Großer Abschluss der Wirtschaftskammer-Roadshow
Gestern fand die Roadshow der AREA Süd „Wirtschaftsraum Südösterreich – Das Potential des Koralmbahntunnels“ in Villach ihren Abschluss. 500 Interessierte aus Wirtschaft und Politik aus allen Regionen Kärntens informierten sich umfassend über das größte Infrastrukturprojekt im Süden Österreichs, das ab Ende 2025 die Bundesländer Steiermark und Kärnten miteinander verbinden wird.
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Die Marke AREA Süd ist längst auf Schiene. Die Bahn zieht, zumindest was das erste Teilstück der Koralmbahn zwischen Klagenfurt und Wolfsberg betrifft, mit 10. Dezember nach. Danach geht es Zug um Zug weiter bis zur Fertigstellung des Jahrhundertprojektes in etwa 800 Tagen, das Kärnten und Steiermark zum zweitgrößten Wirtschaftsraum Österreichs machen wird. Die künftige AREA Süd, so die neue Dachmarke der Wirtschaftskammern Kärnten und Steiermark, umfasst knapp ein Drittel der Fläche Österreichs, auf der rund 1,8 Millionen Menschen und mehr als 50.000 Arbeitgeberbetriebe mit 730.000 Beschäftigten eine Wirtschaftsleistung von knapp 70 Milliarden Euro erbringen.
Welches Potential das größte Infrastrukturprojekt im Süden Österreichs, das ab Ende 2025 die Bundesländer Steiermark und Kärnten miteinander verbinden wird, für die Bezirke Kärntens insgesamt hat, präsentierten in den vergangenen Wochen Experten und Wirtschaftsvertreter vor Politikern und Politikerinnen sowie Unternehmern und Unternehmerinnen. „Für Kärnten und den gesamten Süden Österreichs bedeutet diese Wirtschafts- und Technologieachse eine Jahrhundertchance“, ist der Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten, Jürgen Mandl, überzeugt. Die damit entstehende Wirtschaftsregion „AREA Süd“ wird - egal ob für Industrie, Gewerbe, Tourismus, Bildung oder den privaten Bereich - für neue Verbindungen, höhere Dynamik und mehr Wachstumsmöglichkeiten sorgen. „Wir werden uns anstrengen müssen, diese Chance auf mehr Fach- und Arbeitskräfte, neue Märkte und mehr Miteinander mit der Steiermark als starkem Partner zu nutzen.“ Für Kärnten bedeutet die Koralmbahn aber auch eine wesentlich verbesserte Anbindung ans Mittelmeer im Süden mit dem im Anlaufen befindlichen Zollkorridor vom Hafen Triest zur Logistik-Drehscheibe LCA Süd bei Villach. NAbg. Peter Weidinger: „Kärnten und Steiermark werden deutlich näher zusammenrücken, was sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt, den Lebensraum und damit auf das Thema Fachkräfte auswirken wird. Wichtig ist jetzt, die Rahmenbedingungen zu schaffen und auch das Bewusstsein in der Bevölkerung für den öffentlichen Verkehr zu schärfen.“
Experten am Wort
Über die Chancen und Potenziale des neuen Wirtschaftsraumes Süd referierten im Rahmen der Roadshow die Leiter der Wirtschaftspolitik der WK Kärnten und der WK Steiermark, Herwig Draxler und Ewald Verhounig, Eric Kirschner vom Joanneum Research, Institut für Wirtschafts- und Innovationsforschung, sowie Reinhard Wallner, Bereichsleiter der ÖBB für den Personenverkehr Kärnten.
Das fordert die Wirtschaft
Auch wenn mit der Fertigstellung des Koralmbahntunnels ein neuer Wirtschaftsraum im Süden Österreichs entsteht, der für die Kärntner Bezirke von großer Bedeutung sein wird: Neben vielen Chancen warten auch große Herausforderungen. Diese können aber ohne gemeinsames Handeln aller wichtigen Akteure nicht bewältigt werden. Dass noch viele Hausaufgaben zu erledigen sind, wurde immer wieder betont. Dabei wurde der Ball in Richtung ÖBB gespielt. So forderte Herwig Draxler, Leiter der Wirtschaftspolitik der WK Kärnten, den raschen Ausbau der Bahnzulaufstrecken: „Es muss bessere Verbindungen auf Schiene und Straße vom Umland zu den Haltestellen der Koralmbahn geben.“ Nur so könne es gelingen, dass die Koralmbahn die Umlandgemeinden schneller und effizienter mit dem Rest Österreichs verbindet.
