Analyse: Wirtschaftsmacht USA
Geopolitische Neuausrichtung als wirtschaftspolitische Herausforderung für die EU
Lesedauer: 1 Minute
Morgen entscheiden die US-Amerikaner:innen über ihr künftiges Staatsoberhaupt. Unabhängig davon, ob 2025 eine gemäßigte Präsidentin Kamala Harris oder erneut Präsident Donald Trump ins Weiße Haus einzieht, ist die Wahl für Europa eine richtungsweisende. Denn die USA sind nicht nur der wichtigste Wirtschaftspartner der EU, sie prägen als geopolitischer Akteur auch nachhaltig die globalen Wirtschaftsbeziehungen.
Im Mittelpunkt steht dabei die strategische Rivalität mit dem aufstrebenden China, die die USA zu einer protektionistischen Handelspolitik und massiven Investitionen in die eigenen industriellen Kapazitäten veranlasst. Europa gerät dabei zunehmend zwischen die Fronten des US-chinesischen Wirtschaftskriegs. Die WP-Analyse zieht eine erste Bilanz und liefert wirtschaftspolitischen Szenarien für beide möglichen Präsident:innen.
Handel zwischen China und den USA und mit anderen Partnern (2016-2023)
Index, Juni 2018=100
Schwerpunkte der WP-Analyse
- „Industrial turn“ in der US-Wirtschaftspolitik: der Inflation Reduction Act
- „Tech war unfolding“: USA und China im Kampf um die globale Technologieführerschaft
- „Caught in the crossfire“: Europa zwischen den geopolitischen Fronten
- „At the crossroads“: Szenarien möglicher Wahlsiege von Kamala Harris oder Donald Trump
Fazit
Die EU benötigt in jedem Fall ein geopolitisches Update. Vor allem gilt es, schleunigst den eigenen Wirtschaftsstandort zukunftsfit zu machen. Dazu gehört eine Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit durch einen vertieften Binnenmarkt und eine entschlossene, aktive Handelspolitik, die sich im Grundsatz offen zeigt, aber auch einsatzfähige Defensivkapazitäten bereitstellt.
Mit einer intelligenten und an die institutionelle Beschaffenheit der EU angepassten Industriestrategie, die Forschung und Innovation in den Mittelpunkt stellt, muss die Produktivitätslücke zu den anderen Wirtschaftsräumen geschlossen werden. Dazu braucht es eine sichere und leistbare Energieversorgung ebenso dringend, wie eine wirksame Strategie zur Fachkräftesicherung.
All diese Maßnahmen erfordern eine erhebliche Menge an frischem Kapital. Die Weiterentwicklung der Kapitalmarktunion wird dabei einen essenziellen Beitrag zur Mobilisierung privater Investitionen leisten.