Hotellerie: Gemischte Gefühle vor der Sommersaison
Die Herausforderungen für die heimischen Beherbergungsbetriebe sind in diesem Jahr groß, ergibt eine Umfrage der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Kärnten. Vor allem steigende Kosten durch Teuerung und Löhne lassen die Erträge sinken. Zudem findet die Hotellerie aufgrund des Fachkräftemangels sehr oft nicht genügend Personal.
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Mit mehr als 13 Millionen Nächtigungen hat Kärnten im Vorjahr erstmals wieder das Niveau vor Corona erreicht. Trotz großer Herausforderungen durch die Wetterkapriolen im Juli und im August ist dies das drittbeste Jahresergebnis der vergangenen 20 Jahre. Der Rucksack, den die Betriebe heuer zu tragen haben, ist aber nicht kleiner geworden – im Gegenteil: Teuerung und gestiegene Lohnkosten machen der Beherbergungsbranche das Leben schwer.
Preise steigen wegen höherer Kosten
Für heuer erwartet mehr als die Hälfte der Kärntner Hotelbetriebe eine bessere oder gleich gute Buchungslage wie im Vorjahr. Dennoch sei der Blick in die Zukunft weniger optimistisch, so Sigismund Moerisch, Obmann der Fachgruppe Hotellerie: „6 von 10 Hotelbetrieben geben an, die Preise erhöht zu haben. Dadurch steigt zwar der Umsatz, aber die Mehrheit rechnet mit sinkenden Erträgen. Denn um wettbewerbsfähig zu bleiben, können nicht alle Kosten weitergegeben werden.“ Hauptgründe für die Preiserhöhungen in der Hotellerie sind vor allem gestiegene Kosten für Energie, Personal und Lebensmittel.
Personal nur schwer zu finden
Problematisch gestaltet sich für die Beherbergungsbetriebe auch die Suche nach Mitarbeitern. Im Durchschnitt sucht jeder Hotelbetrieb noch fünf zusätzliche Mitarbeiter. „Am heimischen Arbeitsmarkt sind keine mehr zu bekommen, wir brauchen dringend mehr Arbeitskräfte aus Drittstaaten“, sagt Wolfgang Kuttnig, Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft: „Aufgrund des Fachkräftemangels finden knapp zwei Drittel der Betriebe nicht genügend Personal. Schätzungen zufolge fehlen im Kärntner Sommertourismus rund 2.000 Arbeitskräfte. Das führt dazu, dass die Betriebe ihre Gäste nicht angemessen bedienen können oder sogar abweisen müssen.“ Rasche Abhilfe würde eine steuerliche Entlastung von Überstunden und ein steuerfreies Einkommen oder die Streichung von Sozialversicherungsbeiträgen für arbeitswillige Pensionisten schaffen.
Unklare Aussichten dämpfen Investitionsfreude
Immerhin 52 Prozent der Beherbergungsbetriebe wollen in den nächsten zwölf Monaten investieren. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch ein weniger rosiges Bild. Denn die Mehrheit wird nur für den Erhalt – also für Ersatzinvestitionen – Geld in die Hand nehmen. Nur etwas mehr als ein Viertel will expandieren. „Die Unternehmer sind angesichts der unsicheren Lage eher vorsichtig. Investitionen sind derzeit wegen der hohen Kreditzinsen teuer. Viele Betriebe müssten dann erst recht die Preise weiter anheben“, analysierte Moerisch.
Bürokratie als Hemmschuh
Die Beherbergungsbetriebe müssen immer mehr Zeit für Bürokratie aufwenden. Für zwei Drittel der Betriebe ist dies mittlerweile zum Problem geworden. Vor allem beim Betriebsanlagenrecht gibt es viele Hürden, ebenso beim Wasser- und Naturschutz oder auch beim Lärm. „Hier reagieren die Behörden zum Teil überzogen. Wir brauchen eine unternehmerfreundlichere Lösung. Es kann nicht sein, dass enorme Ressourcen für die Bürokratie aufgewendet werden müssen und sich Betriebe nicht mehr auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren können“, kritisiert Kuttnig.
Zur Umfrage
Die Fachgruppe der Hotellerie hat in den vergangenen Wochen eine Umfrage unter den Kärntner Beherbergungsbetriebe durchgeführt, um die konjunkturelle Stimmung besser einschätzen zu können. Insgesamt 206 heimische Betriebe aus allen Kärntner Bezirken haben den Fragebogen zu den Themen Nachfragesituation, Beschäftigung und Preisgestaltung beantwortet – darunter Saison- und Ganzjahresbetriebe. Das Ergebnis gibt somit einen guten Überblick über die aktuelle Stimmung in der Kärntner Hotellerie.