Frontale Aufnahme einer Person mit Handschuhen, die einen weißen Farbroller an einem Gitter abstreift. Das Gitter steht auf einer Leiter. Im Hintergrund ist eine hellbraune Wand mit weißen Strichen
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Internationales Erfolgsmodell Lehre nachhaltig absichern

Im Raum stehende Kürzungen bei der Lehrstellenförderung lassen die Sorgenfalten bei heimischen Ausbildungsbetrieben wachsen.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 23.04.2025

Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell, um das Österreich international beneidet wird – für die Jugendlichen, für die Betriebe und für den Standort. Allerdings sorgt derzeit eine drohende Kürzung der betrieblichen Lehrstellenförderung für große Verunsicherung bei den Ausbildungsbetrieben.

Worum geht´s? 

Die betriebliche Lehrlingsförderung ist aktuell mit 280 Mio. Euro pro Jahr gedeckelt. Ein großer Anteil entfällt auf die Basisförderung, mit der die Lehrbetriebe für ihre hohen Ausbildungsinvestitionen einen Zuschuss erhalten. Diese deckt je nach Lehrjahr zwischen einem und drei kollektivvertraglichen Bruttomonatsgehältern ab. Zusätzlich werden u. a. auch Internatskosten während der Berufsschulzeit übernommen.

Durch die Kollektivvertrags-Erhöhungen der letzten beiden Jahre sowie die ebenfalls stark gestiegenen Internatskosten kommt es nun zu einem erheblichen zusätzlichen Mittelbedarf: Für 2025 werden zusätzlich 36,5 Mio. Euro und für 2026 zusätzlich 50 Mio. Euro benötigt - also in Summe rund 86 Mio. Euro. Ohne Aufstockung drohen bereits ab Sommer 2025 Kürzungen – mit sehr ernsten Folgen.


Jeder zweite Betrieb würde Ausbildung zurückfahren 

Eine aktuelle Umfrage des ibw (Frühjahr 2025) zeigt: Ohne Förderung würde mehr als jeder zweite Betrieb die Lehrlingsausbildung einstellen oder reduzieren müssen (15% trifft voll zu, 37% trifft teilweise zu). Bei Kleinbetrieben bis neun Beschäftigte sind die Werte noch höher (22% bzw. 40%).

Hinzu kommt, dass die Förderung für 37% der Betriebe voll und 41% teilweise wichtig ist, um das finanzielle Risiko, dass der Lehrling nach der Ausbildung wechselt, abgemildert wird. Auch Kunden sind immer weniger bereit, die Kosten einer Lehrlingsstunde zu bezahlen. 

Duale Ausbildung: Ein gutes Geschäft für den Staat

Nicht nur qualitativ ist die Duale Ausbildung ein Erfolgsmodell – sie ist auch für die öffentliche Hand rentabler als die Alternativen. Die betriebliche Lehre kostet den Staat mit rund 7.700 Euro pro Jahr weit weniger als andere Ausbildungsformen. Berücksichtigt man die Rückflüsse aus Sozialversicherungs-Beiträgen und Lohnsteuer, sinken die Nettokosten pro Lehrling sogar auf rund 3.600 Euro

Zum Vergleich: Ein Jahr in einer Berufsbildenden Mittleren Schule (BMS) bzw. Berufsbildenden Höheren Schule (BHS) kostet im Schnitt rund 12.000 Euro pro Schüler:in, ein Platz in der überbetrieblichen Ausbildung sogar über 23.000 Euro.

Balken-Grafik: Jährliche Kosten pro Lehrling/Schüler im Vergleich
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Zudem ist die berufliche Ausbildung im Betrieb die einzige Ausbildungsform, die zu direkten Einnahmen des Bundes schon während der Ausbildung führt. Laut Statistik Austria flossen 2023 rund 400 Mio. Euro – in Form von Sozialversicherungsbeiträgen und Lohnsteuer - aus der Lehrlingsausbildung in die Staatskassen zurück.

Fazit: Wer heute bei der Lehre spart, verliert die Fachkräfte von morgen und bezahlt doppelt und dreifach! 

Die betriebliche Lehre ist die zentrale Säule der Fachkräftesicherung und ein essenzieller Puzzlestein für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts. Speziell für kleinere Unternehmen wird es aber – mitten in einer Konjunkturkrise und aufgrund der zunehmenden schulischen und sozialen Defizite junger Menschen – immer schwieriger, diese Ausbildungsleistung zu erbringen. Ein klares Bekenntnis zur Zukunft der Lehrlingsausbildung und gegen die drohenden Streichungen ist damit ein Gebot der Stunde

Mehr Zahlen, Daten, Fakten zur Lehrlingsausbildung finden Sie im Factsheet.