Vorsorgereport 2/2024
Quartalsbericht der Pensions- und Vorsorgekassen | 19.04.2024
Lesedauer: 16 Minuten
News
Sehr geehrte Damen und Herren,
trotz vielfältiger Herausforderungen an den Finanzmärkten ist die Veranlagungsperformance im ersten Quartal dieses Jahres - wie im Vorjahr - klar im Plus. Wenn Sie Details zu den Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen den Kommentar in diesem Vorsorgereport.
Sie können sich auch über die Arbeit des Ombudsmannes der Berufsgruppe der Pensionskassen informieren, der mittlerweile seit drei Jahren in dieser Funktion tätig ist und wiederbestellt wurde.
Über die Ehrung, die Dr. Christoph Leitl erhielt, wird ebenso berichtet. Er hat sich maßgeblich für die Einführung der "Abfertigung neu" eingesetzt, wodurch alle ArbeitnehmerInnen und auch Selbstständige in den Genuss einer Abfertigung kommen.
Wir begrüßen die Bestellung der stv. Direktorin des WIFO Mag. Christine Mayrhuber zur neuen Vorsitzenden der Alterssicherungskommission als anerkannte Expertin und wünschen ihr viel Erfolg. Möge ihr Blick auf alle drei Säulen der Altersvorsorge gerichtet sein!
Beachtenswert sind die Aussagen einer aktuellen Jugendstudie, für die Studienautor Dr. Peter Hajek junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren zu den Erwartungen ihrer zukünftigen Pensionen befragte.
Mit freundlichen Grüßen
Mag. Andreas Zakostelsky
Obmann
Dr. Stefan Pichler, LL.M. CPM
Geschäftsführer
Österreichische Pensionskassen mit starkem ersten Quartal − Positiver Trend des Vorjahres wird fortgesetzt
Nach dem erfolgreichen Jahr 2023 haben die heimischen Pensionskassen auch das Jahr 2024 sehr gut begonnen. Die acht Pensionskassen haben das erste Quartal mit einem Plus von 2,76 Prozent abgeschlossen. Das sind erfreuliche Nachrichten für die rund 1,1 Millionen Menschen in Österreich mit Anspruch auf eine Firmenpension. Damit alle Menschen in Österreich in den Genuss einer betrieblichen Zusatzpension kommen, fordert der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen endlich einen flächendeckenden Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge.
"Mit einem erfreulichen Plus von 2,76 Prozent im ersten Quartal bauen die Pensionskassen auf dem erfolgreichen Jahr 2023 auf und unterstreichen die Robustheit und Effizienz des Pensionskassensystems. Die sehr gute Langfristperformance von 4,95 Prozent ist der beste Beleg: Dieses System funktioniert in Österreich genauso gut wie in vielen anderen Ländern", erklärt Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen. "In diesen ist die kapitalgedeckte Altersvorsorge aber bereits deutlich weiter ausgebaut", spielt Zakostelsky dabei auf Länder wie Dänemark, Schweden oder die Schweiz an.
Leistungsberechtigte profitieren von Langfristperformance
Im Schnitt haben die rund 146.000 Leistungsberechtigten im Vorjahr eine monatliche Zusatzpension von 421 Euro bekommen (14-mal pro Jahr). Sie profitieren von der durchschnittlichen Langfristperformance der acht österreichischen Pensionskassen von 4,95 Prozent pro Jahr.
Voll-Ausbau als Antwort auf Herausforderungen im Pensionssystem
Die zunehmenden Herausforderungen für das heimische Pensionssystem werden immer deutlicher. Laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria wird die österreichische Bevölkerung in den 2060er Jahren die 10 Millionenmarke durchbrechen. Gleichzeitig werden die ÖsterreicherInnen immer älter. Im Jahr 1950 haben noch sechs Personen im erwerbsfähigen Alter eine Person im Pensionsalter getragen. Heute schultern drei Personen diese Leistung und bis 2040 wird das Verhältnis auf zwei Personen schrumpfen.
