Andreas Görgei, Leiter Bildungspolitik der WK Kärnten und WIFI-Geschäftsführer und WK Präsident Jürgen Mandl präsentierten heute die Ergebnisse der bildungspolitischen Arbeit, die umfassend  im Jahresbericht „Die bildungspolitischen Aktivitäten der WK Kärnten 2024“ dargestellt werden.
© WKK, Helge Bauer

Bildungscampus der Wirtschaft schafft neue Perspektiven für Kärnten

Die Wirtschaftskammer Kärnten ist ein zentraler Motor der Bildungslandschaft und erreicht jährlich zehntausende Jugendliche, Eltern, Unternehmen und Schulen. Mit mehr als 4.500 Veranstaltungen und Initiativen im Jahr 2024 legt sie eine beeindruckende Bilanz vor. Doch um den Fachkräftemangel nachhaltig zu bekämpfen, fordert die WK Kärnten eine gezielte Stärkung der Berufsorientierung für Maturant:innen und präsentiert neue Pläne für den „Bildungscampus der Kärntner Wirtschaft“.

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Aktualisiert am 24.01.2025

Der heutige internationale Tag der Bildung hebt die essenzielle Bedeutung von Bildung für die gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung hervor. Bildung schafft Perspektiven, fördert Innovationen und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Regionen und Ländern. „Bildung ist das Motoröl der Wirtschaft. Der Erfolg unserer Betriebe hängt unmittelbar von der Qualität und Verfügbarkeit gut ausgebildeter Fachkräfte ab“, betont WK-Präsident Jürgen Mandl. Die Wirtschaftskammer Kärnten setzt sich daher konsequent für die Förderung von Bildung als zentrale Säule der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung ein.


Der Bildungscampus der Wirtschaft

Als eine der wichtigsten Bildungsinstitutionen des Landes trägt die Wirtschaftskammer Kärnten maßgeblich zur Fachkräfteausbildung bei. Der „Bildungscampus der Wirtschaft“ reicht von der Qualifizierung im WIFI über Kompetenztests im Testcenter Carinthia bis hin zu landesweiten Veranstaltungen wie Lehrlingscastings oder Lehrlingswettbewerben. „Seit der Jahrtausendwende hat die Wirtschaftskammer Kärnten mehr als 60 Millionen Euro in die Hard- und Software der Bildungseinrichtungen investiert“, hebt Mandl hervor.

Innovation und Förderung als Treiber

Mit der Talenteakademie werden hochbegabte Lehrlinge auf ihrem Weg zu internationalen Spitzenleistungen unterstützt. Mandl: „Gleichzeitig ermöglicht die jährliche Förderung der International School Carinthia in Höhe von 400.000 Euro der Industrie, hochqualifizierte Mitarbeiter:innen aus aller Welt zu beschäftigen. Das ist für Kärnten ein klarer Wettbewerbsvorteil. Auch andere Bundesländer denken darüber nach, eine solche Schulform anzubieten.“ Die Innovationskraft der WK Kärnten zeigt sich auch in den Investitionen in den Bildungscampus: So entstanden etwa der Makerspace in der ehemaligen Postgarage oder neue Lehrwerkstätten für Berufe wie Fleischer, Dachdecker und Maler. „Unser jüngstes Vorzeigeprojekt, das Testcenter Carinthia, revolutioniert mit einem fundierten, innovativen Testsystem die Erwachsenenbildung und erleichtert den Berufsein- oder Wiedereinstieg“, so Mandl. Diese europaweit einzigartige Direktinvestition beläuft sich auf 4,5 Millionen Euro.

Bildungspolitik als Schlüsselrolle

Eine zentrale Rolle im Bildungsprozess nimmt die neu gegründete Abteilung Bildungspolitik der Wirtschaftskammer Kärnten ein. Sie dient als Schnittstelle zwischen Jugendlichen, Unternehmen und den Sparten der Wirtschaftskammer. „Unser Ziel ist es, das Bildungsangebot optimal auf die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft abzustimmen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Organisation und Begleitung von Lehrlingswettbewerben im Rahmen der dualen Berufsausbildung“, so Andreas Görgei, Abteilungsleiter und WIFI-Geschäftsführer. Die Ergebnisse der bildungspolitischen Arbeit wurden erstmals im Jahresbericht „Die bildungspolitischen Aktivitäten der WK Kärnten 2024“ umfassend dargestellt. Görgei: „Wir unterstützen und fördern das dargestellte Bildungsangebot mit einem jährlichen Mitteleinsatz von mehr als drei Millionen Euro. Wir haben im vergangenen Jahr nicht weniger als 4.500 Veranstaltungen und Initiativen umgesetzt und konnten damit mehr als 93.000 Bildungskontakte mit Jugendlichen, Unternehmen, Schulen und Eltern erreichen. Rund 50.000 Menschen in Kärnten, das sind 10 Prozent der Bevölkerung, nutzen jährlich das Bildungsangebot.“ 

