WKO Analyse: HORIZON 2020
Österreichs Unternehmen nutzen den Rückenwind der EU für Innovation
Lesedauer: 4 Minuten
HORIZON 2020 ist das mehrjährige EU-Förderprogramm für Forschung und Innovation für den Zeitraum 2014 - 2020. Mit einem Gesamtvolumen von 77,2 Mrd. Euro ist es das größte seiner Art weltweit. Die Förderungen kommen überwiegend innovativen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu Gute.
In Kürze
- Nach etwas mehr als drei von insgesamt sieben Jahren Laufzeit (2014 - 2020) zeigt sich Österreich im EU-Forschungs- und Innovationsförderprogramm „Horizon 2020“ sehr erfolgreich.(1)
- Bisher wurden europäische Projektförderzusagen von insgesamt 638,8 Mio. Euro für österreichische Unternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Sonstige vertraglich fixiert.
- Dabei konnten die heimischen Unternehmen überdurchschnittliche 3,2 % der Mittel, die europaweit an die Wirtschaft gingen, lukrieren. Der Anteil Österreichs an der europäischen Wirtschaftsleistung beträgt ca. 2,4 %.
Mehr lesen
- Stand nach drei von sieben Jahren
- Hohe Erfolgsquoten für Österreich
- Themen für die Restlaufzeit in Ausarbeitung
- Fazit
Stand nach drei von sieben Jahren
Europaweit wurden in Horizon 2020 bisher für 13.031 Projekte, an denen sich 55.169 Akteure beteiligen, Förderungen von insgesamt 22,6 Mrd. Euro zugesprochen (Stand 28. Februar 2017). Das sind 29 % des Gesamtbudgets von 77,2 Mrd. Euro, wobei der Anteil der bereits vergebenen Mittel zwischen den Programmteilen von Horizon 2020 stark variiert.
Bei einigen für Unternehmen ansprechbaren Programmteilen ist erst ein geringer Teil vergeben und es sind in der Restlaufzeit noch überdurchschnittlich Mittel verfügbar. Z.B. in den Programmteilen „Zugang zu Finanzierung“ (bisher vergeben 0,3 %) und „Innovation in KMU“ (bisher vergeben 17,4 %).
638,8 Mio. Euro für Österreich | 237 Mio. Euro für österr. Unternehmen
Aus Österreich haben sich bisher 1.551 Akteure an 1.081 Projekten beteiligt. 596 der Beteiligungen stammen aus der Wirtschaft. Für österreichische Partner wurden 638,8 Mio. Euro an Förderungen fixiert. 237 Mio. Euro gingen bisher an heimische Unternehmen. Von den 1.081 Projekten werden 318 von Österreichern koordiniert.
Damit sind österreichische Partner an 8,5 % aller in Horizon 2020 europaweit geförderten Projekte beteiligt. Bezüglich der Anzahl der Partner kommen 2,8 % aller Beteiligten aus Österreich. Mit bisher 668,8 Mio. Euro fließen 2,8 % der bisher fixierten Horizon 2020-Fördermittel nach Österreich (Anteil Österreichs an der europäischen Wirtschaft: 2,4 %)
Erfolgsquote für Österreich überdurchschnittlich hoch: 16,9 %
Für Gesamteuropa und das Gesamtprogramm Horizon 2020 lagen die Erfolgs-
quoten für eine Beteiligung bisher bei durchschnittlich 14,8 %. Mit einer Erfolgsquote von 16,9 % liegt Österreich deutlich über der allgemeinen Erfolgsquote im Horizon 2020-Programm.
Die Struktur der Beteiligung an Horizon 2020 ist - je nach Leistungsfähigkeit der einzelnen Bereiche in den EU-Mitgliedstaaten - unterschiedlich. Die Beteiligung der österreichischen Wirtschaft ist aber selbst im Vergleich zu den Innovation Leadern Schweden, Dänemark und Deutschland gut. Geringfügig höher als in Österreich ist der relative Anteil der Beteiligungen von Unternehmen in Slowenien.