"Diese Entwicklungen unterstreichen die dringende Notwendigkeit, unser Pensionssystem zu stärken und zukunftsfähiger zu machen. Ein erfolgsversprechender Ansatz wäre ein System, wie es in anderen europäischen Ländern bereits seit Jahren besteht: Der flächendeckende Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge als Ergänzung zur stabilen staatlichen Pension", erklärt Zakostelsky.
Wirtschaftliche Analyse − Entwicklung an den Kapitalmärkten
Kommentar von Vorstandsdirektor Andreas Csurda, Vorstand der Allianz Pensionskassen AG und der Allianz Vorsorgekassen AG
Nach dem schlechtesten Veranlagungsergebnis seit der Finanzkrise in 2022 drehte sich in 2023 die Stimmung an den Kapitalmärkten und die Vorsorgekassen konnten mit im Durchschnitt 4,42 % Jahresperformance ein sehr erfreuliches Ergebnis darstellen. Wieder zeigte sich eine hohe Korrelation der Assetklassen, nur dieses Mal mit positivem Vorzeichen.
Entwicklung 2024
Trotz anfangs verhaltener Performanceerwartungen zu Jahresanfang setzten die Aktienmärkte die seit November 2023 eingesetzte Aktienrallye weiter fort.
Analysten rechnen mit einem Gewinnwachstum von über 15 % bei den Schwellenländern und knapp 10 % für die Industrienationen. Das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) spricht eindeutig für europäische Aktien, deren KGV mit 13,6 unter dem historischen Durchschnitt liegt. US - Aktien sind mit KGV von 21 im S&P so teuer wie zuletzt 2021.
Auf amerikanischer Seite dominieren bzw. "treiben" die "Magnificient 7" und deren KI-Technologien den Aktienmarkt und relativieren die hohen Bewertungen. NVIDIA zeigte beispielsweise 2023 eine Performance von rund 240 %, und ist auch YTD mit aktuell 80 % Wertzuwachs Spitzenreiter im S&P 500.
Selbst das sukzessive "Auspreisen" der überzogenen Leitzinserwartungen zu Jahresbeginn - zum Jahreswechsel erwarteten die Märkte noch rund 6 Zinsschritte für 2024 - konnte die Aktienmärkte nicht daran hindern, weitere Höchststände zu erklimmen.
Auf der Rentenseite, die in den letzten beiden Monaten des Jahres 2023 stark von den fallenden Renditen profitieren konnte, führten die wieder gestiegenen Zinsen zu leichten Korrekturen und damit setzte sich die auffallend hohe Volatilität in dieser Assetklasse fort. Insgesamt sollten fixverzinsliche Papiere im weiteren Jahresverlauf erfreuliche Wertzuwächse verzeichnen. Einerseits ist der laufende Ertrag deutlich höher als in den "Nullzinsjahren", außerdem sollten die mittlerweile realistisch eingepreisten drei Zinssenkungen der FED und EZB zu positiven Wertzuwächsen führen.
Im Zuge der positiven Marktstimmung reduzierten sich auch die Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen und machten vor allem amerikanische Hochzinsanleihen relativ teuer.
Die Inversion der Zinskurven in Europa und den USA hat sich verringert – wäre aber weiterhin ein Indikator für eine Rezession, wie wohl das derzeit nicht erwartet wird (siehe unten).
Die Inflationszahlen sind zwar weiter rückläufig, die Kerninflation erweist sich als hartnäckig. Der lohnintensive Dienstleistungssektor bleibt weiterhin positiver "Preistreiber" im Umfeld niedriger Arbeitslosenzahlen.
Konjunkturell verfestigte sich weiter das Bild eines "Soft-Landings" in den USA. Ende März bestätigte die Aufwärtsrevision des ohnehin robusten US-Wirtschaftswachstums im vierten Quartal 2023 die positive Marktstimmung. Bedingt durch bessere Konjunkturzahlen in Europa wird mittlerweile auch keine Rezession mehr für Europa erwartet. Die frühere "Konjunkturlokomotive" Deutschland schwächelt jedoch weiterhin u.a. aufgrund der Exportabhängigkeit des Autosektors, der unter der aktuellen Schwäche Chinas leidet.
