herr bruckner
© Pippan/WKW

Unsere Menschen des Jahres 2024

Was wäre Wiens Wirtschaft ohne die Menschen, die hinter ihr stehen? Viele von ihnen haben wir heuer begleitet. Wir blicken zurück auf ein Jahr mit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen - und erfolgreichen Weichenstellungen.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 19.12.2024

Im Bild: Manfred Bruckner, Nähmaschinen-Meister aus Favoriten, 77 Jahre

Manfred Bruckner war 21, als er sich als Nähmaschinen-Mechanikermeister in Wien selbstständig machte. Das ist nun fast 56 Jahre her. Heute ist der mittlerweile 77-Jährige immer noch im 10. Bezirk mit seinem Nähmaschinen-Fachgeschäft vertreten. „Ich werde weitermachen, solange es mir Spaß macht und ich gesund bin. Denn mich interessiert nach wie vor der Erfolg, wenn ich etwas geschafft habe”, sagte uns der computerfitte Unternehmer im Sommer, als die WIENER WIRTSCHAFT eine Ausgabe nur mit Menschen gestaltete, die mindestens 65 Jahre alt waren.

Beeindruckende Persönlichkeiten wie Bruckner haben wir heuer viele gefunden. Etwa die 20-jährige Paula Glawion, die mit nur 20 Jahren Meisterin wurde und im Juni von der Sparte Gewerbe und Handwerk gemeinsam mit vielen anderen gefeiert wurde. Oder Ein-Personen-Unternehmen wie Fußpflegerin Simone Muck, die Beachtliches leistet. Oder auch Familienbetriebe, wie jener von Bäckermeister Michael Mann, der mit Raumpartnerschaften neue Wege geht.

An ihrer Seite machten sich hunderte Interessenvertreter mit Herzblut stark für bessere Rahmenbedingungen, wichtige Branchenanliegen und gute Services in der WK Wien. Sie alle sind selbst auch Unternehmer und bringen ihre Ideen vielfältig ein - etwa bei Frau in der Wirtschaft, bei der Jungen Wirtschaft, in den Fachorganisationen und Sparten und als Bezirksobleute. Eine, die heuer neu dazu kam, ist Katharina Graber: Sie ist seit Juli neue Bezirksobfrau der WK Wien in Floridsdorf.

Wirtschaftlich schwieriges Jahr

Wirtschaftlich gesehen war 2024 für viele Unternehmen nicht leicht. Die Konjunktur entwickelte sich schwächer als vorausgesagt - statt eines Wirtschaftswachstums von knapp einem Prozent, wie vor einem Jahr prognostiziert, dürfte am Jahresende ein Minus von knapp einem Prozent stehen. Hauptgründe dafür sind die hartnäckige Flaute in der Industrie und im Bausektor sowie die unerwartet niedrigen Konsumausgaben der Österreicher. Zwar haben die Menschen durch hohe Lohnabschlüsse wieder mehr Geld im Börserl, doch sie sparen lieber als es auszugeben. Immerhin: Das Weihnachtsgeschäft läuft aktuell deutlich besser als angenommen. Und: In Wien ist die Wirtschaft generell etwas besser unterwegs als der österreichische Durchschnitt - vor allem wegen der starken Dienstleistungsorientierung und der heterogenen Wirtschaftsstruktur.

Das macht unseren Wirtschaftsstandort in herausfordernden Zeiten widerstandsfähiger.

 Er war es auch, der sich in vielen Initiativen für diese Widerstandskraft einsetzte - in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Wien, die für viele unternehmerischen Rahmenbedingungen wesentlich ist, etwa für schnellere Behördenwege, Wirtschaftsförderungen, die Unterstützung bei der Energiewende, den Stadtverkehr oder den lebendigen öffentlichen Raum in den Einkaufsgrätzeln.

Ideen, die Wien verbessern

Zu eben diesen Einkaufsgrätzeln führte die WK Wien heuer eine umfassende Analyse durch, die den vielfältigen Gründen von Leerständen nachging und Lösungsansätze für den „Möglichkeitsraum Erdgeschoß” entwickelte. Engagiert war die WK Wien gemeinsam mit der Stadt Wien auch bei der Qualitätssteigerung der Wiener Taxis: Seit Juli gibt es einen individuellen QR-Code in jedem Wiener Taxi, ein digitales Bewertungssystem sowie eine Info-Karte mit den Rechten der Fahrgäste und den Pflichten der Lenker.

Auch überregional hat sich die WK Wien für verbesserte Rahmenbedingungen für Unternehmen eingesetzt, etwa für die Einführung neuer Lehrberufe wie den Klimagärtner, einen vereinfachten Zugang von Fachkräften aus Drittstaaten über die Rot-Weiß-Rot-Karte, für Vereinfachungen für mehrfachversicherte Selbstständige - und ganz wesentlich auch für die Anhebung der Kleinunternehmergrenze, die 2025 im Zuge des Ausgleichs der „kalten Progression” umgesetzt wird, für den die WK Wien die konzeptionelle Vorarbeit geleistet hat.

Engagiert hat sich die WK Wien auch für Unternehmen, die noch immer auf Corona-Hilfen warten oder von Rückforderungen bedroht sind - und zwar mit dem Cofag-Musterprozess-Fonds.


Betriebsalltag mit Licht und Schatten

Abseits davon sorgten viele weitere Themen für Aufregung bei Wiener Unternehmen - und auch für Freude. Etwa die Neu-Einführung des Handwerkerbonus im Sommer, der vielen Gewerbebetrieben zusätzliches Geschäft brachte. Oder das beeindruckte Comeback des Wiener Stadttourismus, der heuer auf einen neuen Gäste- und Umsatzrekord zusteuert. Oder auch die erfreuliche Prognose für die heurige Ballsaison, die so viel Geld bringen dürfte wie nie zuvor. Erfreulich waren auch die Aufnahme des 400. Mitglieds in der von der WK Wien initiierten Charta der Vielfalt und die erfolgreich geschlagenen Berufsmeisterschaften WorldSkills in Frankreich.

Sorgen gab es jedoch auch viele: Hohe Steuern und Lohnnebenkosten, die Bürokratie bei statistischen Meldepflichten, Arbeitnehmerschutz und Förderungen, der Fachkräftemangel und ausgehende Betriebsflächen etwa. Hinzu kommen Probleme mit vielen neuen Vorgaben - etwa zu Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichten oder IT-Sicherheit. Dafür, dass sie dennoch jeden Tag ihr Bestes geben, sagte die WK Wien heuer mit einer groß angelegten Kampagne „Danke”.
Dank und Anerkennung gab es auch für Nobelpreisträger Friedrich Hayek, der einst in der WK Wien arbeitete und für die Wirtschaftswissenschaften wegweisend war; ihm widmete die WK Wien heuer ein Event in den historischen Räumen am Stubenring mit zwei früheren Bundeskanzlern. Die WK Wien feierte zudem ihr 175-Jahr-Jubiläum - u.a. mit einem Zeitraffer hier in der WIENER WIRTSCHAFT.