Sebastian Schuschnig, Peter Kaiser, Jürgen Mandl, Herwig Draxler
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Kärntner Wirtschaft: Stimmung stürzt ab 

Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz (KIKK) mit niedrigstem Erwartungsindex seit Umfragestart 2009. Wirtschaftskammer verlangt ein „Wachstumschancengesetz“.

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Aktualisiert am 06.12.2023

Bei der mittlerweile 19. Auflage des KIKK gab es von Seiten der sieben Spartenvertreter der Kärntner Wirtschaftskammer für die Spitzen der Landesregierung zwar ein Nikolosackerl, aber keine guten Nachrichten: Alle im Zuge des Konjunkturbarometers bei Kärntner Unternehmen abgefragten Indikatoren sind tief im roten Bereich, der Saldo der Erwartungen für das Wirtschaftsklima im kommenden Jahr erreicht ein Allzeittief und liegt mit einem Wert von -78 noch deutlich unter jenen zu Beginn der regelmäßigen Erhebung im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 oder während der Corona-Pandemie 2021. WK-Präsident Jürgen Mandl beim Pressegespräch nach dem KIKK: „Die Stimmung war noch nie so schlecht wie jetzt. Wir haben mit der Landesregierung heute intensiv über ein Kärntner Wachstumschancengesetz mit stärkerer Unterstützung und deutlicher bürokratischer Entlastung der Unternehmen gesprochen, um diese Krise zu bewältigen.“

Sorge um Wettbewerbsfähigkeit

Denn deutlicher, so der oberste Wirtschaftsvertreter des Landes, könne die Warnung der Wirtschaft nicht sein: „Klarer im negativen Bereich hätte die Umfrage gar nicht ausfallen können.“ Besondere Sorgen macht Mandl, dass die Hälfte der Unternehmen sinkende Exportumsätze erwarten - eine Folge von steigenden Lohn-, Lohnneben- und Lohnstückkosten. „In einer Situation, wo wir heute schon weniger geleistete Arbeitszeit haben als andere Länder, ist die Diskussion um eine weitere Arbeitszeitverkürzung im weltweiten Wettbewerb nicht hilfreich!“

Wachstumschancen nutzen

Ein weiteres Sorgenkind aus Sicht der Wirtschaft ist die demografische Entwicklung: Bis 2040 werden in Kärnten 40.000 Personen im erwerbsfähigen Alter fehlen. „Durch qualifizierten Zuzug muss es uns gelingen neue Arbeitskräfte zu gewinnen. Daher ist es wichtig, die richtigen Rahmenbedingungen im Land zu schaffen, damit wir Menschen davon überzeugen können, Kärnten zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen.“ Mit einem „Kärntner Wachstumschancengesetz“ mit 25 konkreten Maßnahmen von vorgezogenen Bauinvestitionen über zusätzliche Investitionsanreize bis zum Abbau bürokratischer Hemmnisse will die Wirtschaft nun gemeinsam mit der Landespolitik konjunkturell rasch gegensteuern. Mandl: „Denn eines haben wir nicht: Zeit.“

Politik beschwört Zusammenhalt

Die Botschaft ist bei der politischen Spitze des Landes angekommen. „Wir werden öffentliche Aufträge vorziehen, um die Investitionen zu steigern“, kündigte Landeshauptmann Peter Kaiser an. Er vertraut zwar auf eine „gewisse Robustheit“ des Kärntner Arbeitsmarktes, hält aber qualifizierten Zuzug ebenfalls für unumgänglich. Der Ausbau der Energienetze, eine stabile Grundausbildung im schulischen Bereich auf Basis der Gesamtschule, die Stärkung der Kaufkraft und die Potentiale der Koralmbahn nannte Kaiser unter anderem als dringende Erfordernisse: „Wir sind herausgefordert, auch was den Zusammenhalt weit über Partei- oder institutionelle Grenzen hinweg anlangt.“

Jahrhundertchance Koralmbahn

Der dramatische Einbruch bei den Exporterwartungen alarmiert naturgemäß auch Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig: „Darunter leiden vor allem mittlere und große Unternehmen. Bei einer Exportquote von 65 bis 70 Prozent stellen wir mit dieser Entwicklung den gesamten Wirtschaftsstandort zur Disposition!“ Für ihn ist die Koralmbahn auch diesbezüglich eine Jahrhundertchance, nicht nur beim Personen-, sondern vor allem beim Güterverkehr: „Wir müssen an einem Strang ziehen. Investitionen am Logistikstandort Fürnitz sind unabdingbar, um international bestehen zu können. Der Güterverkehr wird stattfinden - es geht darum die Wertschöpfung nach Kärnten zu bringen.“ Dabei nahm Schuschnig konkret die ÖBB in die Pflicht: „Den salbungsvollen Worten müssen in naher Zukunft Taten folgen!"

Rückgang bei Investitionen und Beschäftigung

Die wenig rosigen Aussichten des Konjunktur- und Investitionsbarometers präsentierte zu Beginn der Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer, Herwig Draxler. „Die größten Herausforderungen sind die hohen Kosten für Arbeitskräfte und Rohstoffe sowie die Inflation und der Fachkräftemangel.“ Dementsprechend rückläufig sind die Erwartungen der Unternehmen nicht nur im Export, sondern auch bei Investitionen und Beschäftigung. Als größte Herausforderungen nennt die Wirtschaft die hohen Arbeitskosten 81 Prozent), die Preise von Energie, Rohstoffen und Vorleistungen (72 Prozent), die Inflation (70 Prozent) sowie den Arbeits- und Fachkräftemangel (61 Prozent).

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