Berufsorientierung als Schlüssel der Zukunft

Ein zentrales Anliegen der WK Kärnten ist die Verbesserung der Berufsorientierung für Maturant:innen. Statistiken zeigen, dass Österreich bei Studienabbrecherquoten hinterherhinkt und der Berufsweg von AHS- und BHS-Absolvent:innen oft nicht klar definiert ist. Görgei: „Die Berufsorientierung von zukünftigen Maturant:innen ist uns deshalb ein ganz besonderes Anliegen, weil nicht nur der interne Befund, sondern auch der Vergleich mit Deutschland deutliche Defizite und Versäumnisse aufzeigt. Nach wie vor hat Österreich unter seinen Studierenden eine sehr hohe Drop-out-Quote.“ 

Laut Statistik Austria haben nach zehn Jahren 21 Prozent der Studierenden ein Bachelor und 33 Prozent ein Diplom- oder Masterstudium abgeschlossen, knapp ein Prozent ein Doktorat. 28 Prozent der Studienanfänger haben ihr Studium unter- oder abgebrochen, knapp ein Prozent hat die Hochschule gewechselt und zehn Prozent haben ihr Studium an einer anderen Hochschule abgeschlossen, sieben Prozent studieren noch. Görgei: „Diese Quoten sind aus Sicht der Wirtschaft extrem schlecht und vor allem auf die mangelnde Berufsorientierung in den Abschlussjahrgängen der AHS und BHS zurückzuführen. Während das Angebot an Studieninformationsveranstaltungen überbordend ist, findet eine Auseinandersetzung mit dem Thema Berufseinstieg so gut wie gar nicht statt. In Deutschland entscheiden sich 21 Prozent der Abiturient:innen für eine Lehre, während es in Österreich nur drei Prozent sind.“

Fehlentscheidungen in der Berufswahl verschärfen den Fachkräftemangel, da wertvolle Arbeitsjahre verlorengehen. Die Wirtschaftskammer fordert deshalb:

  • Berufsorientierung als eigenes Unterrichtsfach in der Sekundarstufe zwei
  • Verpflichtende Testungen zur Feststellung von Kompetenzen und Stärken in Testeinrichtungen wie dem Testcenter Carinthia
  • Ausbau der Eltern- und Schülerberatung zum Berufseinstieg als „Plan B“

Bildung als Garant für die Zukunft

Jürgen Mandl betont: „Bildung ist der entscheidende Hebel, um den Standort Kärnten zukunftssicher zu machen. Unsere Investitionen und Initiativen schaffen nicht nur Perspektiven, sondern auch wirtschaftliche Stabilität. Wir müssen die Berufsorientierung stärken, um junge Menschen besser auf die Anforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten und gleichzeitig unsere Region wettbewerbsfähig zu halten.“ Der Bildungscampus der Kärntner Wirtschaft, so Mandl, ist mehr als ein Konzept – er ist eine Vision für die Zukunft. Görgei ergänzt: „Unsere Aufgabe ist es, Jugendliche, Eltern und Unternehmen zu vernetzen, um die besten Möglichkeiten für die berufliche und persönliche Entwicklung zu schaffen. Bildung ist nicht nur die Basis für individuelle Karrieren, sondern auch der Schlüssel zur Lösung des Fachkräftemangels. 50 Prozent der Unternehmer kommen aus der Lehre, sie haben zuerst ihren eigenen Arbeitsplatz geschaffen und viele von ihnen noch wichtige weitere Arbeitsplätze in ihrem Betrieb. Die Lehre ist wohlstandsursächlich und ein großer Schatz, den wir haben. Wir sind uns dessen leider nicht wirklich bewusst. Dank der Lehre haben wir auch eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit.“

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