Weiterhin hohe geopolitische Risiken: Neben dem Krieg in der Ukraine rückte mit dem Terrorangriff der Hamas in Israel und seinen Folgen ein weiterer Konfliktherd in den Fokus. Die letzte Eskalation im Nahostkonflikt ließ den Ölpreis auf ein 5-Monatshoch ansteigen.
Ombudsmann der Pensionskassen wurde wiederbestellt
Wenige Anfragen bestätigen ein funktionierendes und transparentes System sowie die Qualität des Kundenservice der heimischen Pensionskassen.
Das Kundenservice ist bei allen heimischen Pensionskassen seit Jahren sehr gut ausgeprägt. Daher gibt es kaum darüber hinausreichende Anfragen oder Beschwerden, wie die Bilanz der unabhängigen Ombudsstelle aller heimischen Pensionskassen zeigt. Im letzten Jahr ist in der 2020 gegründeten Einrichtung eine sehr überschaubare Anzahl an Anfragen eingelangt, die mit einer Verfahrensdauer von durchschnittlich 15 Tagen bearbeitet wurden. Der Ombudsmann Dr. Ernst Klicka wurde nun für ein weiteres Jahr bestellt.
Pensionskassen setzen auf Transparenz
"Kein anderes Finanzprodukt ist auch nur annähernd so transparent wie die Pensionskassen. Mit der Ombudsstelle haben wir ein Instrument eingerichtet mit dem Ziel, für Anwartschafts- und Leistungsberechtigte eine unabhängige, neutrale und für die Betroffenen kostenlose Schlichtung von Beschwerden zu ermöglichen", erklärt Andreas Zakostelsky, der Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen. "Die geringe Zahl an Anfragen zeigt, dass das System funktioniert und die Pensionskassen auch beim Service eine sehr gute Arbeit leisten."
Alle Pensionskassen geben jedem Berechtigten einmal pro Jahr detailliert Auskunft über die eingezahlten Beiträge und die zu erwartenden Leistungen. Insbesondere werden über Kapitalstand, Kapitalentwicklung, Verwaltungskosten, erworbene Ansprüche sowie voraussichtliche Höhe der Pensionsleistung informiert.
Wer sich darüber hinaus für die Arbeit seiner Pensionskasse interessiert, erhält von den ExpertInnen auch eine genaue Auskunft über die Veranlagung der Gelder. Außerdem können Anspruchsberechtigte bei manchen Pensionskassen die Information über den Erfolg der Veranlagung auch monatlich im Internet abrufen. Nachdem im vergangenen Jahr die Anfragen rückläufig waren, stellt der Ombudsmann fest, dass sich der Wissens- und Informationsstand der Leistungsberechtigten über die Rechtslage im privaten Pensionskassenwesen verbessert hat.
Kontrollmechanismen im System verankert
Jede Pensionskasse hat interne Kontrollen (Interne Revision, Aktuar), die eine professionelle und sichere Veranlagung der Gelder gewährleisten. Zusätzlich werden externe WirtschaftsprüferInnen und Prüfaktuare für Überwachungsaufgaben eingesetzt. Im Aufsichtsrat der Pensionskassen sind die PensionsbezieherInnen ebenfalls vertreten. KundInnen haben das gesetzlich verankerte Recht zur Einsicht in die geschäftliche Gebarung der Pensionskasse, einschließlich der Teilnahme an der Hauptversammlung, und zur Entsendung von VertreterInnen in den Aufsichtsrat und in die Veranlagungsbeiräte.
Die übergeordnete Kontrollinstanz ist die Finanzmarktaufsicht (FMA), die auch Banken und Versicherungen überwacht. Sie analysiert regelmäßig Berichte der Pensionskassen, führt jährliche Stresstests durch und prüft die Übereinstimmung mit der Europäischen Richtlinie über die betriebliche Altersversorgung, welche einheitliche Standards vorgibt. Zusätzlich sind Staatskommissare des Finanzministeriums in den Aufsichtsrat und die Hauptversammlung der Pensionskassen entsandt.
