WK-Gewerbe und Handwerk: Rezession erfordert Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit
Die Konjunkturdaten für das dritte Quartal 2024 zeigen eine deutlich verschlechterte wirtschaftliche Situation im Kärntner Gewerbe und Handwerk. Trüb ist auch der Ausblick bis Jahresende.
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Die aktuellen Konjunkturdaten für das dritte Quartal 2024 von KMU Forschung Austria zeichnen ein deutlich verschlechtertes Bild der wirtschaftlichen Situation im Kärntner Gewerbe und Handwerk. Auch die Stimmung unter den Unternehmen hat sich im Vergleich zum Vorjahresquartal merklich eingetrübt: Der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage als „schlecht“ beurteilen, ist auf 28 % gestiegen (Vorjahr: 16 %), während die Zahl der positiv bewerteten Geschäftslagen von 16 % auf 18 % nur leicht zugenommen hat. Gleichzeitig ist der Anteil der Betriebe, die von einer saisonüblichen Geschäftslage sprechen, von 68 % im zweiten Quartal 2024 auf 54 % gesunken. Der Saldo der Geschäftslagenbewertungen liegt im dritten Quartal 2024 bei -10 Prozentpunkten, was eine signifikante Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr bedeutet, als die Bewertungen noch ausgeglichen waren. Diese Zahlen verdeutlichen die allgemeine wirtschaftliche Verunsicherung, die besonders durch rückläufige Auftragseingänge verstärkt wird. Peter Storfer, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WK Kärnten, bringt es auf den Punkt: „Gewerbe und Handwerk stecken weiter in der Rezession, die Herausforderungen für die Unternehmen sind aktuell enorm.“
Investitionsgüternahe & konsumnahe Branchen im Vergleich
In den investitionsgüternahen Branchen, die Aufträge sowohl aus dem privaten als auch öffentlichen Sektor erhalten, zeigt sich eine leichte Erholung bei der Auslastung. Der durchschnittliche Auftragsbestand sichert eine Vollauslastung für 12,3 Wochen, was annähernd dem Niveau des Vorjahres entspricht. Der Anteil der Betriebe, die über eine Auslastung von 10 bis 19 Wochen verfügen, ist auf 45 % gestiegen, während der Anteil der Unternehmen mit sehr kurzer oder sehr langer Auslastung gesunken ist. Storfer: „Die Situation ist derzeit sehr branchenabhängig. Vor allem der Hochbau und Wohnungsbau klagen über eine schlechte Auftragslage. Jene Firmen hingegen, die vorwiegend Sanierungen machen, haben eine vergleichsweise gute Auslastung.“ Im konsumnahen Bereich ist die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal insgesamt negativ: Nur 12 % der Unternehmen hatten Umsatzsteigerungen, 27 % verzeichneten Umsatzeinbußen (61 % unverändert). Die Situation hat sich somit gegenüber dem Vorquartal wieder verschlechtert. Der Saldo beträgt nun minus 15 Prozentpunkte.
Vergleich Kärnten-Österreich
Die Konjunkturdaten des dritten Quartals 2024 zeigen im Vergleich zwischen Kärnten und dem österreichischen Gesamtdurchschnitt ein eindeutiges Bild. Österreichs südlichstes Bundesland schneidet in allen Bereichen schwach ab. Während österreichweit 25 % der Betriebe von steigenden Auftragseingängen und Umsätzen berichten, sind es in Kärnten lediglich 18 %. Gleichzeitig meldet Kärnten mit 33 % einen höheren Anteil an Betrieben mit Umsatzrückgängen als der nationale Durchschnitt von 25 %. Auch die Beurteilung der Geschäftslage fällt weniger positiv aus. Der Saldo der Geschäftslagebewertungen liegt mit -10 %-Punkten leicht unter dem österreichweiten Durchschnitt von -9 %-Punkten.
Positive Aspekte für Kärnten
Ein positiver Aspekt ist der Auftragsbestand in den investitionsgüternahen Branchen. Kärnten weist hier mit 71 % des Auftragsvolumens aus privaten und gewerblichen Aufträgen eine stabile Auftragsstruktur auf, vergleichbar mit Bundesländern wie Tirol oder Niederösterreich. Beim Anteil der Betriebe mit einer Auslastung von 10 bis 19 Wochen liegt Kärnten mit 45 % österreichweit an der Spitze.
Unterdurchschnittliches Abschneiden Kärntens
Bei der Umsatzentwicklung in den konsumnahen Branchen im dritten Quartal 2024 liegt Kärnten mit einem Saldo von -15 %-Punkten unter dem nationalen Durchschnitt von -8 %-Punkten. Die Zahl der Betriebe mit gleichbleibenden Umsätzen (61 %) ist vergleichbar mit dem österreichischen Durchschnitt.
Ausblick 2024 für Kärnten
Die Erwartungen für das vierte Quartal sind deutlich pessimistischer als im österreichischen Durchschnitt. Während der österreichweite Saldo der Auftragseingangs- und Umsatzerwartungen bei -13 Prozentpunkten liegt, fällt dieser Saldo mit -21 Prozentpunkten noch negativer aus. 14 % der Betriebe erwarten eine Steigerung der Aufträge, während österreichweit 16 % von einem Anstieg ausgehen. Zugleich geben 35 % der Unternehmen an, mit Rückgängen zu rechnen, was den nationalen Durchschnitt von 29 % übersteigt. Storfer betont abschließend: „Auch wenn die Stimmung aktuell von Zurückhaltung und Unsicherheit geprägt ist, sind unsere Betriebe darauf eingestellt, den Herausforderungen mit Flexibilität und Engagement zu begegnen. Jetzt ist die Zeit, Mut zu beweisen und die Chancen zu nutzen, die sich in schwierigen Zeiten bieten.“
Aufatmen: PV-Förderung für 2024 in voller Höhe gesichert
Auch wenn die Aussichten in der Branche derzeit trübe sind, in der Causa PV-Förderung können Kärntens Handwerksbetriebe aufatmen: „Die Unternehmer waren stark verunsichert, als das Land unerwartet die Förderung für PV-Anlagen stoppte. Nach Kritik der Wirtschaftskammer Kärnten an diesem Vorgehen hat das Land nun eine Übergangslösung präsentiert. Wir begrüßen ausdrücklich die schnelle Reaktion im Interesse der Energiewende in Kärnten. Dadurch wird sowohl für Unternehmen als auch für Kunden wieder Planungssicherheit gewährleistet.“