Im Vordergrund sind sechs Ziegelsteine übereinander gestapelt. Im Hintergrund ist der Rücken einer Person mit Helm, die direkt vor einer Mauer aus Ziegeln steht
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Ukraine: Wiederaufbau

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Ukraine

Pläne für den Wiederaufbau 

Der Aufbauplan der ukrainischen Regierung umfasst insgesamt 850 Projekte mit unterschiedlicher Laufzeit und ist für die nächsten 10 Jahre vorgesehen. Leitprinzipien des Wiederaufbauplans lauten: build back better, jetzt beginnen und allmählich beschleunigen, EU-Integration und private Investitionen fördern. Das Land soll durch umfassende Reformen tiefgreifend modernisiert werden. Die Umsetzung von umfassenden Reformen soll die Modernisierung und wirtschaftliche Entwicklung des Landes sicherstellen. 

Der Wiederaufbau findet bereits jetzt in der gesamten Ukraine statt. So werden Wohnhäuser repariert und wieder aufgebaut, die Gesundheits- und Energieversorgung wiederhergestellt, Brücken und weitere Infrastruktur errichtet, um die betroffenen Gebiete wieder bewohnbar zu machen. Gleichzeitig werden bereits weitere Wiederaufbaupläne erarbeitet und Projekte entwickelt, um unmittelbar nach dem Kriegsende mit der Umsetzung beginnen zu können.

Auf unserer Website haben wir für Sie die aktuellen Ausschreibungen gesammelt, die von  verschiedener Internationalen Finanzinstitutionen finanziert sind.

Unterstützung durch die EU und Internationale Finanzinstitutionen 

Europäische Kommission

Die Ukraine hat seit Juni 2022 den Status eines Beitrittskandidaten. Der EU-Annäherungsprozess findet jedoch bereits seit 2017 auf Basis eines Assoziierungsabkommens und eines Vertieften und umfassenden Freihandelsabkommens statt.

Die EU steht an der Seite der Ukraine im anhaltenden Angriffskrieg Russlands und begleitet die Ukraine auf dem Weg zum EU-Beitritt. Darüber hinaus leistet die EU ihren Beitrag zum Wiederaufbau der Ukraine, indem sie verschiedene Finanzierungsinstrumente zur Verfügung stellt. Für die Jahre 2024–2027 hat die EU ein neues Finanzierungsinstrument - die Ukraine-Fazilität – geschaffen, mit dem eine Finanzhilfe in Höhe von bis zu 50 Milliarden Euro für das Land vorgesehen ist.

Ziel der Ukraine-Fazilität ist die Unterstützung der ukrainischen Wirtschaft und des Wiederaufbaus bzw. die Mobilisierung von Investitionen für das Land, um die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Krieges zu bewältigen und mit Hilfe der notwendigen Reformen einen raschen Beitritt zur Europäischen Union zu ermöglichen. Die Fazilität soll eine direkte finanzielle Unterstützung für Maßnahmen im Rahmen des Wiederaufbauplans der ukrainischen Regierung bieten und es Investoren ermöglichen, EU-Haushaltsgarantien und eine Kombination aus Zuschüssen und Darlehen von öffentlichen und privaten Einrichtungen in Anspruch zu nehmen. Außerdem werden die für den EU-Beitritt notwendigen Reformen durch die Ukraine-Fazilität unterstützt.

Die Europäische Kommission hat am 13. November 2024 anlässlich der ersten Investitionskonferenz zwischen der Europäischen Union und der Ukraine im Rahmen der internationalen Messe ReBuild Ukraine in Warschau die Unternehmen mit Sitz in der EU/im EWR dazu aufgerufen, ihr Interesse an Investitionen in die ukrainische Wirtschaft zu bekunden. Interessierte Unternehmen können ihre Projektvorschläge bis spätestens 1. März 2025 unter folgendem Link einreichen: EUSurvey - Call for Expressions of Interest from EU/EEA-based businesses to invest in Ukraine Ausführliche Informationen finden Sie unter folgendem Link: Aufforderung zur Interessenbekundung von Unternehmen mit Sitz in der EU/im EWR für Investitionen in der Ukraine.

European Bank for Reconstruction and Development (EBRD)

Seit Beginn des Krieges wurde der ukrainischen Wirtschaft und dem Privatsektor von der EBRD bereits Finanzhilfe in Höhe 3 Mrd. Euro gewährt. Die EBRD ist somit der größte institutionelle Investor im Land. Die Investitionen konzentrierten sich vor allem auf Bereiche Energiesicherheit, lebenswichtige Infrastruktur, Ernährungssicherheit, Handel und den Privatsektor.

Da das ursprüngliche Ziel für die Finanzierung von Projekten in der Ukraine bereits im Jahr 2023 erreicht wurde, die ukrainische Wirtschaft und der Privatsektor jedoch weiterhin großen Unterstützungsbedarf aufweisen, hat die EBRD beschlossen, ihre finanzielle Unterstützung für die Ukraine zu erhöhen, um die kriegsbedingten Schäden zu minimieren und den Wiederaufbau des Landes weiter zu begleiten. So beabsichtigt die EBRD, bis Ende dieses Jahres eine Kapitalerhöhung in Höhe von 3 bis 5 Mrd. Euro vorzunehmen.

