Klagenfurter Wirtschaft blickt mit Sorge in die Zukunft
Die Stimmung unter den Klagenfurter Unternehmern ist angespannt: Laut aktueller Konjunkturumfrage haben sich sowohl die Einschätzungen zur aktuellen Lage als auch zu den Aussichten weiter verschlechtert. Der Ausblick auf die kommenden Monate gibt Anlass zur Sorge, die Ergebnisse der Umfrage wurden heute bei der Klagenfurter Wirtschafts- und Konjunkturkonferenz präsentiert.
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Die Einschätzungen der Klagenfurter Unternehmerinnen und Unternehmer zur aktuellen Lage wie auch zu den Geschäftsaussichten haben sich verschlechtert. Das zeigen die Ergebnisse einer Konjunkturumfrage unter Klagenfurter Unternehmern, die die Bezirksstelle Klagenfurt der Wirtschaftskammer Kärnten bereits zum zweiten Mal durchgeführt hat. Vor allem die Themen Arbeits- und Fachkräftemangel sowie Energiepreise bereiten den Wirtschaftstreibenden große Sorgen. Wie die konjunkturelle Stimmung ist und welche Lösungsvorschläge es gibt - das haben Vertreter der Wirtschaft heute im Rahmen der zweiten Klagenfurter Wirtschafts- und Konjunkturkonferenz der Klagenfurter Stadtregierung präsentiert.
„Dass sich der Austausch auf Augenhöhe zwischen Wirtschaftstreibenden und Stadtpolitik lohnt, das zeigen die Ergebnisse, die seit der ersten Konferenz umgesetzt werden konnten“, betonte Franz Ahm, Obmann der Bezirksstelle Klagenfurt der Wirtschaftskammer Kärnten, bei der gemeinsamen Pressekonferenz. Die wirtschaftlichen Aussichten der Unternehmerinnen und Unternehmer bis zum Jahresende sind sehr verhalten. „Es gibt deutliche Risse in der Konjunktur. Auch wenn die Zeiten derzeit nicht die einfachsten sind, gilt es den Blick nach vorne zu richten, den Standort zu stärken und die Klagenfurter Unternehmerinnen und Unternehmer bestmöglich zu unterstützen“, betonte Ahm.
Die Ergebnisse im Detail
Im Befragungszeitraum von Mitte September bis Anfang Oktober 2023 haben insgesamt 200 Unternehmen aus der Landeshauptstadt an der Konjunkturumfrage teilgenommen. „Bezogen auf den Gesamtumsatz rechnen 34 % der Unternehmerinnen und Unternehmer mit gleichbleibenden, 28 % mit steigenden Umsätzen. Der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen für die kommenden 12 Monate liegt mit -10 im negativen Bereich“, so WK-Bezirksstellenleiter Markus Polka, der die Umfrage präsentierte. Zu den Exportumsätzen sagte Polka: „28 % rechnen mit steigenden Exportumsätzen, 34 % mit gleichbleibenden und 38 % mit sinkenden." Bei der Auftragslage rechnen 36 % mit einer gleichbleibenden, 19 % mit einer besseren Auftragslage. Demgegenüber stehen 40 % der Unternehmer, die von einer Verschlechterung ausgehen. Zurückhaltend ist auch die Investitionsbereitschaft: Mehr als die Hälfte (55 %) der Unternehmen gibt an, nicht investieren zu wollen, 24 % werden in Ersatzbedarf investieren und 20 % planen Neuinvestitionen.
Arbeits- und Fachkräftemangel
Die größte Herausforderung für die kommenden Monate ist der Arbeits- und Fachkräftemangel, gefolgt von Inflation, hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie Vorleistungs- und Arbeitskosten. Die Unternehmen fordern dringend eine steuerliche Begünstigung von Überstunden. 50 % der Befragten wünschen sich zudem attraktive Anreize für eine längere Beschäftigung älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird von den Befragten gefordert.
Koralmbahn – AREA Süd
Die Hälfte der Klagenfurter Unternehmen hat derzeit noch keine Erwartungen an die Inbetriebnahme der Koralmbahn. Mit rund 33 % befürchtet aber ein Drittel der Betriebe einen möglichen Verlust von Mitarbeitern. Ahm: „Die Koralmbahn ist eine Jahrhundertchance, aber auch eine Herausforderung, vor allem wenn der Zug nur Leute mitnimmt und in Klagenfurt niemand aussteigt.Wir müssen die Menschen und auch die Unternehmer besser über dieses Projekt informieren und ihnen die positiven Chancen, die die Bahn mit sich bringt, erklären.“
Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten):
„Die heute präsentierten Zahlen spiegeln die allgemeine Entwicklung wider. Um die Betriebe zu unterstützen, werden wir versuchen, Aufträge vorzuziehen. Vor allem bei der Koralmbahn müssen wir gemeinsam an einem Strang ziehen. Das ist eine einmalige Chance, die wir nutzen müssen.“
Vizebürgermeister Finanzstadtrat Philipp Liesnig (SPÖ):
„Bei der Koralmbahn gibt es keine gemeinsame Strategie, wohin die Reise gehen soll. Unsere Unternehmer und auch unsere Bürgerinnen und Bürger können enorm davon profitieren, wir müssen es nur richtig kommunizieren.“
GR Julian Geier, Klubobmann-Stellvertreter (ÖVP):
„Klagenfurt muss für Unternehmen attraktiver werden. Es fehlen die Rahmenbedingungen. Die Stadtpolitik hat die Jahrhundertchance Koralmbahntunnel nicht erkannt, die Steirer haben ihre Hausaufgaben schon gemacht, wir stehen erst am Anfang. Die Flächen rund um den Bahnhof müssen optimal genutzt werden. Es fehlt auch ein Stadtentwicklungskonzept. Klagenfurt muss eine Stadt mit Perspektive werden“.
Sandra Wassermann, Stadträtin für kommunale Dienstleistungen (FPÖ):
„Die Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaftskammer funktioniert sehr gut und findet auf Augenhöhe statt. Der Arbeitskräftemangel belastet die Unternehmer enorm. Wir müssen alles daransetzen, Klagenfurt als attraktiven Standort zum Leben und Arbeiten zu machen. Mit der neuen, kürzeren Taktung des öffentlichen Verkehrsnetzes haben wir bereits einen wichtigen Schritt gesetzt.“