Breitband – so wichtig wie Wasser und Strom
70 Prozent von Wiens Unternehmen mit Internetanbindung zufrieden – Aber: Internet in Bukarest doppelt so schnell wie in Wien – Heimhilcher: „Ausbau des Glasfasernetzes hat oberste Priorität“
Lesedauer: 3 Minuten
„Im digitalen Zeitalter ist eine schnelle und verlässliche Internetverbindung für viele Unternehmen mittlerweile so wichtig wie der Zugang zu Strom und Wasser. Ohne leistungsstarke digitale Infrastruktur verzögert sich auch die Implementierung von KI und das schwächt den Standort nachhaltig. Der Ausbau des Glasfasernetzes in Wien hat deshalb oberste Priorität“, betont Martin Heimhilcher, Obmann der Sparte Information und Consulting der Wirtschaftskammer Wien.
Die WK Wien macht sich seit Jahren für eine optimale Breitbandversorgung stark. Was sich bezahlt macht, denn der Versorgungsgrad mit Breitbandanschlüssen in der Bundeshauptstadt beträgt 97,3 Prozent. Jedoch sind 65 Prozent der Anschlüsse nicht gigabitfähig und nur 20 Prozent der Festnetzbreitbandanschlüsse beruhen auf Glasfaserleitungen bis zum Gebäude. Beim Speedtest Global Index liegt Wien weltweit nur an 57. Stelle (107,52 MBit/s). Schnellste europäische Hauptstadt – und doppelt so schnell wie Wien – ist Bukarest, das auf Platz 7 liegt (228,73 MBit/s).
Umfrage unter Wiens Unternehmen
Die WK Wien führte zum dritten Mal eine Umfrage zur Zufriedenheit mit der Internetanbindung bei Wiens Unternehmen durch. 541 Unternehmen wurden befragt. Im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Umfragen hat sich die Situation eindeutig verbessert. Über 70 Prozent sind mit der Internetverbindung zufrieden bzw. sehr zufrieden. Lediglich 12 Prozent beklagen häufige Störungen (öfter als 10 Mal pro Jahr) und nur 28 Prozent beklagen eine zu langsame Internetverbindung (öfter als 10 Mal pro Jahr). Dennoch sehen 63 Prozent einen Handlungsbedarf und wünschen sich, dass in Wien mehr für den Breitbandausbau getan wird. 87 Prozent ist ein weiterer Breitbandausbau wichtig.
Acht Forderungen der WK Wien
- Mitbenutzung vorhandener Infrastruktur: Die Stadt Wien soll ihr Glasfasernetz vollständig öffentlich und als „Open Data“ frei zugänglich machen, um unnötige Grabungsarbeiten zu verhindern.
- Verfahrensbeschleunigung: Um zu verhindern, dass Projekte monatelang stillliegen, bietet sich eine „One Stop Shop“-Lösung an, um Verfahren zu vereinfachen bzw. zusammenzulegen.
- Alternative Verlegemethoden: Es gibt Alternativen zu teurem Tiefbau – etwa Trenching. Das bedeutet – keine langen Straßensperren und um ein Drittel reduzierte Grabungskosten.
- Synergieeffekte bei Bauvorhaben: Im Idealfall plant die Stadt bei ihren Bauvorhaben die Glasfaserleitungen gleich mit. Die Betreiber können sich am Bau beteiligen und durch den geteilten finanziellen Aufwand profitieren beide.
- Förderung Inhouse-Verrohrung: In den Altbauten ist ab dem Keller nur noch ein Kupferkabel möglich. Ein neues Fördermodell für die Renovierung von Inhouse-Verkabelung und -Verrohrung kann ein Anreiz sein, dass Hauseigentümer hier investieren.
- Schaffung eines Breitbandausweises: Ein solcher kann Hand in Hand mit der neuen Förderung gehen. Er bietet – ähnlich wie ein Energieausweis – eine objektive Einschätzung der Breitbandversorgung eines Gebäudes.
- Gigabit-Gutscheine zur Stimulierung der Nachfrage: Nicht alle verlegten Glasfaseranschlüsse werden gekauft oder genutzt. Gigabit-Gutscheine können die Nachfrage stimulieren.
- Stromanschlusstarife für Kleinstverbraucher: Ein Breitbandanschluss benötigt unter einem Kilowatt Strom. Jedoch wird pauschal ein Vier-Kilowatt-Anschluss verrechnet. Eine Novelle des Elektrizitätswirtschafts- und organisationsgesetzes ist hier notwendig.
Breitband und Künstliche Intelligenz
„Wiens Unternehmen sind bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz schon gut im Rennen“, weiß Heimhilcher und verweist auf die aktuelle Umfrage unter Wiens Unternehmen: 38 Prozent nutzen KI bereits in ihrem Unternehmen. 66 Prozent sind der Meinung, dass KI das Leben der Menschen erleichtern und verbessern wird. In welche Richtung sich ihre Profession entwickeln wird, sehen die Unternehmen so: Etwas mehr als die Hälfte sagt, dass KI ihr Team unterstützen wird. Nur rund ein Fünftel glaubt, dass ihr Job von einer KI ersetzt werden wird. „Eine gute Breitbandanbindung ist ein Schlüsselelement für die effektive Nutzung und Entwicklung von KI-Technologien“, so Heimhilcher abschließend.