Europas Status als wirtschaftliche Großmacht bröckelt
Die EU liegt weit abgeschlagen hinter China, das den Handel mit den Entwicklungs- und Schwellenländern Asiens doppelt so stark ausgebaut hat
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Österreichs und Europas Wirtschaft stehen unter großem Druck. Im Zuge des rasanten Ausbaus grüner und digitaler Zukunftstechnologien ist ein wahrer Wettlauf um (kritische) Rohstoffe in Gang gekommen, zu deren Sicherung sich die großen Industrienationen um strategische Handelspartnerschaften mit rohstoffreichen Ländern und Regionen bemühen. Dass die EU-Handelspolitik dabei zusehends ins Hintertreffen gerät, belegt nicht nur das jahrzehntelange Tauziehen um das Handelsabkommen zwischen der EU und den MERCOSUR-Staaten. Auch der direkte Vergleich mit der chinesischen Handelspolitik lässt aufhorchen.
Chinas strategische Handelspolitik gewinnt global an Einfluss − Europa hinkt hinterher
So gelang es Peking zwischen 2012 und 2022, seinen Handel mit den Entwicklungs- und Schwellenländern Asiens um 151 % – und damit rund doppelt so stark wie die EU (76 %) – auszubauen. Auch mit dem Mittleren Osten und Zentralasien wuchs Chinas Handel um 71 % (EU 13 %). Ebenso kam es in Afrika mit 42 % zu einem bedeutsamen Zuwachs des Handels mit China, wohingegen dieser mit der EU um lediglich 11 % anwuchs.
Grafik downloadenWill Europa zentraler Akteur im Welthandel bleiben, wird es sich stärker mit den Interessen außereuropäischer Handelspartner auseinandersetzen müssen. Laut Stiftung Wissenschaft und Politik wächst der Widerstand gegen unilaterale Maßnahmen der EU, etwa bei umfangreichen Sozial- und Nachhaltigkeitsstandards, CBAM und Patentschutzregelungen, gegenüber der Datenschutzgrundverordnung und handelspolitischen Schutzinstrumenten. Europa wird als Festung wahrgenommen, die wirtschaftlichen Protektionismus mit Dominanzstreben vereint.
Fazit: Offenheit und internationaler Freihandel sind auch in Zukunft die beste Wahl
Um Wachstum und Wohlstand in Europa zu sichern und die Twin Transition erfolgreich zu gestalten, sind funktionierende Handelsbeziehungen unumgänglich. Daher muss eine zukunftsgerichtete EU-Handelspolitik auch weiterhin für Offenheit und internationalen Handel einstehen. Diese Politik gilt es aktiv zu gestalten, etwa durch den Abschluss neuer Handels- und Investitions(schutz)abkommen und weitere Kooperationen mit Drittstaaten auf Augenhöhe, wie digitale Partnerschaften und Rohstoffdialoge.