Mehr Energieeffizienz durch Dämmmaßnahmen
Keine Energie verheizen: Wie Sie Wärmeverluste über die Gebäudehülle vermeiden
Lesedauer: 10 Minuten
Im Winter wohlig warm und im Sommer angenehm kühl: Sie wissen, wie wichtig eine angenehme Atmosphäre zum Wohlfühlen im Handel ist. In Ihren Verkaufsräumen können Sie bereits mit ein paar Handgriffen Einsparungen beim Heizen erzielen – und zwar sowohl als Eigentümer:in, wie auch als Mieter:in.
Warum sollten Sie diesen Leitfaden lesen?
Neben der richtigen Regelung spielt auch das Gebäude selbst – genauer gesagt seine Hülle –bei der Minimierung von Wärmeverlusten eine wesentliche Rolle. Dach, Wände, Fenster, Türen und Böden wollen gut gedämmt sein, damit wenig Energie zum Heizen benötigt wird. Außerdem verhindern warme Wände, dass sich Feuchtigkeit und Schimmel an diesen bilden. Damit tragen sie ebenfalls zu einem gesunden Raumklima bei.
Und das lohnt sich: Je nach gesetzter Maßnahme bzw. Maßnahmenkombination und vorherigem Zustand können bis zu 50 % und mehr an Wärmebedarf (und damit auch Heizkosten) eingespart werden.
Wie sollten Sie diesen Leitfaden lesen?
Wir wissen, dass nicht jede Person gleich viel Einfluss auf genutzte Räumlichkeiten und das zugehörige Gebäude nehmen kann - nur selten sind Sie selbst auch im Besitz des Standorts; manchmal nutzen Sie nur ein Stockwerk, manchmal nur einen Raum; Sie sind eingemietet oder befinden sich in einem denkmalgeschützten Gebäude.
Dieser Leitfaden soll Ihnen einen Einblick in die Möglichkeiten zur Wärmdämmung geben – von kleinen [basic] Schritten, die Sie in fast jedem Eigentumsverhältnis setzen können, bis hin zu aufwendigeren [advanced] bzw. [professional] Maßnahmen, die meist sowohl Expertenunterstützung benötigen, als auch gewisse Freiheiten im Umgang mit den Räumlichkeiten – zumindest aber können sie mit Vermieter:in besprochen werden.
Sie nehmen sich das mit, das in Ihrer aktuellen Situationen für Sie möglich ist.
Jeder Leitfaden wird von einer Checkliste begleitet, mit der Sie Ihren Status überprüfen können. Damit sehen Sie auf einen Blick, welche Maßnahmen Sie bereits umgesetzt haben und an welchen Stellen Sie noch nachjustieren können.
Inhaltsverzeichnis
Verkleiden und abdichten: Kleine Aktionen mit großer Wirkung
Alles dicht: Fenster abdichten - wie geht das?
Alles Indoor: Spalten unter den Türen – was ist zu tun?
Lange Leitung: Wenn nicht nur die Heizkörper heizen
Welche Wärmedämmung ist die richtige?
Eingepackt: Ein dicker Pulli für die Fassade
Alternativ: Innendämmung leicht gemacht
Wärmeschutzverglasung für Ihr Schaufenster
Aufgeklebt: Reflexions-, Isolier- und Kälteschutzfolien
Glasklar: Isoliergläser und Sonnenschutz
Alles neu: auf was achten bei Neubauten
Eine schützende Haube - auch das Dach gehört gedämmt
Verkleiden und abdichten: Kleine Aktionen mit großer Wirkung
Schon mit kleineren Maßnahmen lassen sich Energiefresser in Räumen und Gebäuden beseitigen. Schauen wir hierzu zunächst Richtung Fenster – und nein, Sie müssen auch nicht sofort in neue Fenster investieren. Manchmal genügen auch schon neue bzw. zusätzliche Fensterdichtungen. Mit Kunststoff oder Silikondichtungen lassen sich Wärmeverluste bereits spürbar verringern.
Danach werfen wir einen Blick in Richtung Türen und Heizungsrohre.
Alles dicht: Fenster abdichten - wie geht das?
