First steps: Einfache Energiespartipps und -tricks für den Handel
Erste Schritte: So einfach geht es
Lesedauer: 6 Minuten
Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind zwei sehr Worte, die einiges an Inhalt umfassen, und für die Sie daher als Händler:in im Geschäftsalltag eher weniger Zeit finden werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die ersten Schritte zu nachhaltigem Handeln mühsam und langwierig sein müssen.
Warum sollten Sie diesen Leitfaden lesen?
Vor allem die ersten Schritte sind oft nicht so aufwendig, wie man vermuten mag: Sie können mit einfachen organisatorischen Maßnahmen Ihre Energiekosten merklich senken und gleichzeitig dazu beitragen, klimaschädliche Emissionen zu verringern.
Durchschnittlich können Sie Ihren Energieverbrauch allein durch einfache, kostengünstige und mit geringem Aufwand verbundene Energieeffizienzmaßnahmen um 15 - 20 % senken. Klingt gut? Ist es auch!
Wie sollten Sie diesen Leitfaden lesen?
Wir wissen, dass nicht jede Person gleich viel Einfluss auf genutzte Räumlichkeiten und die installierten Systeme nehmen kann - nur selten sind Sie selbst auch im Besitz des Standorts; manchmal nutzen Sie nur ein Stockwerk, manchmal nur einen Raum; Sie sind eingemietet oder befinden sich in einem denkmalgeschützten Gebäude.
Dieser Leitfaden soll Ihnen einen Einblick in die Möglichkeiten zur Setzung von Energieeffizienzmaßnahmen geben – von kleinen [basic] Schritten, die Sie in fast jedem Eigentumsverhältnis setzen können, bis hin zu aufwendigeren [advanced] Maßnahmen, die meist Expertenunterstützung benötigen. Potentiale aus dem Bereich [professional], die außerdem auch gewisse Freiheiten im Umgang mit den Räumlichkeiten voraussetzen – zumindest aber mit Vermieter:innen oder Eigentümer:innen besprochen werden können – sind in diesem Leitfaden einmal ausgenommen.
Sie nehmen sich einfach das mit, das in Ihrer aktuellen Situationen für Sie möglich ist.
Jeder Leitfaden wird von einer Checkliste begleitet, mit der Sie Ihren Status überprüfen können. Damit sehen Sie auf einen Blick, welche Maßnahmen Sie bereits umgesetzt haben und an welchen Stellen Sie noch nachjustieren können.
Inhaltsverzeichnis
Vertragscheck: Treue wird nicht immer belohnt
Zu cool ist uncool – der Blick auf die Kühlmöbel
Feierabend für alle – auch Ihre Geräte
Teamwork works: motivieren Sie Ihre Kolleg:innen
Kommunikation Teil 2 – alle sind eingebunden
Vertragscheck: Treue wird nicht immer belohnt
[basic]
Jahrelang bei ein- und demselben Energieanbieter zu bleiben, mag zwar bequem sein, wirtschaftlich sinnvoll ist es aber nicht immer. Haben Sie die Möglichkeit, Ihren Anbieter zu wechseln, so prüfen Sie mindestens einmal jährlich die Verträge mit Ihren Energiezulieferern, um sich dauerhaft günstige Preise für Strom, Gas, Öl und Co. zu sichern.
Die folgenden Schritte helfen dabei:
Schritt 1: Vertragskonditionen vergleichen
Vergleichen Sie Ihre und Bezugspreise mit den aktuellen Marktpreisen.
Eine Hilfestellung zum Vergleich der Vertragskonditionen findet imSchritt 2: Bezugspreise analysieren
Stimmt alles mit den Netzentgelten, der Stromsteuer, den Zuschlägen für KWK?
Schritt 3: Bemessungsgrundlage überprüfen
Checken Sie, ob der Energieeinkauf für Ihren Betrieb auch sinnvoll bemessen wird: Gibt es beim Strom eine Jahresbezugsmenge oder werden Sie nach Maximalleistung abgerechnet?