O-Töne aus den Bezirken:
Es sind nur noch 800 Tage bis zur Vollinbetriebnahme. Die Koralmbahn ist nicht nur ein wichtiger Verkehrsweg, sondern auch ein Symbol für die Zusammenarbeit der Kärntner Regionen. Sie bringt die Wirtschaftsräume näher zusammen und schafft neue Chancen für alle Unternehmen.“
„Wir müssen das Gefühl für die Chancen wecken, damit eine gemeinsame Identität entsteht. Es muss uns gelingen, einen Lebensraum zu entwickeln, der Unternehmen und Familien anzieht. Das schaffen wir nur gemeinsam. Schließlich sind wir alle die AREA Süd.“
„Wir fordern, dass die Hochgeschwindigkeitszüge auch in Kühnsdorf halten und die Taktung der S-Bahn ab Bleiburg verbessert wird.“
„Wir wollen ein starker Teil dieser Verbindung sein, neben dem Zusammenwachsen in Ost- und Westrichtung ist gerade für den Bezirk St. Veit auch im Norden über den Perchauer Sattel der weitere Ausbau des Verkehrsnetzes wichtig.“
„Hier liegt eines der größten Potenziale der nächsten Jahrzehnte. Jetzt ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie wir diesen Wirtschaftsraum optimal nutzen können.“
„Die Koralmbahn bringt große Chancen für unseren Bezirk. Die verbesserte Erreichbarkeit erhöht die Mobilität, fördert die wirtschaftliche Entwicklung, den Tourismus und die Ansiedlung von Betrieben. Die Bahn schafft damit eine wegweisende Möglichkeit zur nachhaltigen Förderung dieser Regionen.“
„Für uns im Bezirk ist es sehr wichtig, dass im Zuge der Koralmbahn das Streckennetz ausgebaut und die Taktung an der Tauernschleuse verbessert wird.“
„Mit der bevorstehenden Realisierung der Koralmbahn ergeben sich für unseren Bezirk Hermagor in Verbindung mit dem Zollfreikorridor Fürnitz neue Perspektiven. Eine gute Anbindung mit schnellem und häufigem Takt an die Hauptachse der Koralmbahn ist unabdingbar.“
O-Töne aus Politik und Wirtschaft:
„Die Koralmbahn ist zweifellos eine große Chance für uns alle, auch für den Tourismus. Sie bringt aber auch viele Probleme mit sich. Lärm ist störend und wie die WHO immer wieder betont, Lärm ist Körperverletzung. Auch wenn die Bahn ein wichtiger Impulsgeber für den Tourismus ist, gibt es viele Betriebe, die unter dem Bahnlärm leiden. Er hält viele Gäste davon ab, bei uns Urlaub zu machen. Es ist schlimm, dass Verkehrsministerin Leonore Gewessler die Gesundheit der Menschen nicht wichtig ist. Wenn die ÖBB die Grenzwerte nicht einhalten kann, dann müssen die Züge eben langsamer fahren.“
„Wir von der Gemeinde Köttmannsdorf sind stolz, Teil des Projektes Koralmbahn zu sein. Unsere Bürgerinnen und Bürger profitieren enorm davon. Die neu errichtete Haltestelle Köttmannsdorf Lambichl samt Park & Ride-Anlage ist eine enorme Verbesserung für die Bevölkerung, viele sind auf die umweltfreundliche Bahn umgestiegen. Wenn der öffentliche Verkehr attraktiv ist, wird er auch genutzt.“
„Bei uns im Lakesidepark sind sehr viele internationale Unternehmen angesiedelt. Die, die sich entschieden haben, beruflich nach Kärnten zu kommen, sind zufrieden, viele von ihnen bleiben. Wir haben keine Angst, dass Mitarbeiter in Klagenfurt wohnen und in Graz arbeiten. Wichtig ist, dass der Arbeits- und Lebensraum passt. Wir haben aber zu wenig Kindergartenplätze und zu wenig Wohnraum. Die Menschen wollen schön wohnen, dazu gehört auch ein attraktiver Takt des öffentlichen Verkehrs."
„Mit diesen Voraussetzungen können wir ins Zentrum rücken. Ich erwarte mir eine Belebung für unsere Region. Die kürzeren Fahrzeiten sorgen hoffentlich auch dafür, dass mehr junge Leute hier in der Region bleiben oder nach dem Studium wieder zurückkommen. Und noch mehr Menschen anziehen. Denn der Zug fährt ja in beide Richtungen.“
„Es bedarf eines Schulterschlusses aller Beteiligten, um die Leistungsfähigkeit des Logistikknotens Villach-Fürnitz-Triest auch international sichtbar zu machen. Wir müssen gemeinsam in die Zielmärkte gehen und zeigen, dass die Nutzung des Hafens Triest und des Trockenhafens Fürnitz für Unternehmen im Import und Export sinnvoller ist.“
„Durch interkommunale Raumentwicklung, den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die Sichtbarkeit als Großregion können wir die Chancen vervielfachen und die Risiken minimieren. Der Bau der Südbahn 1864 brachte für Villach einen enormen Aufschwung. Innerhalb kürzester Zeit verdreifachte sich die Einwohnerzahl. Auch die Koralmbahn bringt einen neuen Aufschwung.“
„Wir brauchen effiziente Bahnverbindungen, um unsere CO2-Neutralitätsziele zu erreichen. Wir transportieren bereits 80.000 Tonnen pro Jahr auf der Schiene. Die Koralmbahn ist ein wichtiger Schritt, aber auch die Nebenbahnen müssen mitentwickelt werden.“
„Graz und die Steiermark machen es uns vor: Die Universitäten liefern extrem gut ausgebildete Fachkräfte und bei Genehmigungsverfahren geht es derzeit noch schneller als in Kärnten. Jetzt haben es die Fachkräfte auch nicht mehr weit zu uns. Bei Projekten und Genehmigungsverfahren müssen wir noch mehr Hand in Hand arbeiten."
„Schnellere Verbindungen, eine gute Verkehrsinfrastruktur sind das Um und Auf. Hier wurde viel Geld in die Hand genommen, wovon der Süden Österreichs stark profitieren kann.“
„Wir wünschen uns, dass die Hochgeschwindigkeitszüge auch direkt in Sankt Kanzian halten. Bei den Inlandstouristen liegt unsere Region an fünfter Stelle aller Inlandsdestinationen, eine bequeme Bahnanreise ohne Umsteigen wäre ein wichtiger Pluspunkt.“