[basic]
Machen Sie den Dichtungstest! Ob Ihre Fenster gut abgedichtet sind, können Sie ganz einfach testen: Klemmen Sie ein Blatt Papier zwischen Fenster und Fensterrahmen und schließen Sie das Fenster. Wenn sich das Blatt herausziehen lässt, ist das Fenster undicht.
"Fällt" Ihr Fenster durch beim Test so können Sie nachhelfen:
Zur Abdichtung benötigen Sie ein einfaches Dichtungsband (z.B. aus dem Baumarkt), einen Cutter, ein Geschirrtuch, einen Zollstock und eventuell etwas Ethanol zur Reinigung der Fensterrahmen.
Bei Kastenfenstern reicht es, nur das innere Fenster abzudichten, da sich sonst Kondenswasser im Scheibenzwischenraum bildet – und das kann Schimmel verursachen.
Schritt 1:
Messen Sie als erstes die Fensterumrandung aus und schneiden Sie das Dichtungsband auf die benötigte Länge zu.
Schritt 2:
Damit die Dichtung gut haften kann, den Fensterrahmen vorher reinigen. Hierzu am besten Ethanol verwenden, da es keine Rückstände hinterlässt wie z. B. Spülmittel.
Schritt 3:
Die Dichtungsbänder sind selbstklebend und müssen nur von der Folie befreit werden. Wichtig sind sauber verklebte Ecken, damit sich das Fenster noch einwandfrei schließen lässt.
Wenn Sie fertig sind, können Sie den Dichtungstest mit Papier wiederholen und checken, ob jetzt alles dicht ist.
Alles Indoor: Spalten unter den Türen – was ist zu tun?
[basic / advanced]
Auch im Innenbereich kann es "ziehen" – nämlich dann, wenn Türen zwischen warmen und kalten Räumen nicht vollständig schließen.
Wertvolle Wärme kann zum Beispiel schwerer entweichen, wenn Sie mit ein paar Schrauben sogenannte Zugluftbürsten beim Übergang vom wärmeren zum kühleren Gebäudebereichen anbringen. Die kleinen Besen zwischen Tür und Boden sieht man kaum und sie sind bereits für wenige Euro zu haben.
Es kann sein, dass die Spalten unter den Türen zum Lüftungskonzept gehören und entsprechend für einen funktionierenden Luftaustausch in Ihren Räumlichkeiten notwendig sind. Diese Maßnahme daher vor Umsetzung mit Lüftungstechniker:in, Facilitymanagement oder Vermieter:in abstimmen.
Lange Leitung: Wenn nicht nur die Heizkörper heizen
[advanced]
Auch Heizungsrohre können Wärmeverluste bewirken. Verkleiden Sie Ihre Heizungsrohre mit speziell vorgefertigten Dämmstoffen – dann bleibt das warme Wasser im Inneren des Rohres auf seinem Weg zum Heizkörper warm.
Sprechen Sie hierzu mit Ihrem Spezialisten, der Hausverwaltung oder Vermieter:in.
Welche Wärmedämmung ist die richtige?
Befindet sich Ihr Geschäft in einer gemieteten Ladenfläche? Dann lohnen sich bereits kleinere Aktionen wie neue Fensterdichtungen (siehe vorangegangenes Kapitel). Für Schritte zur Dämmung bzw. Sanierung der Gebäudehülle sprechen Sie mit der für Sie zuständigen Ansprechperson, der Hausverwaltung und/oder Vermieter:in über bestehende Möglichkeiten und dieses Leitfadenkapitel.
Sind Sie Gebäudeeigentümer:in, können sich auch größere Baumaßnahmen rentieren – schließlich wollen Sie Ihr Geld ja nicht langfristig verheizen.
Grundsätzlich gilt:
Bei Neubauten und Sanierungen muss die OIB-Richtlinie 6 Energieeinsparung und Wärmeschutz eingehalten werden. Diese Richtlinie gibt Mindestanforderungen an die thermische Qualität einzelner Bauteile (die sogenannten U-Werte) und an die Gesamtenergieeffizienz des Gebäudes vor. Holen Sie sich Tipps von einer Energieberatung zu für Sie geeignete Dämmmaßnahmen. Wenden Sie sich am besten an die Ansprechperson des regionalen Energieeffizienzprogramms Ihres Bundeslandes.
