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
Entbürokratisierung | Dokumentations- und Aufzeichnungspflichten
Lesedauer: 3 Minuten
Eine konsequente Entbürokratisierung ist dringend notwendig, um die Unternehmen von unnötigen administrativen Lasten zu befreien und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe zu sichern.
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KommR Dr. Christoph Schumacher
Spartenobmann Information und Consulting | © Reinhard Winkler
Die Unternehmerinnen und Unternehmer in Österreich sind mit zahlreichen Dokumentations- und Aufzeichnungspflichten konfrontiert. Besonders frustrierend ist hier, dass oft Mehrfachmeldungen abzugeben sind.
Problematisch ist auch, dass auch behördenseitig die gleichen Themenstellungen von Behörden unterschiedlich gehandhabt/beurteilt werden.
Die Zeit, die zur Erfüllung der Dokumentations- und Aufzeichnungspflichten aufgewendet werden muss, fehlt an anderer Stelle für produktive Arbeit.
Kleine Unternehmen haben oft dieselben Auflagen/Vorgaben wie große Unternehmen, verfügen jedoch nicht über die entsprechenden (personellen) Ressourcen, wie große Unternehmen. Dadurch entstehen Wettbewerbsverzerrungen.
Die Themen „Bürokratie und Verwaltung“ stellen für 59 % der Betriebe der Sparte Information und Consulting in den nächsten ein bis zwei Jahren die größte Herausforderung dar (Platz zwei nach Steuern und Abgeben mit 65 %).
Eine Studie der WKO hat ergeben, dass jedes österreichische Unternehmen im Schnitt 9,4 Arbeitsstunden pro Woche für Bürokratie aufwenden muss. Für EPU sind es immerhin 3,9 Stunden und für KMU (10 - 250 Mitarbeiter) schlägt dieser Arbeitsaufwand sogar mit 19,3 Arbeitsstunden pro Woche zu Buche. Wiewohl ein gewisses Maß an Bürokratie notwendig ist, scheint der Trend in diesem Bereich jedoch ins Negative zu gehen. Für sechs von zehn Unternehmen ist nämlich der Bürokratieaufwand in den letzten drei Jahren sogar noch gestiegen. Besonders problematisch ist dabei die Situation der KMU: Diese haben meist nicht die Ressourcen, dass sich Experten mit den bürokratischen Vorgaben befassen.
Die Einhaltung von Dokumentations- und Aufzeichnungspflichten erfordert Zeit, die für produktive Tätigkeiten fehlt (Opportunitätskosten) bzw die Complinance-Kosten erhöht (Aufwand für externe Berater, Kosten für spezielle Software, Kosten für Schulung von Mitarbeitern etc).
Überbordenden Bürokratie schädigt auch zunehmend den Standort Österreich. So zeigt eine Umfrage unter Industriebetreiben, dass „Regulierungen bzw. Bürokratie“ zwei Drittel (66 %) der Befragten zu Investitionen im Ausland veranlassen. Dabei ist das Thema kein allein österreichisches: Gerade Bestimmungen wie das Lieferkettengesetz der EU führen dazu, dass man Betriebe an Mitbewerber wie Asien, die USA oder Mittel- und Südamerika verliert.
Nicht zuletzt sind derartige Vorgaben auch ein „Preistreiber“. Die Umsetzungskosten müssen nämlich an die Konsumenten weitergegeben werden und der Preis für Produkte und Dienstleistungen verteuert sich.
Überbordender Bürokratismus ist in unserem System wie eine chronische Krankheit, mit der man sich scheinbar abgefunden hat und die wieder zum Thema wird, sobald sie starke Schmerzen auslöst.
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Mag. Thomas Matthey
BBOÖ Breitband Oberösterreich GmbH | © Kneidinger
Die Summe macht den Megaaufwand: Er ist absolut zu viel für das, was zum Schluss als Ergebnis und Nutzen wirklich herauskommt.
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DI (FH) Peter Berner, MA
Count IT GmbH | © COUNT IT GmbH
Jedes Jahr immer wieder dieselben Formulare bearbeiten und ausfüllen müssen – das ist mühsam und unproduktiv!
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Bmstr. Ing. Friedrich Königstorfer, MBA
Königstorfer & Partner Consulting GmbH | © Foto Hofer
- Keinen neuen Belastungen bei Dokumentations- und Aufzeichnungspflichten.
- Kein Gold-Plating bei der Umsetzung von EU-Regelungen: Die Übererfüllung von EU-Vorgaben führt oft zu massiven bürokratischen Belastungen. Es braucht ein klares Bekenntnis des Nationalrates dazu Belastungen der Wirtschaft durch die Übererfüllung von EU-Recht zu beenden/beseitigen.
- Das behördliche Handeln muss auf einer wirtschaftsfreundlichen/wirtschaftsliberalen Ebene einheitlich erfolgen.
- Entkriminalisierung bei Verstößen: Gerade bei „Bagatelldelikten“ soll das Prinzip „Beraten vor Strafen“ konsequent zur Anwendung gelangen.
- Evaluierung aller Dokumentations- und Meldepflichten, ob diese noch notwendig sind bzw ob diese vereinfacht werden können.
- Umsetzung des „once only“ Prinzips im Bereich der Meldepflichten.
Mit „Tu was, felix Austria!“ der WKO Oberösterreich gibt es ein umfassendes Forderungsprogramm, um die Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität des Standortes zu stärken. Dabei stehen Maßnahmen zur Förderung von Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit, die Entlastung des Faktors Arbeit und Maßnahmen gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel im Fokus.
Österreich verliert in zentralen Bereichen sukzessive an Terrain. Durch einen Kraftakt ist die erforderliche Richtungsänderung schaffbar, da wir die strukturellen Systemschwächen und den daraus resultierenden Handlungsbedarf seit langem kennen.
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Mag.a Doris Hummer
Präsidentin WKO Oberösterreich | © Hermann Wakolbinger