Mehrere Windräder stehen versetzt in blauem Wasser. Dahinter ist ein blauer Himmel mit einigen Wolken
© Summit Art Creations | stock.adobe.com

Japans neuer Energieplan: Zwischen Klimazielen, Atomkraft und internationalen Bedenken

Japan will bis 2040 den Anteil erneuerbarer Energien auf 50% erhöhen und setzt zugleich auf die umstrittene Atomkraft

Lesedauer: 2 Minuten

Japan Energiewirtschaft Erneuerbare Energien
04.03.2025

Mit der Verabschiedung des siebten Basic Energy Plan am 18. Februar 2025 schlägt Japan einen neuen energiepolitischen Kurs ein: Die Regierung plant, den Anteil der Kernenergie bis 2040 auf 20 % zu erhöhen und gleichzeitig erneuerbare Energien auf 40–50 % auszubauen. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen soll verringert werden. Doch die Entscheidung, nicht nur an der Atomkraft festzuhalten, sondern sie aktiv auszubauen, stößt auf breite öffentliche Kritik. Zudem befürchten Experten, dass Japan durch diesen Kurs an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen könnte, da andere Länder weitaus stärker auf erneuerbare Energien setzen.

Kurswechsel: Atomkraft als Schlüssel zur Dekarbonisierung

Während frühere Energiepläne betonten, die Abhängigkeit von Atomkraft „so weit wie möglich zu reduzieren“, wurde dieser Grundsatz nun gestrichen. Stattdessen wird Kernenergie als unverzichtbar für die Dekarbonisierung und die Sicherstellung der Energieversorgung Japans dargestellt. Ein entscheidender Faktor: Der steigende Energiebedarf durch den Ausbau von Halbleiterfabriken und Rechenzentren. Laut dem neuen Plan soll die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien verdoppelt und der Ausbau von Offshore-Windparks sowie innovativen Perowskit-Solarzellen beschleunigt werden. Dennoch bleibt unklar, ob die ambitionierten Ziele erreicht werden können. Hohe Investitionskosten und Verzögerungen bei erneuerbaren Projekten führen dazu, dass die Regierung verstärkt auf die Wiederinbetriebnahme alter und den Bau neuer Atomreaktoren setzt.

Offshore-Windkraft

Japan hat großes Potenzial für Offshore-Windkraft und arbeitet mit der EU an Studien zur Verbesserung der technischen Standards und zur maritimen Raumplanung. Doch die Realität hinkt den Ambitionen hinterher. Steigende Materialkosten und regulatorische Hürden haben bereits zu Verzögerungen und Milliardenverlusten geführt. Ohne strukturelle Reformen bleibt fraglich, ob die ehrgeizigen Ausbauziele für erneuerbare Energien überhaupt erreichbar sind. Besonders auffällig ist die geringe Berücksichtigung der Windenergie im aktuellen Regierungsentwurf. Laut dem Mitsubishi Research Institute (MRI) wird das technisch und wirtschaftlich besonders aussichtsreiche Offshore-Gebiet mit Stromgestehungskosten von unter 10 Yen/kWh bis 2050 auf ein Potenzial von 70 GW für fest installierte Offshore-Windkraftanlagen und 1.477 GW für schwimmende Offshore-Windkraft geschätzt.

Öffentliche Bedenken und ungelöste Fragen

Der Plan wurde nach einer öffentlichen Konsultation beschlossen, bei der über 41.000 Rückmeldungen eingingen – viele davon kritisch. Besonders Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen werfen der Regierung vor, die Lehren aus Fukushima zu ignorieren. Kritisiert wird unter anderem das ungelöste Problem der Endlagerung hochradioaktiver Abfälle sowie das Sicherheitsrisiko neuer Reaktoren in einem erdbebengefährdeten Land.

Auch wirtschaftlich bleiben Fragen offen. Internationale Unternehmen setzen zunehmend auf Standorte mit günstiger grüner Energie, während Japan mit seinem energieintensiven Modell an Wettbewerbsfähigkeit verlieren könnte. Die EU etwa verfolgt mit ihrem „Competitiveness Compass“ einen klaren Plan zur Beschleunigung von Investitionen in Zukunftsbranchen. Experten befürchten, dass Japans zögerliche Politik ausländische Investoren abschrecken könnte.

Zwischen Notwendigkeit und Risiko

Japans Energiepolitik bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen Versorgungssicherheit, Klimazielen und gesellschaftlicher Akzeptanz. Die Rückkehr zur Atomkraft mag eine kurzfristige Lösung für steigende Stromnachfrage sein, doch langfristig bleibt offen, ob der neue Basic Energy Plan die Balance zwischen Nachhaltigkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit halten kann.

EXPO 2025 Kansai in Osaka

Sie haben darüber hinaus Interesse am Thema Japan? Kennen Sie schon die „Road to Expo 2025“ – eine Initiative der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA zur Vorbereitung auf die Weltausstellung in Osaka 2025? Hier finden Sie Informationen, wie Sie dabei sein können, welche Themen im Zentrum der Vorbereitungen stehen und Links zu vielen dazu passenden, spannenden Veranstaltungen in Österreich und Japan: Road to EXPO 2025

Bei Fragen wenden Sie sich an Luigi Finocchiaro (+81-3-34031777). 

Weitere interessante Artikel