
So klappt die Inklusion
Im dritten Teil der Inklusions-Series tellen wir zwei Unternehmen vor,die bereits mit Menschen mit Beeinträchtigungen zusammenarbeiten, und gehen darauf ein, wie es zuder Zusammenarbeit gekommen ist, wie sie sie sehen und was sich seither im Unternehmen verändert hat.
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Eine beeinträchtigte Person in einem Unternehmen einstellen, ist für viele Geschäftsführer noch immer unvorstellbar. Nicht so bei Greiner und Ascendor, die ihre Erfahrungen mit der OÖWirtschaft teilen. Philipp Gahbauer (siehe Foto oben) ist beim Kunst- und Schaumstoffunternehmen Greiner mit Sitz in Kremsmünster tätig. Aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung sitzt er im Rollstuhl. „Philipp ist für uns im Office-Management tätig“, sagt Daniela Schmid, Personalleiterin bei Greiner. Dass Philipp im Rollstuhl sitzt, sei irgendwie „nichts Besonders“ mehr.
Assistenz als Unterstützung
Um den Büroalltag meistern zu können, wird Philipp täglich von einer Assistentin begleitet. „Die Assistentin ist bei uns eingegliedert und ist auch bei Feiern dabei. Alles, was Philipp im Stehen machen müsste, übernimmt sie und ist somit eine wichtige Unterstützung. Die Persönliche Assistenz ist zwar im vertraglichen Sinne keine Mitarbeiterin von Greiner, aber sie gehört für uns genauso dazu“, so Schmid. Für die Einstellung von Philipp
musste nichts umgebaut werden, Greiner hat bereits im Vorfeld darauf geachtet, dass die Büroräume barrierefrei sind.
„Ich glaube prinzipiell ist jeder Mitarbeiter, der eine neue Perspektive in das Unternehmen einfliesen lässt, wertvoll und eine Bereicherung für das Team“, sagt die Personalleiterin und ergänzt: „Die Anstellung hat dazu beigetragen, dass wir noch offener gegenüber Beeinträchtigten werden.“ Was Greiner durch diese Erfahrung anderen Unternehmen rät, die Menschen mit Beeinträchtigungen einstellen wollen? „Das Wichtigste ist, sich im Vorfeld gut zu informieren. Wenn man hier noch keine Erfahrung hat, sollte man mit Unternehmen sprechen, die bereits Erfahrung mitbringen und seine Bedenken äußern und schließlich sich ausprobieren und trauen. Die Vielfalt im Unternehmen trägt maßgeblich dazu bei, seine eigenen Horizonte und Blickwinkel zu erweitern.“
Erfolgreich inkludiert
Das Lifttechnik-Unternehmen Ascendor mit Sitz in Neufelden hat zwei beeinträchtigte Personen eingestellt – einen mit kognitiver und einen mit körperlicher Beeinträchtigung. Beide wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen. Sie sind seit vier Jahren im Unternehmen. „Der Mitarbeiter mit kognitiver Beeinträchtigung ist von FAB pro.work vorgeschlagen worden. Er schraubt bei Vormontagen Bauteile für das Sampling eines Lifts zusammen. Der Mitarbeiter mit körperlicher Beeinträchtigung ist Teamleiter in einem der Produktionsbereiche bei uns“, sagt Ascendor-Geschäftsführer Erwin Roither. Dass der kognitiv beeinträchtigte Mitarbeiter über FAB pro.work ins Unternehmen gestoßen ist, ist für Roither die beste Lösung. „FAB pro.work hat eigene Betreuer für diese Mitarbeiter. Diese kommen regelmäßig zu uns. Ich finde, das ist die beste Art und Weise, wie man einen geistig Beeinträchtigten in eine Firma integrieren kann. Wir wollten, dass er einen Ansprechpartner hat, der für ihn da ist. Wenn notwendig, wird auch der Produktionsleiter oder Teamleiter bei der Besprechung dazugeholt“, so Roither.
Akzeptanz erhöht
Auch bei Ascendor hat sich seit der Einstellung im Unternehmen etwas verändert: „Man traut ihnen nun viel mehr zu und spürt, dass sie Teil des Teams sind.“ Außerdem habe sich die Inklusionsakzeptanz erhöht.
Was Roither anderen Unternehmen raten würde? „Nicht jede Führungskraft ist geeignet, mit Beeinträchtigten zu arbeiten. Ich glaube, dass es eine Person sein muss, die empathisch ist.“ Außerdem denke er, dass es am besten sei, über Organisationen einen beeinträchtigten Mitarbeiter einzustellen. „Die kennen den Menschen und wissen, was er am besten kann und machen möchte.“ Weitere Zusammenarbeiten mit Personen mit Beeinträchtigungen kann sich Roither auf jeden Fall vorstellen: „Wenn sich ein Rollstuhlfahrer bewerben würde, ich suche gerade einen technischen Zeichner, hätte ich damit kein Problem. Auch für einen weiteren geistig Beeinträchtigten wäre ich offen. Diesen würde ich in der Fertigung einstellen.“