Christian Atzmüller im Gespräch über seine Tätigkeit als Geschäftsführer der Bundesinnung der Metalltechniker
Über die Arbeit und die Aufgaben als Bundesinnungsgeschäftsführer
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Bei ihm laufen tagtäglich die Fäden zusammen: Christian Atzmüller ist Geschäftsführer von insgesamt fünf Bundesinnungen, unter anderem der Metalltechniker. Warum der gebürtige Linzer seinen Job schon seit sechzehn Jahren so spannend findet und wieso er den Fachkräftemangel als Chance sieht, erzählt er im Interview mit metalltechnik.at
Metalltechnik.at: Herr Atzmüller, sie sind Geschäftsführer von fünf Bundesinnungen, unter anderem der Bundesinnung für Metalltechniker. Was konkret sind Ihre Aufgaben, wie sieht Ihr persönlicher Arbeitsalltag aus?
Christian Atzmüller: Mein Arbeitsalltag ist sehr vielfältig, weil die Themenbereiche sehr unterschiedlich sind und ich sehr viele Berufsgruppen betreue – vom reinen Metallbaubetrieb über die Landmaschinentechniker und Galvaniseure bis hin zu Schilderherstellern oder Hufschmieden. Meine wichtigste Aufgabe ist, für die Umsetzung der in den Ausschüssen gefassten Beschlüsse zu sorgen. Dazu ist es auch erforderlich, die benötigten Finanzmittel zur Verfügung zu haben, also in den jährlichen Budgetbeschlüssen für eine ausreichende Dotierung der einzelnen Themenbereiche zu sorgen, wie Normenarbeit, Berufswettbewerbe, PR-Aktivitäten, etc. Neben dem fachlichen Aspekt spielt auch die Einbindung im Wirtschaftskammernetzwerk eine sehr wichtige Rolle, einerseits in der Abstimmung mit Fachabteilungen, wie z.B. Umweltpolitik oder Sozialpolitik, mit der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, innerhalb derer die Innungen organisiert sind, und natürlich mit den Landesinnungen, die für uns das Bindeglied zu den Mitgliedern sind. Dazu kommt auch das Thema Mitarbeiter: innen, für die ich auch verantwortlich bin, also sowohl für die fachliche Befassung als auch für das organisatorische, wie Urlaubsplanung, Arbeitszeiten, etc.
Metalltechnik.at: In Ihrem Tätigkeitsbereich finden sicher sehr viele Meetings statt. Hat sich hier durch Corona viel verändert?
Christian Atzmüller: Definitiv. Generell hat sich der Arbeitsalltag in den letzten Jahren sehr gewandelt. Die Kommunikation erfolgt fast nur noch ausschließlich digital, die Online-Meetings überwiegen. Das verringert zwar einerseits den Reiseaufwand und man spart dadurch Zeit, andererseits heißt es aufpassen, dass vor lauter Online-Meetings auch noch Zeit für den Arbeitsalltag bleibt.
Metalltechnik.at: In welchen Bereichen können Sie in der Bundesinnung Impulse setzen?
Christian Atzmüller: Über die Jahre haben sich hier einige konkrete Bereiche herauskristallisiert − ein sehr wichtiger ist etwa die Normenarbeit. Mit der Einführung der so genannten Schweißnorm EN-1090 hat sich nämlich gezeigt, dass das Thema in der Vergangenheit etwas unterschätzt wurde. Daher versuchen wir aktuell, mit Expert:innen in den Normengremien vertreten zu sein, um die Stimme des Gewerbes hier besser einfließen lassen zu können. Auch sehr wesentlich ist der Bereich der Aus- und Weiterbildung, etwa die Modernisierung der Berufsbilder. Wir haben beispielsweise die Meisterprüfungsordnung überarbeitet − damit entspricht der Meister jetzt einem fachlichen Niveau, das dem universitären Bachelor gleichgestellt ist. Außerdem haben wir einen staatlichen Hufschmiedekurs organisiert, der künftig dem nationalen Qualifikationsrahmen der Stufe 5 entspricht. Seit 2017 ist der Hufschmied nämlich freies Gewerbe, das heißt, im Prinzip bekommt jeder sofort einen Gewerbeschein, ohne irgendeine Fähigkeit nachweisen zu müssen. Nachdem es aber nicht wirklich anzuraten ist, sich ohne Ausbildung einem Pferd zu nähern, bieten wir mit diesem Kurs eben eine Ausbildung mit gesetzlich verankertem Rahmen an, die sehr gut nachgefragt wird. Außerdem soll es nach außen hin ein Signal sein, dass ohne Qualifikation im Gewerbe nichts geht.
Abgesehen von den oben genannten Schwerpunkten gilt mein persönliches Interesse der Umwelttechnik und Nachhaltigkeit - auch deshalb, weil ich das Zusatzstudium "Technischer Umweltschutz" absolviert habe. Nachhaltigkeit ist auch im Gewerbe nicht mehr wegzudenken und wir müssen darauf achten, dass die Unternehmen hier entsprechende Anforderungen erfüllen. Zum Glück gibt es aber gleichzeitig immer mehr Vorreiter in der Branche, die selbst aktiv zum Umweltschutz beitragen.