Zwei Jahrzehnte Betriebliche Vorsorgekassen in Österreich
Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen ehrt Ehrenpräsident der Wirtschaftskammer Dr. Christoph Leitl für seine Verdienste bei der Einführung
Anlässlich des 63. Symposiums des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen, unter dem Leitmotiv "Mit nachhaltiger Veranlagung in die Zukunft", stand besonders die Feierlichkeit zum 20-jährigen Bestehen der Betrieblichen Vorsorgekassen im Mittelpunkt. Dieses Jubiläum zeichnet die Erfolgsgeschichte eines Systems aus, das in der sozialen Sicherheit verwurzelt ist und in Sachen Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnimmt.
Die Reformen der betrieblichen Vorsorge
Im Rahmen des Symposiums wurde Dr. Christoph Leitl für seine wegweisende Rolle und unermüdlichen Einsatz bei der Einführung der Betrieblichen Vorsorgekassen in Österreich geehrt. Diese besondere Anerkennung unterstreicht seinen bedeutenden Beitrag zur Stärkung der sozialen Sicherheit und Nachhaltigkeit im österreichischen Wirtschaftssystem.
Die Einführung der Vorsorgekassen im Jahr 2003 markierte einen Wendepunkt. "Die Neugestaltung der Betrieblichen Vorsorge war ein wegweisender Schritt in die Zukunft, der sowohl die Lebensqualität der ArbeitnehmerInnen als auch die wirtschaftliche Stabilität der Unternehmen maßgeblich verbessert hat. Wir haben es geschafft, dass statt rund 15 nun 100 Prozent der ArbeitnehmerInnen Bezüge aus der Vorsorgekasse bekommen. Besonders erfreulich ist, dass seit 2008 auch die Unternehmer vom System der Betrieblichen Vorsorge profitieren. Das war ein großer Schritt", erinnerte Dr. Christoph Leitl, Ehrenpräsident der WKÖ und Wegbereiter des Systems, während seiner Ehrung.
Ein nachhaltiges Versprechen: Vorsorge trifft Verantwortung
Heute zeugen acht aktive Vorsorgekassen von der Erfolgsgeschichte, mit einem verwalteten Vermögen von 18,83 Milliarden Euro für rund 3,9 Millionen Anspruchsberechtigte. Die betriebliche Vorsorge in Österreich zeichnet sich insbesondere durch ihr Engagement für Nachhaltigkeit aus – alle Kassen folgen strengen ÖGUT-Zertifizierungsstandards und investieren mit Weitblick. Das neue System garantiert:
- Universelle Abfertigung: Alle Erwerbstätigen genießen nun den Vorteil einer Abfertigung.
- Sicherheit und Kontinuität: Die angesparten Beiträge sind sicher und gehen bei einem Arbeitsplatzwechsel nicht verloren.
- Garantierte Beiträge: Die eingezahlten Beiträge sind garantiert, was für die ArbeitnehmerInnen zusätzliche Sicherheit bedeutet.
- Planbarkeit für Unternehmen: Die betriebliche Vorsorge bietet Unternehmen finanzielle Planbarkeit und Stabilität.
Digitale Zukunft und flexible Anpassungen
Das Symposium bot auch Raum für Diskussionen über die zukünftige Ausrichtung der Vorsorgekassen, insbesondere im Hinblick auf Digitalisierung und die Überarbeitung der Auszahlungsfristen. Diese Entwicklungen sind entscheidend, um den Grundgedanken der Vorsorge weiter zu stärken und den Bedürfnissen der Zeit gerecht zu werden.