Schritt 4: Alternative Tarife prüfen
Ist vielleicht Ökostrom eine Alternative für Sie? Die Tarife sind oft nicht (viel) teurer und Sie können einen entsprechenden Hinweis zu Ökostrombezug in Ihrem Geschäft anbringen. Oft ein Pluspunkt bei Ihren Kund:innen.
Zu cool ist uncool – der Blick auf die Kühlmöbel
[basic]
Richtige Temperaturwahl:
Sie sind schnell einmal überdreht und damit ein wenig zu cool - Die Rede ist von Ihren Kühlmöbeln. Achten Sie hierbei auf die Vorgaben zur Lebensmittelsicherheit: Je nach Produkten genügen 4°C, 7°C oder 9°C in den Kühlschränken, in Tiefkühltruhen -20 °C oder - 18 °C. Für jeden zu tief eingestellten Temperaturgrad brauchen Sie 4 - 6 % mehr Energie – und Sie zahlen drauf.
Auch hilft es, im Kühlmöbel zu sortieren – also alles, mit einem Bedarf von 4°C in einen Schrank, alles mit einem Bedarf von 7°C in einen anderen Schrank und dann diesen auch auf die 7°C einstellen.
Reifbildung vermeiden:
Werden Waren in Ihren Kühlmöbel einsortiert, sollten diese bereits abgekühlt sein – vor einem Einfrieren vorgekühlt. Dann haben Sie keinen Ärger mit Reifbildung in Ihren Kühl- und Gefrierschränken. Dieser Reif sorgt nämlich ebenfalls für zusätzlichen Energieverbrauch.
Regelmäßig Abtauen:
Und falls Sie vor lauter Eisklumpen Ihre Waren in der Kühltruhe nicht mehr sehen können, ist es allerhöchste Zeit zum Abtauen. Das spart Energie und Ihre Kund:innen finden sicher, dass es cooler aussieht.
Weniger ist mehr:
Nutzen Sie lieber weniger und dafür aber gut gefüllte Kühlmöbel. Dann kann beim Öffnen der Türen weniger warme Luft von außen hineinströmen. Schalten Sie nicht benötigte Kühlmöbel aus. Schließen Sie die Türen so schnell wie möglich.
Kühlmöbel frei atmen lassen:
Die Lüftungsöffnungen, also die Gitter von Kühlmöbeln, dürfen nicht zugestellt werden. Sie verbrauchen sonst bis zu 10 % mehr Strom. Auch der Staub, der sich in den Gitterchen, also den Wärmetauschern auf der Rückseite gerne verfängt, sorgt für Ineffizienz. Davon abgesehen, dass er auch nicht schön aussieht, erhöht der Dreck den Energieverbrauch um mehr als 5 %. Also am besten mindestens zweimal im Jahr entstauben.
Dichtungen regelmäßig prüfen:
Sind die Türrahmendichtungen spröde oder rissig, erfüllen sie nicht mehr ihren Job und müssen ausgetauscht werden.
Feierabend für alle – auch Ihre Geräte
[basic / advanced]
Nach Ladenschluss können Sie und Ihre Mitarbeiter:innen in den Feierabend gehen – gönnen Sie auch Ihren elektrischen Geräten eine Pause.
Kühlmöbel:
Decken Sie die Kühltruhen nach Ladenschluss ab. Kühlmöbel mit Produkten, die nicht gekühlt werden müssen wie z. B. Getränke sollten übers Wochenende ausgeschaltet werden.
Beleuchtung:
Licht aus in Bereichen, in denen sich keine Personen aufhalten. Gerade nach Ladenschluss sollten Sie die Beleuchtung abschalten. Am besten Merkzettel an strategischen Punkten aufhängen, damit die letzten Mitarbeiter:innen auch daran denken.
