Gesundheitsmanager des Monats März/April 2022
Hanna Köttl, PhD
Lesedauer: 2 Minuten
Berufliche und persönliche Eckdaten
- Forscherin und Ergotherapeutin an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich
- PhD Studentin und Forscherin im Rahmen eines großen Marie Skłodowska-Curie Actions (MSCA) EU Horizon 2020 Programms in Tel Aviv
- Studiengansleiterin des Masterstudiums der Angewandten Gesundheitswissenschaften am IMC FH Krems
Interview:
Wie wird sich die Gesundheitswirtschaft weltweit in den nächsten Jahren entwickeln – was lernen wir aus der Corona-Pandemie?
Die Lebenserwartung der Österreicher*innen liegt im weltweiten Ländervergleich weit vorne. Es zeigt sich aber, dass die Anzahl der gesund verlebten Jahre weiterhin unter dem EU Schnitt liegen. Auf gesundheitspolitischer Ebene werden demnach in Zukunft verstärkt Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention gesetzt werden müssen, um das Gesundheitssystem effektiver und ressourcenschonender zu gestalten. Auch wird sich unser zukünftiges Gesundheitswesen durch vermehrte interprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit auszeichnen. Eine flächendeckende Primärversorgung ist ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung. Eine positive Entwicklung sehe ich außerdem dahingehend, dass durch die Pandemie der Zugang zu Telemedizin und Teletherapie erleichtert werden konnte. Auch die Bereitschaft diese zu nutzen hat sich sowohl unter Gesundheitsprofessionist*innen als auch in der Bevölkerung deutlich gesteigert.
Was möchten Sie im Bereich Gesundheitswirtschaft, dem Gesundheitssystem bzw. in der Gesundheitsversorgung Österreichs verändern?
Angesichts des demografischen Wandels und der älter werdenden Gesellschaft ist es mir ein großes Anliegen, negative Altersbilder aufzubrechen und über die alarmierenden Konsequenzen von Ageism zu sprechen. Ageism wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „Diskriminierung, Stereotype und Vorurteile basierend auf Alter“ definiert und schadet nicht nur nachweislich Gesundheit und Wohlbefinden, sondern führt auch zu horrenden Kosten im Gesundheitswesen. Im Sinne der UN Decade of Healthy Ageing möchte ich durch gezielte Aufklärungsarbeit dazu beitragen, eine gerechtere, inklusivere und qualitätsvollere Gesundheitsversorgung für Menschen jeden Alters zu gewährleisten. Mitgestalten möchte ich das Gesundheitswesen außerdem im Bereich der immer weiter voranschreitenden Technologisierung. Viele neue Technologien werden durch aufwendige und teure (Forschungs-)verfahren entwickelt, erfüllen jedoch häufig nicht den Zweck oder entsprechen nicht den Erwartungen der Endnutzer*innen. Eines meiner größten Anliegen ist es, Gesundheitstechnologien zu entwickeln, die den Bedürfnissen und Wünschen der Endnutzer*innen tatsächlich entsprechen und dienen. Als letzten wichtigen Aspekt der Gesundheitsförderung und Prävention möchte ich die Bedeutung von Health Literacy betonen und wünsche mir, dass schon im Kindergarten- und Schulalter gezielte Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenzen getroffen werden. Hierfür sind gut erforschte pädagogische und sozialwissenschaftliche Konzepte und Interventionen gefragt.
Welche Rolle wird dabei Ihre Vision, Strategie bzw. Geschäftsidee spielen?
In meiner Rolle als Studiengangsleiterin des Masterstudiengangs der Angewandten Gesundheitswissenschaften am IMC FH Krems darf ich maßgebend dazu beitragen, zukünftige Forscher*innen, Innovator*innen, Projektmanager*innen und Führungspersonen im Gesundheitswesen auszubilden und zu fördern. Außerdem führen wir im Department Gesundheit der IMC FH Krems innovative Projekte und Forschungsinitiativen mit nationalen und internationalen Kooperationspartner*innen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft durch und leisten somit wichtige Pionierarbeit im Bereich der Gesundheitsförderung und Digitalisierung in Österreich.