Eingepackt: Ein dicker Pulli für die Fassade
[advanced / professional]
Über die Außenfassade entweicht die meiste Wärme. Deshalb muss sie nach den Anforderungen der OIB-Richtlinie 6 auch gut gedämmt sein. Am Markt sind zahlreiche Dämmmaterialien – auch aus nachwachsenden Rohstoffen – Konstruktions- und Montagevarianten sowie Oberflächendesigns erhältlich. Welche für Ihren Anwendungsfall die richtigen sind, ist abhängig von Zielsetzung, vor-Ort-Gegebenheiten und am Ende des Tages natürlich auch vom verfügbaren Budget.
Ein kleiner Eindruck für alle Eigentümer:innen und als Diskussionsgrundlage für alle Eingemieteten - zur Dämmung der Außenhaut eines Gebäudes finden sich zwei zentrale Ausführungsvarianten:
- Hinterlüftete Fassaden (also eine mehrschichtige Außenwandkonstruktion), bei denen die äußerste Hülle durch eine Luftschicht von den dahinterliegenden Lagen getrennt ist. Diese Luftschicht ist sehr wichtig, denn sie sorgt dafür, dass Regen- und Tauwasser, aber auch austretende Feuchtigkeit aus dem Gebäude wieder abtrocknen kann. Der Vorteil von vorgehängten hinterlüfteten Fassaden ist der verbesserte sommerliche Wärmeschutz und dass die äußerste Fassadenverkleidung in den unterschiedlichsten Arten gestaltet werden kann, z. B. aus Holz oder sogar mit flächigen Fassadenbegrünungen.
- An die Außenwand geklebte oder mechanisch befestigte Wärmedämmverbund (WDV)-Systeme bestehen aus mehreren Komponenten, die als vorgefertigtes System auf die Fassade aufgebracht werden. Bei WDV-Systemen ist keine Luftschicht nötig, da der Außenputz die Dämmung vor Feuchtigkeit schützt. Ihr großer Vorteil sind die geringeren Kosten.
Alternativ: Innendämmung leicht gemacht
[advanced / professional]
Als Alternative zur Außendämmung kann auch eine Dämmung von innen durchgeführt werden. Diese hat viele Vorzüge, die eine Fassadendämmung nicht immer bieten kann, z.B. wenn das genutzte Gebäude unter Denkmalschutz steht und die Fassade erhalten bleiben muss oder wegen angrenzenden Gebäuden in der Innenstadt der Aufbau von Gerüsten zu aufwendig oder gar nicht erst möglich ist.
Das Thema "Innendämmung" lässt sich, sollte eine Außendämmung nicht machbar sein, daher als Eigentümer:in in Betracht ziehen – oder als guten Anstoß in das Gespräch mit den Vermieter:innen einbringen.
Auch wenn Sie nur einzelne Wände dämmen möchten, ist die Innendämmung eine gute Wahl. Sie kann, anders als die Außendämmung, zu jeder Jahreszeit durchgeführt werden. Bei der Innendämmung werden die Dämmplatten von innen an die Wand geklebt.
Bei fachgerechter Ausführung (d.h. ohne Risiko für Wärmebrücken und somit Schimmelbildung) lassen sich auch hier gute Ergebnisse erzielen. Die Expert:innen beraten Sie gerne.
Wärmeschutzverglasung für Ihr Schaufenster
Das Schaufenster ist Ihre Visitenkarte nach draußen. Ihre Waren sollen darin optimal präsentiert und ohne Spiegelungen sichtbar sein. Ein Schaufenster soll aber auch schmutz- und wasserunempfindlich sein und die behagliche Wärme im Verkaufsraum halten.
Aufgeklebt: Reflexions-, Isolier- und Kälteschutzfolien
[basic]
Sind neue Scheiben keine Option, können auch Isolier- oder Kälteschutzfolien auf die Schaufenster geklebt werden. Die Energiesparfolie wirft die Wärmestrahlung eines Raumes zurück und hindert die warme Innenluft daran, sich an der Fensterscheibe abzukühlen.
Natürlich können Folien auch als zusätzlicher Wärmeschutz ergänzt werden.
Glasklar: Isoliergläser und Sonnenschutz
[advanced / professional]
Einfach verglaste Fenster lassen sehr viel Wärme entweichen und sollten im Falle eines Fenstertausches möglichst durch Fenster mit zwei- oder dreifach-Isolierverglasung ersetzt werden. Neben der hohen Energieersparnis von ca. 80 % profitiert man auch von erhöhtem Schallschutz.
