Podiumsdiskussion zur Nationalratswahl 2024
© WKK I Peter Just

Wen wählt die Wirtschaft?

Auf den Zahn gefühlt haben gestern Abend Vertreter aller Wirtschaftsbranchen den fünf Kärntner Spitzenkandidaten für die bevorstehende Nationalratswahl. Das Fazit: Es ist kompliziert, und zum Schluss muss „der Knedel“ stimmen.

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Aktualisiert am 10.09.2024

Viel Verständnis für unternehmerische Sorgen, kaum Verbindliches zu Entlastung und Unterstützung: Das ist das Resümee der einzigen Diskussionsrunde aller Kärntner Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl am 29. September, die gestern Abend in einem vollen WIFI-Saal in der Wirtschaftskammer in Klagenfurt über die Bühne ging. NAbg. Gabriel Obernosterer (ÖVP), LAbg. Gernot Darmann (FPÖ), NAbg. Olga Voglauer (Grüne), VzBgm. Clemens Mitteregger (SPÖ) und Neos-Landessprecher Janos Juvan trafen auf die Spartenvertreter Peter Storfer (Gewerbe und Handwerk), Michael Velmeden (Industrie), Raimund Haberl (Handel), Manfred Wilhelmer (Bank und Versicherung), Elisabeth Rothmüller-Jannach (Transport und Verkehr), Stefan Sternad (FGO Gastronomie, Tourismus und Freizeitwirtschaft) und Christoph Aste (stv. SO Information und Consulting).

Enormer Investitionsstau

Zum Aufwärmen umriss WK-Präsident Jürgen Mandl die herausfordernde Lage der Kärntner und der europäischen Wirtschaft: Die Pandemie, die Energiepreise, die Belastungen durch Bürokratie und Steuern, Lohnnebenkosten und Demografie hätten ihre Spuren hinterlassen und würden den Unternehmen noch lange nachhängen. Dazu nahm Mandl aktuellen Bezug auf den Draghi-Bericht über die Wirtschaft in Europa: „Die Studie verdeutlicht das enorme Ausmaß an nötigen Investitionen in Europa, und auch für Österreich geht es um unsere Wettbewerbsfähigkeit: Kärnten verdient sechs von zehn Euro im Export.“

Denn die Folgen der aktuellen Situation seien dramatisch, warnte Mandl zum wiederholten Mal: „Die Abwanderung trifft zu, aber sie passiert nicht mit einem Knall, sondern schleichend. Investitionen finden weiterhin statt – aber in Rumänien, in den USA, in China.“ Gleichzeitig seien die Löhne in Österreich in den vergangenen zwei Jahren um 21 Prozent gestiegen, der Trend zur Teilzeit halte an, jener zur abnehmenden Leistungsbereitschaft auch. Mandls Appell: „Diese Gesellschaft muss sich darüber klar werden, dass es ohne Unternehmen kein Sozialsystem gibt, nicht einmal einen Sportverein.“

In den folgenden zwei Stunden ging es – freundlich im Ton, hart in der Sache – um die Gefahr der Deindustrialisierung, überbordende Bürokratie, die Schwierigkeiten bei der Betriebsübergabe, die erdrückenden Lohn- und Lohnnebenkosten, die steuerliche Pauschalierung im Gastgewerbe, Maßnahmen zur Sicherung der Stabilität am Finanzplatz Österreich, die Kreditklemme durch die KIM-Verordnung, Umstellungsprobleme beim ökologischen Güterverkehr, Kostentreiberei durch Road Pricing und CO2-Abgabe, die für den heimischen Handel tödliche tägliche Packerlflut aus China, den zunehmenden Kaufkraftmangel und die Gefährdung der lebendigen Ortskerne, die Energiewende und die anhaltende Stromkostenproblematik.

Der Sager des Abends gehörte dem In-Wirt und Gastro-Fachgruppenobmann Stefan Sternad mit einer Feststellung, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereint: „Der Knedel muss stimmen zum Schluss.“

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