Hernstein Management Report: Mitarbeiterbindung unter 30-Jährigen gesunken
Ursachen sind geänderte Lebensumstände, Wertewandel, Mangel an Arbeitskräften sowie das Streben nach Life-Balance. Mit einem guten Arbeitsklima und Karriereperspektiven kann gegengesteuert werden
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Mag. (FH) Michaela Kreitmayer „Mitarbeitende suchen Perspektiven für die Zukunft. Unternehmen, die das bieten können, werden den Arbeitskräftemangel deutlich besser bewältigen
Österreichische und deutsche Führungskräfte sehen im Vergleich zur vorangegangenen Generation eine geringere Bindung von jüngeren Arbeitskräften an das Unternehmen. Dies ist ein aktuelles Ergebnis des Hernstein Management Reports, einer repräsentativen Befragung von 1.500 Führungskräften in Österreich und Deutschland.
9 von 10 Führungskräften sind der Ansicht, dass sich unter 30-jährige weniger an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen als die Generation davor.
„In Österreich ist diese Einschätzung deutlich stärker ausgeprägt als in Deutschland“, informiert Michaela Kreitmayer, Leiterin des Hernstein Instituts. „Während 60 Prozent der heimischen Führungskräfte diese Meinung mit sicher einschätzen, liegt diese Zustimmung in unserem Nachbarland bei 48 Prozent“, konkretisiert Kreitmayer. 76 Prozent aller Führungskräfte sehen bei jüngeren Mitarbeitenden eine geringere Hemmschwelle den Job zu wechseln. Diese würden aus deutlich geringeren Anlässen das Unternehmen verlassen als frühere Generationen.
Gründe für gesunkene Bindung
28 Prozent der Befragten meinen, dass es geänderte Lebensumstände und Anforderungen dieser Mitarbeitergruppe an ein Unternehmen gibt und dass dies die Hauptursache für die sinkende Bindung sei. Weitere wesentliche Faktoren für die geringere Bindung sind ein gesellschaftlicher Wertewandel, sowie dass es aufgrund von Personalmangel viele Möglichkeiten gibt, mehr auszuprobieren. „Die viel diskutierte Life-Balance, oft als Work-Life-Balance bekannt, bei jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, wurde mit 9 Prozent weniger häufig als Grund für eine geringere Mitarbeiterbindung genannt“, so Kreitmayer.
Arbeitsklima und Karriereperspektiven als „Bindemittel“
Es gibt aber Möglichkeiten, dem gegenzusteuern: So ist aus der Sicht der Führungskräfte das Arbeitsklima mit 74 Prozent der bei weitem wichtigste Faktor, um Mitarbeitende an ein Unternehmen zu binden. „62 Prozent der Führungskräfte meinen, dass durch interessante Karriereperspektiven die Bindung wieder gesteigert werden kann. Diese Einschätzung ist klar von der Unternehmensgröße abhängig. In großen Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden zum Beispiel ist diese Meinung mit 64 Prozent merkbar stärker vertreten als mit 53 Prozent in Kleinbetrieben mit bis zu 10 Mitarbeitenden“, konkretisiert Kreitmayer.
Neben den Karriereperspektiven führen die befragten Führungskräfte folgende Faktoren als wesentlich für die Mitarbeiterbindung an:
- Einkommen: Hier sehen 63 Prozent monetäre Anreize als wichtig an.
- Flexibilität: 51 Prozent erkennen hier einen wichtigen Faktor, wobei dieser in den vergangenen Jahren am stärksten an Bedeutung gewonnen hat, was unter anderem auf Entwicklungen wie Remote Work zurückzuführen ist.
„Karriere machen“ als wichtiges persönliches Motiv
Die Ansicht, dass berufliche Perspektiven ein Mittel der Mitarbeiterbindung sein können, ist wohl auch darin begründet, dass es den Führungskräften selbst wichtig ist, Karriere zu machen: 27 Prozent geben an, dass Karriere für Sie persönlich sehr wichtig sei, für weitere 48 Prozent ist es eher wichtig. 44 Prozent der Führungskräfte verstehen unter „Karriere machen“ in der Unternehmenshierarchie aufzusteigen und letztlich auch mehr Gehalt zu bekommen. 10 Prozent suchen den „Spaß in der Arbeit“, 9 Prozent Selbstverwirklichung und 6 Prozent eine ausgewogene Life-Balance.