Innovative Ideen zu Energie- und Umweltfragen
Energy Globe Wien 2023 – diesjährige Preisträger: längere Lebenszeit für PV-Module, grünes Gas aus biogenen Reststoffen, nachhaltige Filmproduktion, wasserlose Urinale im Einkaufszentrum, App für Elektroschrott
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„Für viele Umweltprobleme gibt es bereits gute und auch umsetzbare Lösungen. Das zeigt der Energy Globe Award seit mehr als zwei Jahrzehnten jedes Jahr aufs Neue“, freute sich Roman Weigl, Obmann der Fachgruppe Ingenieurbüros der Wirtschaftskammer Wien. Die Wiener Energy Globe Awards wurden gestern zum 24. Mal vergeben. „Der Energiehunger der Welt nimmt ebenso zu wie die Umweltbelastung. Daher braucht es kreative Lösungen. Diese Innovationen sollen helfen, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Nur so können wir die Lebensqualität auf unserem Planeten langfristig bewahren – auch für nachfolgende Generationen“, so Weigl. Die Jury wählte heuer die Siegerprojekte der fünf Kategorien Erde, Feuer, Wasser, Luft und Jugend aus insgesamt 67 Einreichungen aus.
Die Preisträger des Energy Globe Award 2023
Kategorie Erde: Verlängerung der PV-Modullebenszeit durch Backsheet Reparaturbeschichtungen
Backsheets bestehen aus Polymeren und wirken als elektrischer Isolator, um Mensch und Tier vor Elektroschocks zu schützen. Risse in den Photovoltaikbacksheets können durch die täglichen und saisonalen Temperaturänderungen entstehen. Die Firma Kansai Helios löst das Problem der defekten Backsheets mit einer innovativen funktionalen Beschichtung. Früher konnten maximal Glas und Aluminium recycelt werden. Dank des neuen Verfahrens können defekte Photovoltaikmodule repariert werden. Die Reparatur ermöglicht einen 2nd Life Cycle und einen neuen Arbeitsschwerpunkt.
Der Gewinner der Kategorie Erde ist gleichzeitig auch Gesamtsieger
Kategorie Feuer: BIG – Green Gas
Im europäischen Green Deal ist das Ziel, in Europa bis 2050 klimaneutral zu sein, verankert. Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) will das Erdgasnetz bis 2040 komplett auf klimaneutrale Gase umstellen. Das Projekt BIG – Green Gas untersucht die Produktion grüner Gase aus biogenen Reststoffen. Die bereits durchgeführte Analyse zeigt ein Potenzial für bis zu 12 TWh einspeisefähiges synthetisches Erdgas in Österreich. Im Rahmen des Projekts wird an neuen Prozessen geforscht, um biogene Reststoffe zu grünem Gas aufzuwerten. Das Projekt hat das erste Jahr hinter sich und läuft über drei Jahre.
Kategorie Wasser: Wasserlose Urinale im Westfield Donau Zentrum
Rund 19 Millionen Menschen besuchen pro Jahr das Wiener Donau Zentrum, um dort einzukaufen. In den acht Toilettenanlagen für Kunden befinden sich insgesamt 87 Urinale. Bislang wurden bereits 20 von ihnen auf wasserlose Urinale getauscht. Bis Ende des Jahres sollen alle auf wasserlosen Betrieb umgebaut sein. Das Sanicus Urinal besticht durch einen reduzierten Wasserverbrauch und weiters durch eine deutlich geringere Reinigungs- und Wartungsintensität. Das Projekt ist Teil einer Vielzahl weiterer Maßnahmen, um den CO2-Abdruck zu reduzieren – etwa eine flächendeckende Photovoltaik-Anlage am Dach oder Biomüllanlagen. Es kann überall eingesetzt werden.
Kategorie Luft: Terra Mater Studios als nachhaltige Filmproduktion
Die Filmindustrie ist dafür bekannt, sehr energie- und resssourcenintensiv zu sein – negativer ökologischer Fußabdruck inklusive. Außerdem führt die starke Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Energiequellen zu einem hohen wirtschaftlichen und sozialen Kostendruck. Gerade kleine Filmstudios sind davon massiv betroffen. Terra Mater Studios wollten einen anderen Weg gehen: Seit 1. Jänner 2022 produziert die Filmproduktionsfirma ausschließlich nachhaltige Filme. Ihr erklärtes Ziel ist es, die betrieblichen Treibhausgasemissionen von 2019 bis 2030 um 50 Prozent zu senken. Die verbleibenden, nicht reduzierbaren Emissionen werden mit Hilfe eines internationalen Waldschutzprogrammes kompensiert, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Mit dem „Green Producing“-Projekt legt Terra Mater Studios die „TMS-Green Guidelines“ fest, um durch die Berechnung der Treibhausgasemissionen der einzelnen Filmproduktionen ein klares Reduktionsziel zu haben
Kategorie Jugend: Coll.e.W – collect e-waste
Der Müllberg aus Elektroschrott wuchs weltweit in den letzten zehn Jahren rasant. In Österreich fallen pro Jahr über 83.000 Tonnen an. Zwar gibt es viele Abhol- und Recyclingstellen, doch keinen Service, um den Elektroschrott von Privathaushalten und Firmen abzuholen. Schüler des TGM erarbeiteten im Rahmen einer Diplomarbeit die collect e-waste-Plattform, um Privatpersonen und Unternehmen zu ermöglichen, ihre funktionsfähigen und nicht mehr funktionsfähigen Elektronikprodukte und –komponenten einfach per App oder über eine Webseite anzubieten und abzugeben. Auch Entsorgungsbetriebe können sich auf der Plattform registrieren. Überlegt wird derzeit auch, ein Start up daraus zu machen.