Peter Storfer, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten
© WKK, Sabine Biedermann

Gewerbe und Handwerk: „Nicht am falschen Fleck sparen!“

Die Konjunkturdaten der KMU Forschung Austria zeichnen ein düsteres Bild für das Kärntner Gewerbe und Handwerk: Spartenobmann Peter Storfer fordert gezielte Maßnahmen der Bundesregierung für eine Rückkehr zu Wachstum und Stabilität.

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Aktualisiert am 16.01.2025

Das fünfte Jahr mit Umsatzrückgängen in Folge verzeichnet Österreichs Gewerbe und Handwerk. Ein reales Umsatzminus von 4,5 Prozent 2024 setzt die Unternehmen weiter unter Druck, besonders betroffen waren die Bauwirtschaft, exportorientierte Branchen wie die Metall- und Kunststoffverarbeitung sowie konsumnahe Sparten. Besonders schwach verlief das vierte Quartal für die industriellen Zulieferer. Auch für 2025 bleibt die Stimmung pessimistisch. Peter Storfer, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Kärnten: „Das Gewerbe und Handwerk ist am Limit – ohne gezielte Maßnahmen wird die Lage dramatisch.“  

Kärnten-Österreich-Vergleich

Die wirtschaftliche Situation in Kärnten ist dabei noch schlimmer als im Rest Österreichs. Laut den aktuellen Konjunkturdaten der KMU Forschung Austria für das 4. Quartal 2024 liegt Kärnten in mehreren Schlüsselbereichen weiterhin unter dem Durchschnitt: Die Auftragseingänge und Umsätze in Kärnten sind im 1. bis 3. Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,2 % (Österreich: 3,7 %) gesunken. Im 4. Quartal 2024 beurteilten 19 % der Kärntner Betriebe ihre Geschäftslage als gut, während 30 % sie als schlecht einstuften. Der Saldo von -11 Prozentpunkten ist sogar noch schlechter als im österreichischen Durchschnitt (-10). Auch bei den Erwartungen für das 1. Quartal 2025 ist Kärnten (-26) deutlich pessimistischer als Rest-Österreich (-19). Storfer: „Fünf Jahre im Minus sind ein Weckruf: Österreich darf seine Klein- und Mittelbetriebe nicht länger im Stich lassen. Wir fordern von der neuen Bundesregierung, dass öffentliche Aufträge und Förderungen weiterhin gezielt eingesetzt werden, um den heimischen Betrieben eine Perspektive zu geben." 

Erwartungen an die neue Bundesregierung

Um das Wachstum anzukurbeln, sind Anreize wie beispielsweise Investitionsprämien, Sofortabschreibungen und ein wirksames Wohnbaupaket notwendig. Bürokratieabbau, wie die Reduzierung von Dokumentationspflichten und die Überprüfung von EU-Vorgaben, würde die Unternehmen deutlich entlasten. Storfer: „Nur so kann Österreich wieder zu Wohlstand, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zurückfinden.“ Arbeitsanreize wie steuerfreie Überstunden, ein Bonus für Vollzeitbeschäftigung und die stärkere Integration älterer Arbeitnehmer:innen sind dringend nötig. Gleichzeitig muss die berufliche Bildung durch Lehrstellenförderung, kostenlose Meisterkurse und neue Qualifizierungen gestärkt werden. Zur Fachkräftesicherung sollte die Rot-Weiß-Rot-Karte verbessert und der Arbeitsmarktzugang für EU-Beitrittskandidaten erleichtert werden. 

Kein Sparen am falschen Fleck

Storfer geht es darum, beim notwendigen Budgetkonsolidierungskurs nicht am falschen Fleck zu sparen. So sei etwa die Förderung „Raus aus Öl“ für den Austausch alter, umweltschädlicher und nicht mehr effizienter Heizungsanlagen Ende 2024 abrupt beendet worden. In den Jahren 2022 bis 2024 seien in Kärnten allerdings rund 15.000 alte Ölheizungsanlagen mit Unterstützung der Bundesförderung und des Impulsprogrammes des Landes Kärnten ausgetauscht worden – das helfe den Betrieben und der Umwelt. Storfer: „Weitere 45.000 Altanlagen warten darauf, durch klimafreundliche Heizungen ersetzt zu werden. Unsere Gewerbe- und Handwerksbetriebe brauchen Planungssicherheit und ein gewisses Maß an Kontinuität. Dazu braucht es eine ausgewogene Balance zwischen Maßnahmen zur notwendigen Konsolidierung des Bundesbudgets, dem Setzen von Wachstumsimpulsen und dem Klimaschutz.“

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