Performance der österreichischen KMU im EU-Vergleich erneut überdurchschnittlich

Aktuelle Daten des Small Business Acts (SBA)

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Aktualisiert am 13.09.2024

Zwischen 2008 und 2017 erwirtschaften KMU in Österreich 83 % des Beschäftigungszuwachses und fast 70 % des Zuwachses der Wertschöpfung.


Laut aktuellem Datenblatt des Small Business Acts (SBA) der Europäischen Kommission weisen österreichische KMU nach wie vor ein starkes und sich weiter verbesserndes SBA-Profil auf. 

Österreich erreicht die besten Positionen mit dem Spitzenplatz im Bereich „Umwelt“ und mit dem 3. Platz im Bereich „Binnenmarkt“. In den Bereichen „Internationalisierung“ und „Fähigkeiten und Innovation“ schneidet Österreich überdurchschnittlich ab. In weiteren Bereichen liegt Österreich im EU-Durchschnitt (u.a. „Zugang zu Finanzierung“, „öffentliche Verwaltung“, „Unternehmertum“).


Was ist der SBA? 

Der Small Business Act (SBA) stellt den Grundpfeiler europäischer KMU-Politik dar und feiert 2018 sein 10-jähriges Bestehen. Der SBA zielt auf die Förderung von KMU, die Vereinfachung des regulatorischen Rahmens und die Beseitigung von Wachstumshindernissen ab.

Inwieweit die Mitgliedstaaten der EU die Maßnahmen aus dem SBA in zehn
Bereichen - vom Unternehmertum über KMU-kompatible Verwaltung, Innovationen und Finanzierung bis hin zu internationalen Geschäftsaktivitäten – umgesetzt haben, wird jährlich von der Euro-päischen Kommission (EK) bewertet (SBA Performance Review). Das SBA-Profil ergibt sich aus den Bewertungen der zehn Bereiche.



KMU in Österreich zählen zu den leistungsfähigsten in Europa 

KMU in Österreich haben sich im EU-Vergleich seit 2008 dynamischer entwickelt. Besonders deutlich zeigt sich der Unterschied zur Entwicklung der KMU der EU-28 beim Indikator der Bruttowertschöpfung. 

Die Entwicklung der österreichischen KMU 2008 - 2017 (2008 = 100)

Entwicklung KMU Österreich
© Small Business Act (SBA)

Positive Entwicklung zwischen 2013 und 2017

Zwischen 2013 und 2017 konnten die österreichischen KMU ihre Bruttowertschöpfung bzw. die Beschäftigung um kumuliert 13,2 % bzw. 4,8 % steigern, damit können KMU ihre Beschäftigten- und Wertschöpfungskennzahlen in diesem Zeitraum stärker als Großunternehmen verbessern. KMU in Österreich beschäftigen im EU-Vergleich auch mehr Personen als im EU-Durchschnitt: 5,8 Beschäftigte werden im Durchschnitt bei einem KMU in Österreich beschäftigt, 3,8 Personen werden bei einem KMU durchschnittlich in der EU beschäftigt.


Zwischen 2013 und 2017 tragen KMU stark zum Beschäf-
tigungs- und Wertschöpfungszuwachs bei.



Österreichs SBA-Profil: gutes Zeugnis für Rahmenbedingungen der KMU in Österreich

Beim Umsetzen des Leitprinzips des SBA „Think Small First“ („Vorfahrt für KMU“) hat Österreich seit 2008 einige Fortschritte erzielt. Im Jahr 2017 und im ersten Quartal 2018 hat Österreich 22 Maßnahmen in 8 von 10 Bereichen getroffen, um die Position der KMU weiter zu stärken. Relative Verbesserungen gab es seit 2008 vor allem im Bereich „Zweite Chance“ (Förderung einer „Kultur des Scheiterns“), in diesem Bereich liegt Österreich nun über dem EU-Durchschnitt. Hier hat sich vor allem die Periode, in der eine Insolvenz abgewickelt werden kann, verkürzt. Im Bereich „Binnenmarkt“ konnte sich Österreich seit 2008 stärker als der EU-Durchschnitt verbessern und liegt nun EU-weit auf Platz 3. Dies ist u.a. auf die hohe Bedeutung der Intra-EU-Importe und Exporte zurückzuführen.


