Österreichs Betriebe im Dickicht des Bürokratiedschungels
Der Zeitaufwand für bürokratische Aufgaben hat in den vergangenen drei Jahren stark zugenommen. Das ist nicht nur unangenehm. Es hat auch Folgen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen.
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Die Bürokratielast, die Österreichs Betriebe zu stemmen haben, wird immer schwerer. Laut einer Umfrage des Market Institutes berichten 59% der befragten Unternehmen und 72% der Klein- und Mittelbetriebe (KMU), dass der Zeitaufwand für Bürokratie in den vergangenen drei Jahren stark zugenommen hat.
Demnach wenden heimische Betriebe durchschnittlich 9,4 Stunden pro Woche für bürokratische Aufgaben auf; KMU kommen sogar auf durchschnittlich 19,3 Stunden bzw. 2,5 Arbeitstage pro Woche. Wenig verwunderlich, dass das Thema „Weniger Bürokratie” für Unternehmer:innen ganz oben auf der To-Do-Liste steht: Für 88% von ihnen stellt Bürokratie das größte Problem dar.
Zunehmende (EU-)Bürokratie schmälert Wettbewerbsfähigkeit
Angesichts harter globaler Konkurrenz und multipler geopolitischer Krisen stehen der Wirtschaftsstandort Österreich und Europa zunehmend unter Druck. Neben den hohen Kosten für Arbeit und Energie stellen ausufernde Informations-, Veröffentlichungs- und Berichtspflichten die österreichischen Unternehmen vor große Herausforderungen und schwächen sie im Wettbewerb.
Während der vergangenen fünf Jahre wurden in den USA rund 5.500 neue Rechtsakte erlassen. Im Vergleich dazu wurden in der EU mehr als 13.000 Rechtsakte beschlossen. Eine Bürokratieflut, die sich zunehmend auch auf die Exportaussichten auswirkt: 70% der heimischen Unternehmen sagen, dass Bürokratie auch im internationalen Wettbewerb ein Bremsklotz ist
Dass Österreich im internationalen Vergleich in punkto Bürokratieabbau Nachholbedarf hat, unterstreicht auch das World Competitiveness Yearbook 2024 des International Institute for Management Development (IMD): So hat Österreich weiter an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt und ist um zwei Ränge auf Platz 26 zurückgefallen. In der Kategorie „Effizienz der Regierung“ hat Österreich über die Jahre hinweg stark an Boden verloren und belegte 2024 nur mehr den 40. Rang – und verschlechterte sich damit gegenüber dem Vorjahr um vier Positionen.
Ausgehend von einer ohnehin schwachen Position hat sich Österreich auch in den zugehörigen Subkategorien, wie „Institutioneller Rahmen“ (2023 Platz 25 -> 29) oder „Wirtschaftsgesetzgebung“ (2023 Platz 33 -> 36), zuletzt weiter verschlechtert.
Fazit: Bürokratieabbau ist einer der Schlüssel für mehr Wettbewerbsfähigkeit
Im Sinne der Standortqualität sollte Regulierung konsequent nach dem Grundsatz „Weniger ist mehr“ gestaltet werden. Der Entfall von unnötigen Melde- und Informationspflichten, die Zurücknahme und künftige Vermeidung der Übererfüllung von EU-Vorgaben („Gold Plating“) oder eine klare europäische Strategie zur Verringerung der regulatorischen Belastung für Unternehmen stellen nur einige von vielen notwendigen Schritten zum Bürokratieabbau dar, der besser früher als später erfolgen sollte.
Deshalb luden die Abteilungen Rechtspolitik und Europapolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) erst vor kurzem hochkarätige Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ein, um über Wege aus dem Labyrinth der Bürokratie zu diskutieren.
Auch die WKO-Kampagne #brauchenwir rückt unter anderem das Thema Bürokratieabbau wieder stärker in den Mittelpunkt.