Sparte Industrie

Deutliche Exportrückgänge 2020 & bessere Aussichten für 2021

Exporteinbußen beeinträchtigen die Industrie. Dennoch soll die heimische Wirtschaft 2021 vor allem von der günstigen Industriekonjunktur getragen werden.

Lesedauer: 4 Minuten

11.03.2023

Ende Juni 2021 veröffentlichte die Statistik Austria die endgültigen Außenhandelsdaten für das Jahr 2020. Trotz der Corona-Pandemie wurde ein Volumen von mehr als 142 Mrd. Euro exportiert, allerdings liegt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr bei ausgeprägten 7,1 %: das sind knapp 11 Mrd. Euro.

Ausfuhren (endgültige Werte) 2019 2020 Differenz Veränd.
KN-CodeBezeichnungin Mrd. Euroin %
 90 Optische, photographische Geräte, Meß- und Prüfinstrumente 4,5 4,2 -0,3 -6,6
 76 Aluminium und Waren daraus 3,5 3,1 -0,4 -10,1
 88 Luftfahrzeuge und Raumfahrzeuge, Teile davon 1,3 0,9 -0,4 -30,5
 48 Papier und Pappe; Waren daraus 4,3 3,9 -0,4 -9,6
 39 Kunststoffe und Waren daraus 6,7 6,3 -0,4 -6,3
 27 Mineralische Brennstoffe; Mineralöle, Destillationserzeugnisse 3,4 2,8 -0,6 -19,0
 73 Waren aus Eisen oder Stahl 5,1 4,4 -0,7 -13,6
 85 Elektrische Maschinen, Apparate und elektrotechnische Waren 14,5 13,6 -0,9 -6,1
 72 Eisen und Stahl 6,3 5,1 -1,2 -19,6
 87 Zugmaschinen , Kraftfahrzeuge, Traktoren, Motorräder, Fahrräder 17,7 14,9 -2,8 -15,9
 84 Kernreaktoren, Kessel, Maschinen, Apparate und mechan. Geräte 27,6 24,5 -3,1 -11,3
  Welt-Summe 153,5 142,6 -10,9 -7,1

Quelle: Statistik Austria, Außenhandelsstatistik

Maschinen und Fahrzeuge (KN 84, 87, 85) sind nach wie vor eine der bedeutendsten Produktgruppen der heimischen Exportwirtschaft. Mit einem Minus zwischen 2020 und 2019 von 11,4 % bzw. rd. 7 Mrd. Euro machen sie einen bedeutenden Teil (62 %) der 11 Mrd. Euro aus. Mehr ins Detail gehend: Im Vorjahresvergleich sinkt das Exportvolumen der Kessel, Maschinen, Apparate und mechanische Geräte (KN 84) um 3,1 Mrd. Euro, jenes der Zugmaschinen, Kraftfahrzeuge, Traktoren, Motorräder, Fahrräder (KN 87) um 2,8 Mrd. Euro bzw. jenes der elektrischen Maschinen, Apparate und elektrotechnische Waren (KN 85) um 0,9 Mrd. Euro.  

Es gibt allerdings auch Produktgruppen, von denen aus Österreich über die Grenzen hinweg 2020 mehr exportiert wurde als noch 2019. Die höchsten absoluten Zuwächse zeigen sich hier etwa bei den Edelmetallen und Münzen (KN 71) oder bei pharmazeutischen Erzeugnissen (KN 30). 

Ausfuhren (endgültige Werte) 2019 2020 Differenz Veränd.
KN-Code Bezeichnung  in Mrd. Euro in %
 71 Perlen, Edelsteine, Schmuck, Edelmetalle, Münzen 1,7 2,7 1,0 58,4
 30 Pharmazeutische Erzeugnisse 10,1 10,8 0,8 7,7
 63 Andere konfektionierte Spinnstoffwaren, Altwaren, Lumpen 0,3 0,6 0,2 78,0
 38 Verschiedene chemische Erzeugnisse 1,8 2,0 0,2 13,2
 93 Waffen und Munition, Teile und Zubehör 0,4 0,5 0,1 27,8
 86 Schienenfahrzeuge, Gleismaterial, Signalgeräte 1,4 1,5 0,1 6,2
 74 Kupfer und Waren daraus 1,3 1,4 0,1 6,4
 22 Getränke, alkoholische Flüssigkeiten, Essig 2,9 3,0 0,1 2,8
 21 Verschiedene eßbare Zubereitungen 0,8 0,9 0,1 8,2
 23 Rückstände, Abfälle der Lebensmittelerzeugung; Futtermittel 0,8 0,9 0,1 7,0
 08 Genießbare Früchte, Schalen von Zitrusfrüchten, Melonen 0,3 0,3 0,1 21,0
  Welt-Summe 153,5 142,6 -10,9 -7,1

Im ersten Quartal 2021 liegen die Ausfuhren von Waren bei rund 39 Mrd. Euro, so die vorläufigen Ergebnisse von Statistik Austria. Das ist ein Plus von 3,4 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Zu dieser positiven Entwicklung trugen v.a. die Zuwächse im März 2021 bei (+16,8 %; Februar: +3,5 %; Jänner: -9,7 %).