"Wir feiern heute zwei Jahrzehnte des Erfolgs: Die Abfertigung NEU ist nun tatsächlich für alle und damit eine Demokratisierung des Systems. Dr. Christoph Leitl war damals ein Vordenker mit viel Mut, der das System neugestaltet hat. Genau diesen Mut braucht es auch heute, um die zweite und dritte Säule weiter auszubauen und so das Pensionssystem breiter aufzustellen", so Mag. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen in der WKÖ.
Neue Vorsitzende der Alterssicherungskommission ist ein gutes Signal
Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen gratuliert Christine Mayrhuber
"Wir freuen uns, dass die Alterssicherungskommission nun endlich wieder eine Vorsitzende hat und gratulieren Christine Mayrhuber zur Bestellung", so Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen. "Eine führende Ökonomin wie Christine Mayrhuber gibt uns Hoffnung, dass sich die Alterssicherungskommission künftig mit allen drei Säulen des heimischen Pensionssystems beschäftigen wird. Das ist eine langjährige Forderung des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen und bietet eine sehr gute Basis für anstehende Reformen", so Zakostelsky, der gleichzeitig Ingrid Korosec, die das Gremium zuletzt interimistisch geleitet hatte, für die stets sehr gute Gesprächsbasis dankt.
Ausbau der betrieblichen Pensionskassen
Laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria wird die österreichische Bevölkerung in den 2060er Jahren die 10 Millionenmarke durchbrechen. Gleichzeitig werden die Österreicherinnen und Österreicher immer älter. Im Jahr 1950 haben noch sechs Personen im erwerbsfähigen Alter eine Person im Pensionsalter getragen. Heute schultern drei Personen diese Leistung und bis 2040 wird das Verhältnis auf zwei Personen schrumpfen.
"Aufgrund der demographischen Entwicklung wird es in Zukunft noch wichtiger sein, alle drei Säulen des Pensionssystems in die Verantwortung für eine ausreichende Absicherung des Lebensstandards einzubinden. Dafür wird es umfangreiche Gespräche benötigen – der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen steht dazu jederzeit gerne zur Verfügung", so Zakostelsky.
Jugendstudie 2024 offenbart tiefgreifende Besorgnis um Zukunft der Pensionen
Im Rahmen einer Enquete präsentierte Studienautor Peter Hajek (UNIQUE research) heute die Ergebnisse der Jugendstudie 2024. Unter dem Titel "Was wünscht sich die Jugend" ließen die 4 Verbände der Initiative 2050, als Vertreter der zweiten und dritten Säule des österreichischen Pensionssystems, die Wahrnehmungen und Erwartungen junger Menschen zwischen 18 und 30 Jahren zu ihren zukünftigen Pensionen befragen.
Ministerin Gewessler unterstreicht die Bedeutung von Altersvorsorge und Klimaschutz
"Finanzielle Vorsorge und Klimaschutz haben mehr miteinander zu tun, als viele denken. Denn die beste Altersvorsorge ist jene, die uns ein gutes Leben ermöglicht. Nachhaltige Investitionen müssen im Einklang mit den Klimazielen stehen. Dafür sorgt eine enge Verknüpfung mit der EU-Taxonomie. Mit dem österreichischen Green Bond und grünen Finanzbildungsmaßnahmen sind wir mitten in der Umsetzung der österreichischen Green Finance Agenda. Und mit der Green Finance Alliance hat unser Ressort eine international einzigartige Vorreiterinitiative ins Leben gerufen. Die Aufgabe lautet nun: doppelt Vorsorge treffen. Indem wir die Klimaziele ernst nehmen, sorgen wir auch finanziell und wirtschaftlich vor", erläutert Bundesministerin Leonore Gewessler bei der Veranstaltung.