Top-Platzierungen in den Bereichen Binnenmarkt und Umwelt.


Beim Bereich „Internationalisierung“ hält Österreich ebenso eine überdurchschnittliche Platzierung, was vor allem auf die gute Integration der heimischen KMU in die internationalen Wertschöpfungsketten zurückzuführen ist. In den Bereichen „öffentliche Verwaltung“ und „Zugang zu staatlichen Beihilfen und öffentliches Beschaffungswesen“ sind stärkere Anstrengungen notwendig, um zur Spitze aufzuschließen, da Österreich hier im EU-Durchschnitt liegt. 

Beim Bereich „Unternehmertum“ liegt Österreich nur im EU-Durchschnitt und hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert. Das mittelmäßige Abschneiden des Bereiches „Unternehmertum“ ist vor allem auf die schlechte Bewertung der unternehmerischen Erziehung in der Grundschule zurückzuführen. Verbesserungspotenzial gibt es gemäß dieser Umfrage in diesem Bereich ebenso beim Image des Unternehmertums: Weniger Menschen in Österreich halten eine unternehmerische Laufbahn für eine erstrebenswerte Karrierechance als im EU-Durchschnitt (46 vs. 58 Prozent im EU-Durchschnitt). Dieses Ergebnis wird mit den zahlreichen Jobmöglichkeiten im Angestelltenverhältnis begründet, die weniger risikoreich erscheinen. Jedoch wird erfolgreichem Unternehmertum einen höheren Stellenwert in Österreich eingeräumt als im EU-Vergleich.

Die duale Ausbildung bietet einen wichtigen Zugang zu Unternehmertum in Österreich: 34,3 % aller Unternehmen werden von Personen geführt, die über einen Lehrabschluss verfügen (Pflichtschule 6,9 %, Berufsbildende mittlere Schulen 17,5 %, Höhere Schulen 16,3%, tertiäre Ausbildung 25 %. [1]) Absolventen der Meister-  bzw. Befähigungsprüfungen entwickeln somit oft einen unmittelbaren Zug zur Selbstständigkeit und sind ein wichtiger Hebel bei der Förderung von unternehmerischem Handeln.

 Der Bereich „öffentliche Verwaltung“ bezieht sich auf die Bereitschaft der Verwaltung, KMU-Bedürfnissen zu entsprechen und auf Änderungen zu reagieren. Für das mittelmäßige Abschneiden in diesem Punkt seit 2008 werden die hohe Anzahl an notwendigen Schritten bis zur Gründung einer GmbH wie auch die lange Dauer der Gründung einer GmbH angegeben.

Im Bereich „Fähigkeiten und Innovation“ schneidet Österreich noch gut ab, dieser Bereich hat sich allerdings seit 2008 unterdurchschnittlich entwickelt, da der Anteil vom E-Commerce-Umsatz am Gesamtumsatz seit rund 10 Jahren keine Zuwächse verzeichnet und der Prozentsatz an KMU, die über das Internet ihre Waren und Dienstleistungen anbieten, im EU-Vergleich unterdurchschnittlich ist. Obwohl Österreich in diesem Bereich noch eine gute Platzierung erreichen kann, ist der stagnierende Verlauf in einem für die Wettbewerbsfähigkeit so essenziellen Bereich kritisch zu betrachten. Weitere Maßnahmen müssen folgen, um langfristig eine gute Platzierung in diesem Bereich halten und ausbauen zu können. 


Verbesserungen bei Unternehmertum, öffentliche Verwaltung sowie Fähigkeiten und Innovation notwendig.



Fazit

KMU in Österreich haben seit 2008 überdurchschnittlich viel zu Wertschöpfung und Beschäftigung beigetragen. Mit dem aktuellen SBA-Profil der Europäischen Kommission wird der KMU-Politik in Österreich ein gutes Zeugnis ausgestellt, das durch optimierte Rahmenbedingungen weiter verbessert werden kann.

Wie dies zu erreichen ist, finden Sie im interessenpolitischen Programm Agenda 2018 der Wirtschaftskammer Österreich.

[1] Quelle: Arbeitskräfteerhebung 2017