Beteiligungen nach Organisationstyp in ausgewählten Ländern (in %)
Beteiligungen nach Regionen
Nicht nur Fördergeld
Der finanzielle Rückenwind europäischer Fördermittel ist allerdings für viele Unternehmen nicht das überragende Motiv für eine Beteiligung. Tatsächlich sind jedenfalls Eigenmittel und eigene Sachkompetenz nötig, um mit einem Projekt in Horizon 2020 erfolgreich zu sein. Auch der thematische Fokus und das Zeitfenster, wo ein EU-gefördertes Forschungs- und Innovationsvorhaben zur Wettbewerbsfähigkeit beitragen kann, sind wichtig. Zu den wichtigsten Motiven für Betriebe zählen:
- die Einbindung in Netzwerke von Wissenschaftlern und Unternehmenspartnern
- Kosten- und Risikoteilung für größere Innovationsvorhaben
- Bündelung von Wissen und Kompetenzen
- Integration von Know-how aus Markt und Wissenschaft
- Verkürzung der Entwicklungszeit
- Zugang zu Forschungsinfrastruktur
- Zusammenarbeit mit Partnern, damit der Aufbau komplementärer Marktangebote mehrerer Unternehmenspartner in neu geschaffenen/erschlossenen Märkten gelingen kann.
Themen für die Restlaufzeit in Ausarbeitung
Die Arbeitsprogramme für die künftigen Themenschwerpunkte und die Weiterführung von Horizon 2020 sind in Ausarbeitung, wobei Österreichs offizielle Vertreter auch die für heimische Unternehmen relevanten Themenfelder direkt mitgestalten. Damit soll sichergestellt werden, dass heimische Akteure mit ihren Vorhaben auch einen Anknüpfungspunkt für Förderungen vorfinden.
Ende Februar 2017 hat die EU-Kommission eine Reihe von Vereinfachungen in der Abwicklung von Horizon 2020 umgesetzt, darunter auch die von der Wirtschaftskammer Österreich geforderte Vereinfachung bei der Gemeinkostenabrechnung und die Anerkennung der betriebsüblichen Praktiken bei der internen Leistungsverrechnung.
Die Diskussion über die künftige Gestaltung der Europäischen Forschungs- und Innovationsförderung und des Nachfolgeprogramms von Horizon 2020 (9. EU-
Forschungs- und Innovationsförderprogramm, FP9) für die Zeit nach 2020 hat
begonnen. Es ist klar, dass die Beteiligung von Unternehmen der stärkste Hebel für die Mobilisierung von privaten Investitionen in Forschung und Innovation und für einen Beitrag der EU zu Wachstum und Beschäftigung ist.
Für den Zugang zu Innovationspartnern und europäischen Fördermitteln werden österreichische Akteure auch weiterhin auf die gemeinsam von Bund und Wirtschaftskammer Österreich finanzierten Informations-, Beratungs- und Betreuungsdienstleistungen zu Horizon 2020 der FFG und ihrer Regionalpartner vertrauen können. Damit soll es gelingen, die österreichische Forschung und Innovation gut in die europäischen Kompetenznetzwerke zu integrieren und bis Programmende mindestens 1,5 Mrd. Euro an Rückflüssen nach Österreich zu lukrieren.
Fazit
Die österreichische Beteiligung an Horizon 2020 hat sich bisher relativ gut entwickelt. Die detaillierte Auswertung zeigt aber in einigen Technologie- und Wissenschaftsbereichen noch ungenützte Potentiale, die es zu heben gilt. Die europäischen Fördermittel von Horizon 2020 sowie die Vernetzung mit Forschungs- und Innovationspartnern in Europa sind wichtige Impulse für die Innovationsbemühungen der heimischen Unternehmen.
(1) Überblicksbericht zu Österreich in Horizon 2020, FFG, 24. Mai 2017, EU-Performance Monitoring für FTI im Auftrag von BMWFW, BMVIT und BMLFUW, 24. Mai 2017.