In der linken Bildhälfte ist auf die Flagge der EU. In der rechten Bildhälfte ist die Flagge der USA. Daneben liegen zwei Hände
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USA vs. EU – was uns ein Handelskonflikt kosten könnte

Mittelfristig würde Europa deutlich stärker als die USA unter einem möglichem Zollkrieg leiden

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Aktualisiert am 19.11.2024

Mit dem Beginn von Donald Trumps zweiter Amtszeit als US-Präsident drohen der Europäischen Union erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen. Im Wahlkampf wurden umfangreiche Zollerhöhungen angekündigt – die EU hat bereits signalisiert, im gleichen Ausmaß mit Gegenmaßnahmen auf US-Einfuhren zu reagieren. Ein solches Szenario birgt ernsthafte Risiken für den internationalen Handel und könnte mittelfristig die europäische Wirtschaft stärker belasten als die US-amerikanische, wie eine Simulation des IW Köln zu den BIP-Effekten möglicher Zollerhöhungen in den nächsten vier Jahren zeigt:  

Demnach würden Zollerhöhungen die EU mittelfristig mit -0,9% des BIP deutlich stärker treffen als die USA. Die kumulierten BIP-Verluste in der EU über den betrachteten 4-Jahres-Zeitraum würden sich auf rund 420 Milliarden Euro oder 2,9% des BIP belaufen. 

Europa unter Druck 

Die Ökonomen nehmen dafür u.a. an, dass die USA im kommenden Jahr die Zölle auf chinesische Importe und auf die restlichen Einfuhren auf 60% bzw. 10% anheben und die EU daraufhin mit einer Erhöhung der Zölle auf US-Importe im gleichen Ausmaß (10%) kontert. Die USA würden in einer solchen Situation 2025 – relativ zum Basisszenario – einen BIP-Verlust von -1,27% erleiden, welcher bis 2028 (-0,05%) kontinuierlich geringer wird. Demgegenüber würden sich die negativen Wirtschaftswachstumseffekte in der EU von -0,29% (2025) auf -0,89% (2028) verstärken.

Balken-Grafik: Auswirkungen möglicher gegenseitiger Zollerhöhungen USA-EU auf das BIP
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Hauptgrund dafür: Laut Simulation bleiben in Europa die negativen Auswirkungen der 2025 eingeführten protektionistischen Handelspolitik auf die Nettoexporte und die privaten Investitionen über den Betrachtungszeitraum bestehen. In den USA dagegen tritt eine Erholungsphase ein, da die US-Einfuhren stärker zurückgehen als die US-Ausfuhren, was – verglichen mit dem Basisszenario – einen (zunehmend) positiven Einfluss auf die US-Handelsbilanz hat.

Fazit: Bei Zollkriegen gibt es keine Gewinner 

Aufgrund der starken Exponiertheit der offenen EU-Wirtschaft gegenüber der US-Zollpolitik, ist es im europäischen Interesse, weiterhin alles daran zu setzen, zusammen mit der amerikanischen Regierung zu einer gemeinsamen Lösung zu gelangen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass sich die EU im Sinne einer in geopolitischer Hinsicht robusteren Handelspolitik adäquat auf ein unilaterales Vorgehen der USA vorbereitet. Auch jenseits der transatlantischen Beziehungen ist es mehr denn je geboten, sich für einen offenen und regelbasierten internationalen Handel einzusetzen und eigene Abhängigkeiten durch Diversifizierungsstrategien zu reduzieren.