Mag. Elisabeth Weigand, MBA
© DANIELA MATEJSCHEK

Gesundheitsmanager des Monats Juli/August 2022

Mag. Elisabeth Weigand, MBA

Lesedauer: 2 Minuten

10.10.2023

Berufliche und persönliche Eckdaten

  • Seit September 2020 angestellte Geschäftsführerin von Pro Rare Austria
  • Bringt langjährige Führungs- und Auslandserfahrung in internationalen Konzernen und nicht gewinnorientierten Unternehmen mit – in so verschiedenen Branchen wie Tourismus, IT und Kultur
  • Abschluss an der Wirtschaftsuniversität Wien (Handelswissenschaften) und eines MBA (International Arts Management – Salzburg, Chicago, Shanghai)

Mehr Miteinander statt Nebeneinander oder gar Gegeneinander – miteinander reden statt übereinander. Das macht Freude und bringt ein besseres Ergebnis.

Interview:

Wie wird sich die Gesundheitswirtschaft weltweit in den nächsten Jahren entwickeln – was lernen wir aus der Corona-Pandemie?

An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei, hier liegt enorm viel noch nicht genutztes Potential für Verbesserungen bei Diagnosestellung (Verkürzung der Zeit bis zur Diagnose), Therapieentwicklung und Versorgung. Wir haben gelernt, wie wichtig es ist, Daten zu verknüpfen, von Experten auswerten zu lassen als evidenzbasierte schnelle Entscheidungsgrundlage. Durch noch stärkere internationale Vernetzung, Kooperationen und Austausch von Expertise erreichen wir bessere und schnellere Ergebnisse – die Erfolgsfaktoren bei der Impfstoffentwicklung sollten für Therapieentwicklungen übernommen werden, ebenso sollte Drugs Repurposing noch mehr Fokus bekommen. Datenschutz ist zu gewährleisten sollte aber nicht als Hindernis für die Nutzung von Daten gesehen werden – hier braucht es Umdenken und gesetzliche Änderungen, siehe Beispiele in Skandinavien. Und nicht zuletzt sollte entsprechende Kommunikation darauf abzielen, vermehrt Vertrauen bei Patient:innen und der Bevölkerung zu schaffen. Prävention und Entwicklung von Gesundheitskompetenz sollte durch das Gesundheitssystem noch viel mehr ermöglicht und gestärkt werden – Selbsthilfe- und Patientenorganisationen können hierzu vieles beitragen, sollten daher einbezogen und gefördert werden.

Was möchten Sie im Bereich Gesundheitswirtschaft, dem Gesundheitssystem bzw. in der Gesundheitsversorgung Österreichs verändern?

Im Rahmen von Pro Rare Austria setze ich mich gemeinsam mit dem gesamten Team dafür ein, die Situation für die rund 450.000 Betroffenen einer seltenen Erkrankung in Österreich zu verbessern. Der Nationale Aktionsplan für seltene Erkrankungen und der entsprechende Beirat beim BMSGPK stellen hierfür die Basis dar. In der Öffentlichkeitsarbeit haben wir schon viel erreicht, um mehr Bewusstsein für die Probleme und den Bedarf der Betroffenen zu schaffen. Wir arbeiten mit dem BM, der MUW und anderen Stakeholdern vor allem daran, Verbesserungen bei der Diagnosestellung und Versorgung zu erreichen, die bei den Betroffenen direkt ankommen. Kollektive Patientenbeteiligung, die in anderen europäischen Ländern teilweise schon seit mehr als zwanzig Jahren gelebt wird, sollte endlich auch in Österreich gesetzlich verankert und finanziell abgesichert werden. Die dadurch erreichbaren Qualitätsverbesserungen und Effizienzsteigerungen werden dies auch ökonomisch rechtfertigen und sicherstellen, dass die Mittel zielgerichtet eingesetzt werden und der Nutzen für die Patient:innen direkt und nachhaltig spürbar wird. 

Welche Rolle wird dabei Ihre Vision, Strategie bzw. Geschäftsidee spielen? 

All diese und weitere Punkte sind in unserer Vision, Strategie und zusammengefasst in unserem Forderungspapier beschrieben, welches wir als Basis für alle Gespräche, Kooperationen und Projekte verfolgen. Unsere Vision ist, dass auch für Menschen mit seltenen Erkrankungen ein selbstbestimmtes Leben in der Mitte der Gesellschaft möglich ist. Dafür bedarf es einer Gleichstellung im österreichischen Gesundheits- und Sozialsystem, eine Gleichbehandlung ist dafür nicht adäquat.