Ausfuhren
1. Quartal 2021
2021 / Jänner-März (vorl.) Differenz zum
Vorjahresquartal
Veränd. zum
Vorjahresquartal
KN-Code Bezeichnung in Mrd. Euro in %
 84 Kernreaktoren, Kessel, Maschinen, Apparate und mechan. Geräte 6,6 0,3 5,5
 87 Zugmaschinen, Kraftfahrzeuge, Traktoren, Motorräder, Fahrräder 4,4 0,6 14,7
 85 Elektrische Maschinen, Apparate und elektrotechnische Waren 3,6 0,1 4,3
 30 Pharmazeutische Erzeugnisse 2,8 0,0 1,5
 39 Kunststoffe und Waren daraus 1,9 0,1 8,5
 72 Eisen und Stahl 1,6 0,1 7,7
 73 Waren aus Eisen oder Stahl 1,2 0,1 4,9
 44 Holz und Waren daraus; Holzkohle 1,2 0,1 13,5
 90 Optische, photographische Geräte, Meß- und Prüfinstrumente 1,1 0,1 9,8
 48 Papier und Pappe; Waren daraus 1,0 -0,1 -6,6
  Welt-Summe 38,8 1,3 3,4

In nahezu allen Warengruppen, die mehr als eine Mrd. Euro im ersten Quartal 2021 exportieren, zeigt die Exportdynamik im Vergleich zum Vorjahresquartal nach oben (Ausnahme: KN 48 Papier und Pappe). Diese Dynamik darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für eine wirtschaftliche Erholung mehr braucht. Es gilt derzeit präsente Hindernisse – wie Lieferengpässe, starke Preissteigerungen bei Rohstoffen und Vorprodukten, lange Wartezeit auf benötigte Vormaterialen oder rasant steigende Kosten für Container – auszuräumen, um eine wirtschaftliche Erholung zu forcieren. Dass Lieferkettenprobleme zu den größten Herausforderungen gerade für Industrieunternehmen in den Jahren 2021 und 2022 zählen, zeigt die aktuelle Sonderauswertung des Wirtschaftsbarometers. Acht von zehn befragten Industrieunternehmen stimmen dem zu, der Spitzenplatz im Ranking der Herausforderungen.  

Laut aktueller Wirtschaftsprognose des WIFO für die Jahre 2021 und 2022 wird ein kräftiger Konjunkturaufschwung in Österreich geortet: „Vorlaufindikatoren deuten auf den Beginn einer Hochkonjunkturphase, die 2021 vorwiegend von der günstigen Industriekonjunktur getragen wird.“ Die Autoren gehen von der Annahme aus, dass die Lieferkettenprobleme bzw. die Engpässe bei den Vorprodukten die Expansion in der Industrie und im Bauwesen lediglich kurzfristig dämpfen. 2022 soll die Industriekonjunktur eine leichte Abschwächung erfahren.

Österreich hat sich einigen Herausforderungen zu stellen, das zeigt auch das World Competitiveness Yearbook 2021 des International Institute for Management Development (IMD). Im Wettbewerbsranking 2021 ist die Nation auf den Rang von 2019 zurückgefallen und belegt damit insgesamt Rang 19 im 64-Staaten-Vergleich. Österreich ist nicht nur insgesamt im Ranking weiter nach unten gerutscht, sondern fällt auch in allen vier Kategorien (Wirtschaftsleistung, Effizienz der Regierung, Effizienz der Wirtschaft, Infrastruktur).  

Um den vom WIFO prognostizierten Erholungseffekt der heimischen Wirtschaft von voraussichtlich real 4% beim BIP 2021 bzw. 5% beim BIP 2022 zu erleben, darf es zu keinen zusätzlichen Bürden für die heimischen Industrieunternehmen kommen. Industriespezifische Rahmenbedingungen und externe Faktoren sind dabei ebenso relevant wie das künftige Coronavirus-Infektionsgeschehen. 


Autorin:
Mag. Sandra Lengauer
E-Mail: sandra.lengauer@wko.at

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