
Bedarf an Rechenzentren stark steigend
21 Rechenzentren in Wien – Heimhilcher: „Rechenleistung als Währung der Zukunft“ – Puaschitz: „In Wien fehlen 6.000 IT-Fachkräfte“
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v.l.: Georg Chytil (Geschäftsführer next layer) und Martin Heimhilcher (Obmann Sparte Information und Consulting der WK Wien) im Rechenzentrum
Eine moderne Wirtschaft ohne leistungsfähige Rechenzentren ist heute undenkbar. Rechenzentren speichern, verarbeiten und verteilen große Datenmengen und sind das digitale Rückgrat zahlreicher Branchen - von der Industrie über das Gesundheitswesen bis hin zur öffentlichen Verwaltung. „Rechenleistung kann man durchaus als Währung der Zukunft ansehen“, betont Martin Heimhilcher, Obmann der Sparte Information und Consulting der WK Wien.
Die Bedeutung von Rechenzentren wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Es ist daher entscheidend, in die digitale Infrastruktur, nachhaltige Energieversorgung und die Ausbildung von IT-Fachkräften zu investieren, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Martin Heimhilcher
Obmann der Sparte Information und Consulting der WK Wien
Dieser Trend zeigt sich auch in den Wachstumszahlen: Der globale Markt für Rechenzentren wird 2025 auf rund 412,3 Milliarden Euro geschätzt und wächst mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 8,35 Prozent. Bis 2029 soll der Markt ein Volumen von 568,3 Milliarden Euro erreichen. Auch in Europa steigt die Bedeutung von Rechenzentren: Ihr Energieverbrauch könnte bis 2030 auf 98,5 Terawattstunden (TWh) ansteigen, was einem Wachstum von 28 Prozent gegenüber 2018 entspricht. Damit die digitale Infrastruktur stabil bleibt und weiter ausgebaut werden kann, sind drei wesentliche Faktoren entscheidend: eine zuverlässige Stromversorgung, eine flächendeckende Glasfaserinfrastruktur und gut ausgebildete IT-Fachkräfte. Besonders Letzteres stellt eine große Herausforderung dar. „Allein in Wien fehlen derzeit 6.000 IT-Fachkräfte - ein erheblicher Engpass, der dringend adressiert werden muss, um den Wirtschaftsstandort langfristig wettbewerbsfähig zu halten“, betont Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe UBIT (Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie).
Rechenzentren in Wien - Potenzial und Herausforderunge
„Der Bedarf an Rechenzentren steigt; auch und gerade aufgrund der zunehmenden KI-Anwendungen, die enorme Rechenleistung erfordern“, erklärt Heimhilcher. Tatsächlich zählt Künstliche Intelligenz (KI) zu den energieintensivsten Anwendungen: Eine einzige KI-Anfrage kann den 10- bis 100-fachen Energiebedarf einer herkömmlichen Datenanfrage haben. Daher bemühen sich viele Rechenzentren, ihre CO₂-Bilanz durch nachhaltige Konzepte kontinuierlich zu verbessern. Aktuell gibt es in Wien 21 Rechenzentren. Die Stadt bietet einige Standortvorteile: eine hohe Versorgungssicherheit mit grüner Energie, politische Stabilität und eine erdbebensichere Lage. Doch die Errichtung neuer Rechenzentren stößt auf Herausforderungen: Platzmangel und hohe Immobilienpreise erschweren die Ansiedlung neuer Serverfarmen. Die größten verfügbaren Flächen liegen meist in weiter außen gelegenen Betriebsgebieten, während in der Innenstadt der Raum für neue Anlagen begrenzt ist. Das derzeit größte Rechenzentrum in Wien verfügt über eine Bruttofläche von 20.000 m² und eine Nettofläche von 14.000 m² - das entspricht etwa zwei Fußballfeldern. Gleichzeitig gibt es auch Vorteile von Innenstadt-Rechenzentren, da sie durch ihre zentrale Lage und direkte Nähe zu Unternehmen für diese bei Bedarf rasch erreichbar sind. Ein Beispiel hierfür ist das next layer Rechenzentrum am Fleischmarkt im ersten Bezirk, das an diesem Standort aktuell 70 Kunden betreut. „Unsere Infrastruktur ist auf Zuverlässigkeit und Energieeffizienz optimiert, und wir betreiben eine eigene Glasfaserinfrastruktur, sowohl für den Eigenbedarf als auch für die Datenübertragung unserer Kunden“, erklärt Georg Chytil, Geschäftsführer von next layer.
Technologische Trends bei Rechenzentren
Um die Effizienz und Nachhaltigkeit von Rechenzentren zu verbessern, werden vermehrt Künstliche Intelligenz und neue Kühltechnologien eingesetzt. Etwa kann die KI dabei unterstützen, den Energieverbrauch dynamisch anzupassen. Durch die intelligente Steuerung könnten Prognosen zufolge bis 2030 bis zu 30 Prozent des Energiebedarfs eingespart werden. Außerdem setzen Rechenzentren verstärkt auf Wasser- statt Luftkühlung. Das reduziert die Betriebskosten um bis zu 40 Prozent und ermöglicht die Wiederverwertung von Abwärme in Fernwärmenetze. Mit der steigenden Bedeutung von Rechenzentren als Teil der kritischen Infrastruktur wächst auch der Bedarf an verbesserten Sicherheitsmaßnahmen. Cyberangriffe auf IT-Infrastrukturen haben sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht, weshalb sowohl physische Sicherheitsmaßnahmen als auch modernste Verschlüsselungstechnologien an Bedeutung gewinnen.
Investitionen in digitale Infrastruktur sind entscheiden
„Die Bedeutung von Rechenzentren wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Es ist daher entscheidend, in die digitale Infrastruktur, nachhaltige Energieversorgung und die Ausbildung von IT-Fachkräften zu investieren, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden“, betont Heimhilcher abschließend.