Stoff unter einer Nähmaschine
© Alexander Grey, Unsplash

Norwegen: Aus Möbeln mach‘ Mäntel!

Wie aus Reststoffen aus der Möbelindustrie maßgeschneiderten Mäntel werden

Lesedauer: 2 Minuten

Norwegen Fashion Möbel/Interior
04.06.2024

Das norwegische Familienunternehmen Kaape im kleinen Örtchen Tomrefjord geht zurück in die Geschichte, um eine nachhaltigere norwegische Bekleidungsproduktion zu erzielen. Die Bekleidungsherstellung hat in Tomrefjord eine lange Tradition. Im Jahr 1939 beschäftigte Tomren Fabrikker AS 170 Mitarbeiter und produzierte 30.000 Kleidungsstücke pro Jahr. Das Familienunternehmen Kaape möchte dieses Erbe bewahren, hat aber keine Ambitionen, so groß zu werden.

Das Unternehmen erhielt bereits ein großes Lob vom nordischen Umweltzeichen „Svanemerket“ für seinen Versuch, den Trend der „Fast Fashion“ und der Überproduktion von Kleidung umzukehren. Für die Herstellung von Mänteln nutzt das Unternehmen Restmaterial aus der Möbelindustrie!

Die Mäntel sind teurer  als Massenware, aber qualitativ hochwertige Kleidung, die länger hält, muss auf lange Sicht gesehen nicht unbedingt teurer sein. Ziel ist es, dass die von hergestellten Mäntel so nachhaltig wie möglich sind und die gesamte Produktion in Norwegen erfolgt.

Sowohl die Mutter als auch die beiden Töchter haben neben ihrem Familienunternehmen noch andere Jobs. Es sei schwierig, mit Kleidung viel Geld zu verdienen, wenn strenge Anforderungen an die Herstellung gestellt würden. Die Hoffnung sei jedoch, dass es in Zukunft einfacher wird.

Es sei in vielerlei Hinsicht so, als würde man ungepflügtes Land pflügen. Das kleine Unternehmen möchte in Norwegen produzieren und so viel wie möglich nachhaltige Materialien verwenden. Entweder Reststoff oder norwegische Wolle. Und das ist kostspielig.

Die Herstellung von Kleidung ist in dem kleinen Dorf Tomrefjord, wie eingangs erwähnt, nichts Neues. Im Jahr 1939 beschäftigte Tomren Fabrikker AS etwa 170 Mitarbeiter und produzierte in diesem Jahr etwa 30.000 Kleidungsstücke. Allmählich wurde die Konkurrenz aus dem Ausland zu groß, und das Unternehmen wurde 1977 geschlossen.

Es gebe Menschen, die denken, dass das, was Kaape macht, großartig ist und dass die Mäntel schön seien, und es wird gefragt, ob die Mäntel nicht in China produziert werden könnten, um den Preis zu senken. Aber das sei nicht das Konzept des kleinen Familienunternehmens.

Insgesamt wird in Norwegen alle vier Jahre rund 70.000 Tonnen neue Kleidung gekauft.
Das norwegische Institut für Verbraucherforschung  hat dokumentiert, dass jede Person durchschnittlich 359 Kleidungsstücke in der Garderobe hat. Dies stellt eine große Belastung für Klima und Umwelt dar.

Die Geschäftsführerin des Ecolabels „Svanemerket“, Cathrine Pia Lund, ist sehr erfreut darüber, dass Unternehmen wie Kaape versuchen, den Trend der „Fast Fashion“ umzukehren. Heutzutage gebe es weltweit eine enorme Überproduktion an Bekleidung und Textilien. Alle seien sich einig, dass der Gesamtverbrauch sinken müsse.

Es ist eine Gewohnheit geworden, dass Kleidung sehr billig ist, und vielen ist möglicherweise nicht bewusst, wie ressourcenintensiv die Textilproduktion tatsächlich ist. Vom Baumwollfeld bis zum Ladenregal ist es ein sehr weiter Weg. Wenn man also Kleidung von guter Qualität kauft, die länger hält, ist es nicht sicher, dass sie auf lange Sicht viel teurer wird.

In der kombinierten Garderoben- und Nähwerkstatt der Firma Kaape in Tomrefjord werden die Mäntel nach Inspiration von alten Mustern aus der Zeit hergestellt, als ein Mantel eher wie ein Kleidungsstück war und ein Leben lang halten sollte.

Aus Möbeln mach‘ also Mäntel!
Informationen zu diesem innovativen Familienunternehmen finden sich auf folgender Webseite: https://www.kaape.no/.
Kontakt: Frau Lilla Rødal, E lilla@kaape.no, T + 47 900 87 742

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