Isoliergläser eignen sich ideal für Schaufenster, da sie gute schall- und wärmedämmende Eigenschaften aufweisen. Auf das Glas aufgetragene Metallschichten reflektieren die UV-Strahlen und helfen ein übermäßiges Aufheizen des Raumes zu verhindern. Andersherum sorgen spezielle Fensterscheiben und Gasfüllungen zwischen den Scheiben dafür, dass Wärme so wenig wie möglich nach außen abgegeben wird. So herrscht im Sommer wie im Winter ein angenehmes Raumklima.
Der wirkungsvollste Sonnenschutz für Schaufenster sind eine außenliegende Markise oder ein baulicher Überstand. Aufgetragene Metallschichten können helfen - besonders in Mietobjekten - wirken aber nicht so gut wie außenliegender Sonnenschutz (Markisen, bauliche Überstände oder Raffstore, die das gesamte Fenster abschatten).
Nicht immer genügt es, nur das Glas zu tauschen. Häufig sind Kunststoffrahmen brüchig, ausgebleicht, entsprechen nicht den notwendigen Dämmwerten bzw. sind für Zwei- oder Dreischeibenverglasung konstruktionstechnisch nicht geeignet.
Bei Holz-Schaufenstern, die im Bodenbereich eingesetzt werden, machen sich häufig Verwitterungen bemerkbar. Stimmen sie sich mit Ihren Fachexperten ab.
Im Denkmalschutz ist ein Fensterscheibentausch eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen kann.
Alles neu: auf was achten bei Neubauten
[professional]
Bei einem Neubau sollte schon während der Planung darauf geachtet werden, dass Schaufenster, die Richtung Osten, Süden oder Westen ausgerichtet sind, mit außenliegendem Sonnenschutz versehen werden. Das können beispielsweise bauliche Überstände oder Markisen sein. Damit kann großer Hitzeeintrag und die sonst notwendige Energie für die Klimatisierung vermieden werden. Gegen visuelle Blendung kann innenliegender Blendschutz angebracht werden.
Eine schützende Haube - auch das Dach gehört gedämmt
[advanced / professional]
Wussten Sie, dass auch durch ein schlecht gedämmtes Dach viel Heizenergie verloren gehen kann? Das sind unnötige Ausgaben für Ihre Betriebskasse.
Auch hier ist wieder darauf zu achten, ob es sich bei der Immobilie um Ihr Eigentum handelt, oder ob Sie eingemietet sind und das Thema "nur" mit Vermieter:in diskutieren können.
Bei einer Dämmung des Daches ist entscheidend, ob es sich um ein einstöckiges oder mehrstöckiges Gebäude handelt – davon hängt der Anteil der Energiemenge ab, der über das Dach verloren geht.
Ob sich eine Investition lohnt, kommt auch auf das Dach an:
Bei einem Spitzdach kann auf, unter und zwischen den Dachsparren (das sind die Träger eines Daches) gedämmt werden. Bei der Zwischensparrendämmung wird das Dach von innen dicht gemacht. Hier verwendet man z. B. oft Mineralwollplatten, denn diese lassen sich selbst bei Altbauten einfach nachrüsten.
Bei einer Außendämmung des Daches, der sogenannten Aufsparrendämmung, werden über die gesamte Dachfläche Dämmelemente verlegt. Der Vorteil ist hier, dass Wärmebrücken zwischen Sparren und Zwischenwänden vermieden werden.
Die Dämmung von Dächern erfordert handwerkliches und technisches Know-how. Da undichte Stellen später zu Bauschäden führen können, ist eine saubere und fachgerechte Ausführung das A und O. Sie sollten daher einen Profi zu Rate ziehen.
Wir hoffen, Sie können mit diesen Hilfestellungen erste Effizienzmaßnahmen schnell und einfach umsetzen.
Der vorliegende Leitfaden wurde mit freundlicher Genehmigung von der HDE Klimaschutzoffensive des Handels übernommen. Aktualisierungen und Anpassungen auf österreichische Rahmenbedingungen wurden von Expert:innen der AEA (Austrian Energy Agency) durchgeführt.