Jugend-Staatssekretärin appelliert an Vorsorgegedanken
"Wir müssen in Sachen Pensionen als Gesellschaft eine Allianz der Vernunft bilden. Denn ohne das Wissen und die Kraft der Alten wird es nicht gehen, aber ohne die Zuversicht und den Arbeitswillen der Jungen auch nicht. In diesem Sinne: Wir müssen über ein gesundes Fundament des Generationenvertrages reden. Darüber, wie Menschen länger gesund und gerne in ihrem Job bleiben und wie wir bei jungen Menschen das Bewusstsein und reale Möglichkeiten für eine ordentliche Pension schaffen. Diese Möglichkeit werden wir mit neuen Vorsorgemodellen schaffen müssen, beispielsweise halte ich einen staatlichen Pensionsfonds für eine smarte Lösung, um die staatliche Säule zu entlasten. Aber auch die Umsetzung des Generalpensionskassenvertrages und die Wiedereinführung der Behaltefrist wären wichtig Bausteine für ein gesundes Pensionssystem", so Staatssekretärin Claudia Plakolm.
Bedarf an Zusatzpension ist keine Kritik an staatlichem Pensionssystem
Mag. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen zu den Ergebnissen der Jugendstudie: "Es ist alarmierend, wenn sich 75 Prozent der jungen Erwachsenen Sorgen um ihre Pension machen. Jedoch verstehen wir diese nicht als Kritik an der ersten Säule - dem staatlichen Pensionssystem. Vielmehr zeigen die Zahlen, dass es dringend einen Ausbau der betrieblichen und privaten Vorsorge für eine substanzielle Ergänzung benötigt. Es ist jedoch ermutigend, dass junge Menschen bereit sind, in ihre Altersvorsorge zu investieren. Durchschnittlich haben die Befragten hier einen Betrag von etwas über 100 Euro pro Monat angegeben. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, effektive und zugängliche Vorsorgemöglichkeiten auszubauen."
Zakostelsky weiter: "Eine unserer zentralen Forderungen ist daher, die Kompetenzerweiterung des gesetzlichen Aufgabenbereichs der Alterssicherungskommission auf alle drei Säulen des Pensionssystems auszuweiten. Dadurch könnten wir eine ganzheitliche und zukunftsfähige Gestaltung der Altersvorsorge in Österreich sicherstellen."
Vorsorgekassen bieten bereits jetzt flächendeckende Absicherung
Für Vorstandsdirektor Andreas Csurda, Vorsitzender Berufsgruppe Vorsorgekassen, zeigen "die Ergebnisse der Umfrage deutlich, dass junge Menschen besorgt in die Zukunft blicken. Vor allem für jene, mit geringen freien Mitteln für die private Vorsorge, bieten die Betrieblichen Vorsorgekassen bereits einen ersten wichtigen Baustein für die finanzielle Absicherung im Alter. Die Vorsorgekassen bieten als flächendeckendes System der kapitalgedeckten Vorsorge die perfekte Ergänzung zum Pensionssystem und somit eine sichere Perspektive nach der aktiven Erwerbstätigkeit."
Finanzbildung essentiell für erfolgreiche Vorsorge
Vorstandsdirektor Dr. Peter Eichler vom Verband der Versicherungsunternehmen Österreich (VVO) sieht in den vorliegenden Zahlen ein deutliches Signal für das Potenzial von Bildungs- und Förderprogrammen: "Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, wie wichtig die Beschäftigung mit der Altersvorsorge für Finanzbildung junger Menschen in unserem Land ist. Dies ist umso wichtiger, als das Thema Pensionen den jungen Menschen offensichtlich große Sorge bereitet – und zwar an zweiter Stelle (nach der Teuerung) und noch vor dem Klimawandel. Trotz der Sorgen um die Pension und der grundsätzlich positiven Haltung gegenüber privater Altersvorsorge hat die Mehrheit noch keine ergänzende Vorsorge abgeschlossen – ein deutlicher Hinweis auf die Notwendigkeit von Bewusstseinsbildung und Anreizen."
Private Anbieter sehen sich in Ausbau der Pensionsvorsorge bestätigt
Für Mag. Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) zeigen die vorliegenden Ergebnisse der Jugendstudie ebenfalls: "einen klaren Beleg für die Dringlichkeit, die persönliche Vorsorge als Ergänzung zu den staatlichen und betrieblichen Pensionssystemen weiter auszubauen."
