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Green Economy 2025
© Florian Wieser

Kreislaufwirtschaft als Zukunftschance für Wien

Vienna Green Economy Report zeigt Milliarden Euro-Potenzial durch Kreislaufwirtschaft – auch die ökologischen Effekte sind hoch

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 11.11.2025

Präsentation Green Economy Report 2025:  Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Verena Judmayer, Co-Gründerin und Co-CEO von MATR, Katrin Müller, Leiterin Nachhaltigkeit bei refurbed, Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien

Bürgermeister Michael Ludwig und Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck haben heute, Dienstag, die bereits vierte Ausgabe des „Vienna Green Economy Reports“ im Wiener Rathaus präsentiert. Die jährlich erscheinende Publikation zeigt anschaulich, was die öffentliche Hand und Wiener Unternehmen mit Infrastruktur- und Technologieprojekten volkswirtschaftlich bewegen und gleichzeitig an Treibhausgasen am Weg zur Klimaneutralität einsparen können. Schwerpunkt der heurigen Ausgabe ist die Kreislaufwirtschaft. Sie bietet vor allem einer Smart City wie Wien große Zukunftschancen.„Der Vienna Green Economy Report zeigt eindrucksvoll, welches Zukunftspotenzial in der Kreislaufwirtschaft für unsere Stadt steckt. Wien geht hier mit gutem Beispiel voran: Wir sammeln Abfälle getrennt, bereiten sie hochwertig auf und gewinnen daraus wiederverwertbare Rohstoffe für neue Produkte. Unsere moderne Abfallverwertung spart bereits heute mehr CO₂ ein, als sie verursacht. Mit der Formel ‚Reduce – Reuse – Recycle‘ setzen wir auf Vermeidung, Wiederverwendung und hohes Recycling. Denn der beste Müll fürs Klima ist jener, der gar nicht entsteht. So stärken wir Klimaschutz, Wertschöpfung und die hohe Lebensqualität in Wien gleichermaßen“, sagt Bürgermeister Ludwig.

In Summe ist durch Kreislaufwirtschaft in Wien eine Wertschöpfungsteigerung von 3,5 Milliarden Euro realisierbar


„Aus ökonomischer Sicht, aber auch mit Blick auf Nachhaltigkeit, können wir über die Kreislaufwirtschaft große Potenziale heben. Das wirkt sich positiv auf die Wertschöpfung aber auch auf die Emissionen aus. Besonders groß sind die Effekte im Bausektor, weil hier der größte Anteil am gesamten Abfallaufkommen entsteht. Reduktion der Abfälle und eine verlängerte Nutzung der Primärrohstoffe sind daher wichtige Schritte. Alleine im Bausektor ist eine CO₂-Einsparung von 288.000 Tonnen möglich. Vor allem die Kreislaufwirtschaft zeigt also, dass Ökologie und Ökonomie keinen Widerspruch bedeuten, sondern miteinander in Einklang stehen. In Summe ist durch Kreislaufwirtschaft in Wien eine Wertschöpfungsteigerung von 3,5 Milliarden Euro realisierbar“, sagt WK Wien-Präsident Ruck.

Erfolgreiche Unternehmen

Wie der Green Economy Report zeigt, sind auch außerhalb der Bauwirtschaft viele Wiener Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft aktiv und erfolgreich. Zum Beispiel refurbed. Seit der Gründung 2017 hat sich das Unternehmen zu einem der schnellst wachsenden Online-Marktplätze für professionell rundum erneuerte Produkte – vor allem aus dem Elektronikbereich -, entwickelt. „Wir leben in einem Zeitalter, in dem es unrealistisch ist zu glauben, dass Menschen ohne Smartphones, Laptops oder Espressomaschinen leben möchten oder gar können. Elektronische Geräte sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und es ist klar: dieser Konsum wird bleiben. Bei refurbed haben wir es uns daher zur Aufgabe gemacht, Konsum nachhaltiger zu gestalten, indem wir die führende Plattform für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen aufbauen. Unser Ziel ist es, Konsument:innen preiswerte und gleichzeitig nachhaltigere Alternativen auf einfache und vertrauenswürdige Weise anzubieten – damit die Kreislaufwirtschaft in der breiten Masse ankommt. Nur wenn nachhaltiger Konsum zur bequemen und attraktiven Option wird, können wir gemeinsam echte Veränderung bewirken“, sagt Katrin Müller, Leiterin Nachhaltigkeit bei refurbed.

Das Wiener Unternehmen MATR hat sich auf nachhaltige Matratzen für die Hotel-Branche spezialisiert. Diese enthalten einen hohen Anteil an recyceltem Material und sind wiederverwertbar designt. „Mit MATR zeigen wir, dass Kreislaufwirtschaft kein Ideal, sondern ein funktionierendes Geschäftsmodell ist. Jedes Jahr landen in Österreich über eine Million Matratzen im Müll. Wir haben daher die erste zirkuläre Matratze entwickelt, die dieses Muster durchbricht. MATR konzentriert sich auf Hotels und verbindet Innovation, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit: preislich vergleichbar mit hochwertigen Matratzen, aber mit klaren Einsparungen über den gesamten Lebenszyklus. Unsere Matratzen sind langlebig, recycelbar und dank digitalem Produktpass transparent rückverfolgbar – bei deutlich geringeren CO₂-Emissionen und einer Lieferkette in Europa. Damit solche zirkulären Modelle skalieren können, braucht es allerdings faire Wettbewerbsbedingungen: flexible Finanzierungsoptionen, bessere gesetzliche Regelungen und eine öffentliche Beschaffung, die Kreislauffähigkeit als Entscheidungskriterium inkludiert“, sagt Verena Judmayer, Co-Gründerin und Co-CEO von MATR.

Insgesamt sind in Wien rund 3.400 Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft tätig. Sie beschäftigen 34.000 Mitarbeiter und erzielen einen Umsatz von 13,5 Milliarden Euro pro Jahr.

327.000Tonnen eingespartes CO

Neben dem Schwerpunktthema Kreislaufwirtschaft analysiert der aktuelle Vienna Green Economy Report weitere Projekte aus den Bereichen Immobilien, Energie und Mobilität: Der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen bringt Wien einen jährlichen Wertschöpfungsbeitrag von 37 Millionen Euro bei CO₂-Einsparungen von rund 28.000 Tonnen. Die Neuzulassung von E-Fahrzeugen wirkt sich mit 39 Millionen Euro und mehr als 10.000 Tonnen CO₂ aus. Die neue Fernkälte-Anlage der Wien Energie am Campus der MedUni Mariannengasse erzielt einen volkswirtschaftlichen Nutzen in Wien von 4 Millionen Euro und eine CO₂-Einsparung von 1.000 Tonnen. In Summe bringen alle im Report dargestellten Projekte inklusive Kreislaufwirtschaft für Wien Wertschöpfungseffekte von 3,6 Milliarden Euro und sparen 327.000 Tonnen CO₂.