Informationen zu Alternativen, wie automatisierte Regelungen finde Sie ins unseremElektrogeräte:
Schalten Sie im Büro und auf den Verkaufsflächen Elektrogeräte aus: PC‘s, Drucker, Ausstellungsstücke, Screens, Kaffeemaschinen, Wasserkocher, etc. Praktisch sind Mehrfach-Steckerleisten, die Sie mit einem Knopfdruck vom Netz nehmen können.
Lüftung / Heizung:
Die optimalen Temperaturen auf Verkaufs-, Lager- und Büroflächen sind unterschiedlich. Nach Ladenschluss und vor allem am Wochenende hilft Ihnen eine einfache Regelungstechnik dabei zum Beispiel, Absenkzeiten der Konditionierung voreinzustellen. Hierfür kann es jedoch die Einbindung der Eigentümer:innen oder des zuständigen Facility Managements benötigen.
Informationen zu automatisierter Regelung finde Sie ins unseremTeamwork works: motivieren Sie Ihre Kolleg:innen
[basic]
Richtig erfolgreich werden Sie mit Ihrer Energiesparoffensive nur, wenn alle mitmachen. Zeigen Sie Ihrem Team, wo Energie eingespart werden kann und wie Anlagen oder Geräte korrekt und effizient bedient werden.
Fragen Sie im Team aktiv nach, ob es noch weitere Möglichkeiten gibt, im Betrieb Geld einzusparen. Die besten Ideen kommen meist aus dem Arbeitsalltag, die Mitarbeiter:innen dann ihre täglichen Arbeitsschritte auch einmal hinterfragen. Wettbewerbe oder Teamprojekte sind ebenfalls gute Möglichkeiten, um gemeinsam Energiesparlösungen zu finden.
Jede:r kann verstehen, dass sich reduzierte Verbräuche und sinkende Betriebskosten mit mehr Geld in der Kassa bemerkbar machen. Vielleicht ermöglicht das Ersparte ein nettes Picknick für Ihr Team? Sie können das – teamwork works!
Kommunikation ist alles
[basic]
Wie mit so vielen Dingen ist auch im Punkto Nachhaltigkeit klare Kommunikation spielentscheidend. Konkrete Arbeitsanweisungen sind hier das A und O – also wer wann was genau zu tun hat.
Erinnern Sie Ihr Team daran, Ihnen Schäden oder Fehlfunktionen an Geräten mitzuteilen, damit Sie diese schnell beheben können. So kann z.B. eine defekte Gummidichtung an einem Kühlschrank bereite einen hohen Mehrverbrauch an Strom verursachen. Und im Energiebereich spielt der Faktor Zeit eine herausragende Rolle: je länger etwas mehr verbraucht, als es eigentlich sollte, umso teurer wird das Ganze.
Kommunikation Teil 2 – alle sind eingebunden
[basic]
Nicht nur die Kommunikation zu Ihren Mitarbeiter:innen ist ein wichtiges Element auf dem Weg des nachhaltigen Handelns – auch die Kommunikation zu Ihren Kund:innen ist wichtig. Diese hat zum einen natürlich einen "Marketingeffekt", zum anderen ist z.B. ein zügiges Schließen von Kühlmöbeltüren ebenso nur möglich, wenn Ihre Kund:innen mitmachen.
Erzählen Sie Ihren Kund:innen, dass Klimaschutz ein wichtiges Thema für Sie ist. Aushänge oder Schilder, auf denen Sie Ihre Klimaschutzmaßnahmen kurz erklären, sind gut für eine positive Außenwahrnehmung und Sie binden an entsprechender Stelle alle mit ein.
↓ Download Checkliste: "First steps: Einfache Energiespartipps und -tricks" (.pdf)Der vorliegende Leitfaden wurde mit freundlicher Genehmigung von der HDE Klimaschutzoffensive des Handels übernommen. Aktualisierungen und Anpassungen auf österreichische Rahmenbedingungen wurden von Expert:innen der AEA (Austrian Energy Agency) durchgeführt.