Norwegen: Vorreiterrolle als Grundstein einer Null-Emissionen-Gesellschaft

Aktuelle Wirtschaftslage in Norwegen

Norwegens Wirtschaft hat insofern ein Alleinstellungsmerkmal in Europa, als die Wirtschaftsleistung des Landes stark von der Ölindustrie bestimmt wird. Das Land ist siebtgrößer Ölproduzent der Welt und fördert 2 Mio. Fass Öl pro Tag. Insofern ‚profitiert‘ Norwegen von der Ukrainekrise mit Rekordexporten in der Öl- und vor allem Gasbranche. Einer Schätzung von Nordea Markets zufolge kann der norwegische Staat bis Ende 2024 mit Öl- und Gasexporten fast 450 Mrd. EUR verdienen.

Fazit: Wirtschaftslage ist durch hohe Erdöl- & Gaseinnahmen - trotz gestiegener Inflation - positiv.  

Erfolgsgeschichte E-Mobilität – Infrastruktur, Trends und Forschung

Norwegen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 ein emissionsfreies Land zu werden. Mit dem Klimaplan 2021 - 2030 soll zunächst ein Zielerreichungsgrad von rund 55 % realisiert werden. Nachstehend die im Bereich Nachhaltigkeit/E-Mobilität wichtigsten Punkte des Klimaplans im Überblick:

• Alle Personenkraftwagen und Kleintransporter, die die öffentliche Hand ab 2025 kauft, müssen emissionsfreie Fahrzeuge sein (Elektro oder Wasserstoff). Dies gilt auch für neue Stadtbusse (Biogas). Oslo erreicht diese Vorgabe für den öffentlichen Verkehr bereits 2023.
• Alle ab 2023 neu ausgeschriebenen Fährverbindungen müssen mit dem Ziel niedriger oder gar keiner Emissionen ausgeschrieben werden.
• Bis 2030 sollen neue schwerere Transporter, 75 % der neuen Fernbusse und 50 % der neuen LKWs emissionsfreie Fahrzeuge sein.
• Bis 2030 soll die Distribution von Waren in den größten Innenstädten nahezu emissionsfrei sein.

Bei Neuwagen für den Privatgebrauch liegt der Marktanteil elektrischer Autos 2022 bereits bei 77 %.

Zur Umsetzung des Klimaplans hat die norwegische Regierung 2023 20 Mrd. NOK (ca. 1,75 Mrd. EUR) bereitgestellt. Für den damit verknüpften Nationalen Transportplan 2022-2033 wurden weitere 1.200 Mrd. NOK (ca. 100 Mrd. EUR) budgetiert. Um die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern zu reduzieren, werden auch Batteriefabriken gebaut.

Eine von FREYR geplante Fabrik könnte eine der größten in Europa werden und soll Lithium-Ionen-Batteriezellen mit einem Geschäftsmodell produzieren, das auf lizenzierter Technologie basiert. FREYR entwickelt dazu eine nachhaltige Wertschöpfungskette - vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt sowie Recycling - die unter anderem auf der Versorgung mit erneuerbarer Energie aus einem angeschlossenen 600-MW-Windpark basieren wird. Die Produktion soll Ende 2024 starten, der „full scale“ Testlauf bereits Ende 2023.

Eine weitere Fabrik inkl. Forschungszentrum ist mit Morrow Batteries ebenfalls in Planung: Deren Betrieb soll im Jahr 2024 aufgenommen werden, mit Planziel voller Produktionskapazität im Jahr 2028. Es gibt bereits zwei Batteriezellfabriken im Land - Siemens und Corvus Energy -, die vor kurzem ihre Produktion aufgenommen haben und auf marine Anwendungen ausgerichtet sind. Ebenso unterstützt die Regierung den Bau einer grünen Wasserstoffproduktionsanlage von Norwegian Hydrogen in Hellesylt.

Fazit: Norwegen hat sich zum Ziel gesetzt, das erste emissionsfreie Land der Welt zu sein und investiert umfangreich in Entwicklung und Förderung von Projekten im Bereich E-Mobilität.

Geschäftschancen für österreichische Unternehmen

Durch die krisenbedingt hohen norwegischen Gasimporte nach Österreich hat sich der Außenhandelsüberschuss 2022 verringert, ist aber immer noch positiv. Österreichisches Know-how und Produkte sind in Norwegen weiterhin gefragt. Geschäftschancen bieten sich im Bereich E-Mobilität beim Anlagenbau (Batteriefabriken, Wasserkraftwerke), Hoch- und Tiefbau, Maschinenbau, in der Verkehrsinfrastruktur (Leitsysteme, Ladestationen) und in der Energieversorgung (Solar, Wind).

Fazit: Norwegens Vorreiterrolle und umfangreiche Investitionen im Bereich E-Mobilität bieten zahlreiche Chancen für heimische Unternehmen.