Wichtige Erkenntnisse für zukünftige Regierung
Die Initiative 2050 sieht in den Ergebnissen der Jugendstudie 2024 eine klare Aufforderung an Politik und Gesellschaft, die Rahmenbedingungen für die Altersvorsorge junger Menschen zu verbessern. Nur durch gemeinsame Anstrengungen und den Ausbau der zweiten und dritten Säule kann die Jugend in Österreich eine sichere und sorgenfreie Zukunft genießen.
Allgemein sind sich die Sprecher der vier Verbände der Initiative 2050 einig: "Die vorliegenden Ergebnisse der Jugendstudie 2024 sind nicht als Kritik an der ersten Säule des Pensionssystems zu verstehen. Vielmehr gilt es, die ergänzende private und betriebliche Vorsorge weiter auszubauen."
Über die Initiative 2050
Die "INITIATIVE 2050" (vormals Arbeitsgemeinschaft Zusatzpensionen) umfasst alle Anbieter der betrieblichen und privaten Pensionsvorsorge in Österreich. Das sind der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen, der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO) und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG).
Die Mitglieder der Initiative 2050 vertreten gemeinsam ein veranlagtes Volumen von mehr als 200 Milliarden Euro. Ziel der Initiative ist es, notwendige Neuerungen und konkrete Optionen aufzuzeigen sowie die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu verbessern, um das heimische Pensionssystem gesamtheitlich und nachhaltig auf hohem Niveau zu sichern. Im Mittelpunkt steht dabei stets eine substanzielle Ergänzung der staatlichen Pension, keinesfalls aber eine Konkurrenz oder gar ein Ersatz des staatlichen Systems.
Über den Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen
Der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen ist die gesetzliche Vertretung aller Pensionskassen und Betrieblichen Vorsorgekassen. Er ist Teil der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich.
Bei Pensionskassen zahlen Arbeitgeber aufgrund eines freiwillig abgeschlossenen Pensionskassenvertrages monatlich Beiträge für ihre Arbeitnehmer ein, diese können zusätzlich ebenfalls in die Pensionskasse einzahlen. Die Beiträge werden veranlagt und ab Pensionsantritt als lebenslange Zusatzpension ausbezahlt.
Die Betrieblichen Vorsorgekassen sind das einzige flächendeckende System kapitalgedeckter Vorsorge, da 1,53 % der Bruttolohnsumme monatlich vom Arbeitgeber einbezahlt werden (Abfertigung neu) und somit eine wichtige Säule als Ergänzung zur staatlichen Pension bilden.
Derzeit sind fünf überbetriebliche und drei betriebliche Pensionskassen sowie acht Betriebliche Vorsorgekassen Mitglied im Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen.
Insgesamt vertritt der Verband über 4 Millionen Anwartschafts- und Leistungsberechtigte und veranlagen die Pensions- und Vorsorgekassen über 45 Milliarden Euro. Die Pensionskassen sind die größten privaten Pensionszahler in Österreich.
Rückfragehinweis
Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen
Telefon +43 (0)5 90 900 4095
E-Mail: vorsorgeverband@wko.at
Web: www.vorsorgeverband.at
Rechtlicher Hinweis
Alle Angaben wurden sorgfältig erhoben und recherchiert, trotzdem sind Fehler nicht ausgeschlossen. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit sowie für das Eintreten von Prognosen wird keine Gewähr übernommen und jede Haftung ist ausgeschlossen. Der Inhalt dieser Unterlage zielt nicht auf die Bedürfnisse einzelner Pensionskassen oder Pensionskassen-Berechtigter ab, sondern ist genereller Natur und basiert auf dem neuesten Wissensstand, der mit der Erstellung betrauten Personen zu Redaktionsschluss. Die Informationen sind sowohl für die persönliche Verwendung bestimmt als auch zur redaktionellen Verwendung freigegeben. Die erforderlichen Angaben zur Offenlegungspflicht gemäß § 25 Mediengesetz sind in der Offenlegung des Fachverbands Pensions- und Vorsorgekassen zu finden.
Stand: 19.04.2024