Kärntens Wohnbauprojekte auf dem Prüfstand
Heimische „Wohnbauprojekte in der Pipeline“ wurden untersucht: Kärntner sind bei Wohn- und Freiflächen Spitzenreiter — aber auch bei den Kosten ganz vorne dabei. Die meisten Wohnungen entstehen im Zentralraum.
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Im Unterschied zu einigen anderen Bundesländern in Österreich, bei denen dieses Update schon vorgenommen wurde, zeigen sich in Kärnten nur wenige große Veränderungen. Lediglich die Anzahl der in einem Wohnprojekt errichteten Wohnungen ist zurückgegangen. „Waren es im Jahr 2021 noch durchschnittlich 28 Wohneinheiten, so sind es mittlerweile nur 21 Wohnungen. Dies sei aber kein schlechtes Zeichen“, meinte Alexander Bosak, Mitbegründer und Geschäftsführer von EXPLOREAL.
Das gläserne Projekt
Aus den 218 in Kärnten analysierten Projekten wurde auch wieder das gläserne Projekt erfasst. „Mit rund 76,4 Quadratmeter pro Wohnung haben die Kärntnerinnen und Kärntner in Österreich die größte Wohnfläche zur Verfügung“, so der Fachgruppenobmann. Im Durchschnitt stehen in Österreich bei den Neubauten 67,8 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Die geringste Wohnfläche gibt es in der Bundeshauptstadt mit 57,3 Quadratmeter. Auch bei den Freiflächen wie Terrasse, Balkon oder Garten ist Kärnten Spitzenreiter. Perkonig: „Im Schnitt sind 19,3 Quadratmeter den einzelnen Wohneinheiten zugeordnet. Damit sind Kärntens Wohnbauten führend in Österreich.“ Fast 3 Quadratmeter weniger, nämlich 16,4 Quadratmeter, sind es beim Zweitplatzierten Vorarlberg und 14,4, Quadratmeter in Tirol. Im Durchschnitt haben die Wohneinheiten in Österreich eine Freifläche von 10,7 Quadratmetern.
Wie viel in Kärnten gebaut wird
Der Höhepunkt der Bauleistung erfolgt in diesem Jahr mit 2.210 Einheiten. Im Vergleich dazu wurde 2021 rund 1.400 Wohnungen errichtet. Auch wenn im heurigen Jahr die meisten Wohnungen errichtet werden, so sind im kommenden Jahr immerhin noch einmal 1.880 Wohneinheiten geplant. „Eine ansehnliche Summe“, meinte dazu Perkonig: „Sie übersteigt aber auf Grund der Bevölkerungsentwicklung die erwartbare Nachfrage deutlich.“
Wo wird gebaut?
Regional betrachtet findet der Großteil der Neubauleistung in den Städten Klagenfurt und Villach statt, wobei in Klagenfurt rund 1.500 Wohneinheiten mehr fertiggestellt wurden bzw. in Planung sind. In den anderen Bezirken liegt die Neubauaktivität bei unter 500 Wohnungen. In Hermagor sind derzeit keine Neubauprojekte in Bau oder in Planung.
Ein Unterschied zu 2021: Während an dritter Stelle bei den Neubauten der Bezirk Klagenfurt Land lag, ist jetzt dort Spittal an der Drau vertreten. Auch in Bezug auf die Bevölkerung sind in den Bezirken Villach Stadt und Klagenfurt Stadt die meisten Wohneinheiten auf den Markt gekommen. „Es ist daher auch verständlich, dass sich in diesen beiden Bezirken aktuell die meisten Projekte in der Vermarktung befinden“, so Bosak.
Wer baut in Kärnten?
67 Prozent der Einheiten werden von den gewerblichen Bauträgern errichtet. Das ist ein in Österreich vergleichsweise hoher Prozentsatz, der nur in Wien mit 68 Prozent höher liegt. Einzig und allein in Klagenfurt Stadt ist die Beteiligung der gewerblichen bzw. gemeinnützigen Bauträger in etwa gleich verteilt. In allen anderen Bezirken dominieren die gewerblichen Bauträger.
Insgesamt werden von den gemeinnützigen Bauträgern und den gewerblichen Bauträgern 64 Prozent der neu gebauten Wohnungen im Eigentum und 36 Prozent in Miete errichtet. „Es gibt hier jedoch sehr große Unterschiede“, präzisierte Matthias Grosse, Mitbegründer und Geschäftsführer von EXPLOREAL: „Während beim Eigentum die gewerblichen Bauträger 61 Prozent der Einheiten errichten, sind es bei den gemeinnützigen lediglich 3 Prozent.“ Bei der Miete stellt sich das Verhältnis gegenteilig dar: In diesem Segment errichten die gemeinnützigen Wohnbauträger 21 Prozent der Einheiten, während die gewerblichen mit 6 Prozent einen geringen Anteil tragen.
Hohe Quadratmeterpreise in Kärnten
Kärnten ist im Vergleich zu anderen Bundesländern begehrt. 392.300 Euro (5.135/m2) sind im Schnitt für eine neu errichtete Wohnung zu zahlen, wobei natürlich auch Grundkosten, Größe und Lage eine Rolle spielen. Trotzdem stellt dies im Vergleich zur letzten Erhebung eine 20-prozentige Verteuerung dar, denn da lagen die Preise im Durchschnitt pro Wohneinheit noch bei 321.000 Euro. Vergleicht man die Preise mit der Steiermark, wo die Kosten im Schnitt 242.600 Euro (3.578/m2) betragen, so sind sie um 150.000 Euro höher. Kärnten liegt also eher beim Wiener Preisniveau als beim Steirischen - in der Bundeshauptstadt kostet eine durchschnittliche Wohnung 415.100 Euro. Berücksichtigen muss man dabei allerdings, dass in Kärnten vorwiegend in den beiden großen Städten sowie in den Seeregionen Bauträgerprojekte umgesetzt werden. Perkonig: „Hot-Spot-Regionen wie der Wörthersee verfälschen dabei die Durchschnittswerte. Allerdings sind auch die Bau- oder Abbruchkosten deutlich gestiegen, und Grundstücke sind und bleiben ein knappes Gut.“
Die Bauträgerdatenbank EXPLOREAL wurde 2018 gegründet. Sie erfasst und aktualisiert derzeit flächendeckend Neubauprojekte in Österreich ab 5 Wohneinheiten. Dabei wird der ganze Projektentwicklungs-Prozess vom Ankauf der Liegenschaft bis zur Verwertung der letzten Wohnung abgebildet, mit fundierten Informationen zum Grundkostenanteil, zu den Mitbewerbern, zu aktuellen Preisen, über die nachgefragtesten Wohnungen und die Käuferherkunft der Zielgruppen.
Rückfragen:
Wirtschaftskammer Kärnten
Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder Kärnten
Kurt Wolf
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