Metalltechnik.at: Welche Schwerpunkte haben Sie sich persönlich bei Ihrer Arbeit gesetzt?
Christian Atzmüller: Natürlich kommt in meinem Job sehr viel von außen – ob es nun Änderungen in der Gewerbeordnung sind oder andere Beschlüsse, die umgesetzt werden müssen. Wichtig ist es mir auf jeden Fall, gemeinsam mit meinem Team eine starke Stimme für das Metallgewerbe zu sein und durch entsprechende Kompetenz zu überzeugen. Ebenfalls entscheidend ist, auf europäischer Ebene gut vertreten zu sein. Hier läuft zwar einerseits der Draht über die WKO in Brüssel, allerdings gibt es auch noch eine europäische Metallunion, in der die Bundesinnung ebenfalls Mitglied ist und wo wir versuchen, Kontakte direkt zu nutzen. Insgesamt sind wir auf EU-Ebene im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr gut aufgestellt.
Metalltechnik.at: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Funktionären?
Christian Atzmüller: Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut - auch deshalb, weil die fachliche Expertise im Mittelpunkt steht. Ich habe in meiner langjährigen Arbeit zum Glück auch noch nicht erlebt, dass irgendein parteipolitisches Thema eine Rolle gespielt hätte oder es persönliche Animositäten zwischen den Funktionären gegeben hätte. Wenn es Probleme gibt, werden sie unmittelbar angesprochen und eine gemeinsame Lösung gefunden. Zudem sind die Funktionäre sehr kooperativ und stehen stets mit fachlichem Rat zur Seite.
Metalltechnik.at: Weshalb hat die Bundesinnung für Metalltechnik im letzten Jahr einen Imagewandel samt neuem Markenauftritt vollzogen?
Christian Atzmüller: Gerade im Gewerbe ist es sehr wichtig, möglichst modern aufzutreten. Das Bild des verdreckten Schlossers in der Hinterhofwerkstatt entspricht längst nicht mehr der Realität, sonst gäbe es ja auch die meisten Unternehmen nicht mehr. Im Gegenteil, die überwiegende Anzahl der Betriebe ist sehr modern ausgerichtet und genau dieses Bild wollen wir auch auf Social Media nach außen tragen. Außerdem möchten wir natürlich junge Menschen für die Branche begeistern und über Instagram, TikTok und Co. funktioniert das sehr gut. Durch kurze Reels und Stories bekommen potenzielle Nachwuchskräfte einen guten Einblick in den Arbeitsalltag des Metallgewerbes.
Metalltechnik.at: Wie sehen Sie die Zukunft der Metalltechnik? Stichwort Fachkräftemangel? Und welche Jobbilder wird es künftig geben?
Christian Atzmüller: Ich würde den Fachkräftemangel nicht als „Problematik“ bezeichnen, sondern als Chance. Die Berufsbilder in der Metalltechnik haben sich in den letzten Jahren sehr stark gewandelt und die Innung beschäftigt sich unter anderem mit der Neugestaltung von Jobs. Eines dieser neuen Berufsbilder ist zum Beispiel das des Sicherheitstechnikers. Er ist für die digitalen Zutrittsanlagen in den Metallbaubetrieben zuständig und fungiert gleichzeitig als Schnittstelle zum dahinterstehenden IT-Unternehmen. Ein spannender Job für junge Menschen, der Metalltechnik und IT-Wissen kombiniert. Insgesamt hat sich die Metalltechnik in den letzten Jahren von der Schwerarbeit immer mehr zur Kopfarbeit gewandelt. Auch der Monteur in der Werkstatt schleppt heute (zum Glück) keine schweren Eisenteile mehr, sondern programmiert und steuert tagtäglich Maschinen für diese Handgriffe.
Metalltechnik.at: Aktuell laufen die Lohnverhandlungen der Metaller – inwieweit sind Sie hier als Geschäftsführer der Bundesinnung involviert?
Christian Atzmüller: Beim Thema Kollektivvertrag ist unsere Geschäftsstelle federführend tätig, da wir für die größten Metallgewerbe-Innungen zuständig sind. Schon lange vor den Lohnverhandlungen im Herbst sind wir daher in entsprechende Vorgespräche und Arbeitsgruppen eingebunden und erarbeiten Grundlagen für die Verhandlungen. Wir unterstützen unsere Mitglieder auch, indem wir einen Kollektivvertrag-Kommentar herausgeben, wo gewisse Regelungen mit Beispielen unterlegt werden. Dieser Kommentar wird immer wieder überarbeitet, um den Unternehmen den Alltag zu erleichtern. Bei den aktuellen Lohnverhandlungen ist die Situation so, dass es einerseits von den Arbeitnehmern gewisse Ansprüche gibt, andererseits sich aber gerade im Metallgewerbe abzeichnet, dass die wirtschaftlichen Aussichten für die nächste Zeit nicht gerade rosig sind. In diesem Spannungsfeld einen Abschluss zu finden, der alle Seiten zufriedenstellt, wird sicher nicht gerade einfach.
Metalltechnik.at: Herzlichen Dank für das Gespräch!
Stand: 26.10.2023