Europäische Investitionsbank (EIB)

Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges rasch gehandelt und finanzielle Unterstützung im Ausmaß von 4 Mrd. Euro zugesagt. Die Finanzierungsschwerpunkte der Europäischen Investitionsbank in der Ukraine sind Infrastruktur, Klima und Energie, Verkehr und Entwicklung des Privatsektors. So werden die Sanierungen und dringende Reparaturen von kommunaler und sozialer Infrastruktur, aber auch Energieinfrastruktur mit der Unterstützung der EIB finanziert. Auch Straßeninfrastruktur wird von der EIB gefördert, damit sowohl die Verkehrsadern zwischen der Ukraine und den EU-Nachbarländern, aber auch der öffentliche Verkehr in den ukrainischen Städten modernisiert werden kann. Für die Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) wurden auch verschiedene Finanzierungsinstrumente entwickelt, unter anderem die Garantiefazilität EU4Business und der Treuhandfond „EU für die Ukraine“.

Weltbankgruppe

Seit 2022 hat die Weltbank finanzielle Unterstützung in Höhe von 47 Mrd. USD für die Ukraine mobilisiert, von denen 95% von Entwicklungspartnern bereitgestellt wurden. Bis August 2024 wurden bereits 39 Mrd. USD für verschiedene Projekte ausgezahlt, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Dienstleistungen, für die Instandsetzung der Infrastruktur und für die Unterstützung der Landwirtschaft bestimmt sind.

Die Weltbank hat verschiedene Mechanismen und Finanzierungsinstrumente entwickelt, die ein gewisses Maß an Flexibilität ermöglichen. Dadurch kann die Weltbank schneller auf Entwicklungen in der Ukraine reagieren und die finanzielle Unterstützung für den Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg noch effizienter gestalten.

Investitionsschwerpunkte der Weltbank sind die Bereiche Gesundheit, Energie, Transport, Wohnungsbau und Landwirtschaft.

Die Internationale Finanz-Corporation (IFC) hat im Dezember 2022 2 Mrd. USD zur Unterstützung der ukrainischen Privatwirtschaft bereitgestellt und bis Juni 2024 bereits 1,4 Mrd. USD ausbezahlt. Für bessere Planung und Abdeckung des Finanzierungsbedarfs hat die IFC ein Economic Resilience Action (ERA) Programm entwickelt, das dazu dienen soll, die aktuellen Bedürfnisse der Ukraine zu finanzieren und sich für die Wiederaufbauphase nach dem Krieg vorzubereiten. Das Programm sieht zwei Phasen vor, nämlich während des Krieges die Resilienz der Ukraine zu gewährleisten und Vorarbeiten für den Wiederaufbau nach dem Krieg zu leisten, um nach Kriegsende rasch vorgehen zu können.

Die Multilaterale Investitions-Garantie-Agentur (MIGA) bietet die Versicherung politischer Risiken (Political Risk Insurance - PRI) und hat bereits PRI-Garantien im Wert von mehr als 185 Mio. USD ausgestellt. Diese Garantien minimieren die Risiken und fördern aktive grenzübergreifende Investitionen in der Ukraine. Dadurch soll die Aufrechterhaltung der Tätigkeit des Privatsektors und der Investitionen für die Erholung und den Wiederaufbau des Landes gewährleistet werden.

Zur Koordinierung der Maßnahmen der Mitglieder der Weltbankgruppe wurde die Multi-Donor Resources for Institutions and Infrastructure - MRII gegründet. Diese umfasst die Finanzierungsinstrumente der Weltbank, IFC und MIGA und ermöglicht die stufenweise und auch parallele Anwendung verschiedener Finanzierungsinstrumente und Garantien von verschiedenen Mitgliedern der Weltbankgruppe.

Private Investitionen und Finanzierung

Die wichtigste Säule des zukünftigen Wiederaufbaus werden der Privatsektor und ausländische Direktinvestitionen sein.

Informationen zu konkreten Investitionsprojekten können über die Plattform advantageukraine.com angefragt werden. Die Ukraine setzt Schwerpunkte in den Bereichen Agrar- und Ernährungswirtschaft, Logistik, Metall- und Holzverarbeitung sowie Bergbau und Rohstoffe.

Oesterreichische Kontrollbank (OeKB)

Das Bundesministerium für Finanzen (BMF) und die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) bieten für österreichische Unternehmen unterschiedliche Unterstützungsmöglichkeiten für Geschäfte in der Ukraine.

Durch die Ukraine-Fazilität werden Geschäfte im öffentlichen Sektor unterstützt. So können zB. Geschäfte für den Wiederaufbau der Ukraine im Transportsektor (Eisenbahnen, Brücken), Energiesektor, in der kommunalen Infrastruktur, bei Trinkwasser/Abwasser oder in der Wärmeversorgung auf Basis einer Staatsgarantie bis zu 10 Mio. Euro unterstützt werden.

Für die Absicherung der Exportgeschäfte der österreichischen Unternehmen in die Ukraine bietet ÖKB auch Deckungsmöglichkeiten für Geschäfte im Privatsektor. Die Exportgeschäfte im Privatsektor (Liefergeschäfte, Beteiligungen) können aktuell bis 3 - 5 Mio. Euro abgesichert werden.

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Stand: 29.11.2024