid"

Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl der Online-Shopper (16-74 Jahre) um 6 Prozentpunkte auf 74 Prozent gestiegen. Vor allem Kleidung und Schuhe, Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, Kosmetik und Bücher werden online geshoppt. Auch ältere Generationen und Menschen, die zuvor selten online einkauften, haben während der Pandemie vermehrt den Online-Handel genutzt und Vertrauen in diese Einkaufsform gewonnen. Unabhängig davon, ob man für den Einkauf das Internet oder das Geschäft präferiert, informieren sich 8 von 10 Wienern (78 Prozent) vorab online über Produkte und Services.

Der Online-Handel ist gekommen, um zu bleiben, wir haben in Wien aber einen starken stationären Handel. Entgegen vieler Annahmen zeigt sich deutlich, dass Konsumenten nicht ausschließlich online einkaufen, sondern ergänzend und den stationären Handel und das persönliche Einkaufserlebnis schätzen.

Die Zukunft des Einkaufens ist hybrid, in der Online- und Offline-Welt gleichermaßen. "Der Online-Anteil der gesamten Einzelhandelsausgaben liegt bei 11 Prozent, das heißt aber auch, dass die restlichen Anteile nicht online sind." Die Online-Ausgaben in Wien liegen bei rund 2 Milliarden Euro jährlich, die im stationären Einzelhandel bei rund 17 Milliarden Euro.

Gumprecht: "Corona hat den Konsum regionaler gemacht"

Immer mehr Wiener machen ihre Kaufentscheidungen auch von Werten wie Regionalität und Nachhaltigkeit abhängig. "Corona hat den Konsum regionaler gemacht und war ein Booster für den Ausbau des regionalen Online-Handels," so Gumprecht. Die Pandemie und die Teuerungen haben den Trend zur bewussten Kaufentscheidung verstärkt: "Die Menschen schauen genauer, bei wem, aber auch wofür sie ihr Geld ausgeben. Viele Konsumenten wollen lokale Händler unterstützen und kaufen deshalb im stationären Handel und bei heimischen Online-Shops."
Quellen: Institut für Österreichs Wirtschaft (iföw)


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