Gruppenfoto mit Sternad, Petritsch und Kuttnig. Sie halten eine Tafel mit den Umrissen von Kärnten. In den Umrissen stehen die Worte Tourismus, Zukunft, Kärnten.
© WKK | Helge Bauer

Stillstand im Kärntner Tourismus: Wirtschaftskammer fordert überfällige Reformen

Die Kärntner Tourismuswirtschaft steht an einem Scheideweg. Während andere Destinationen weiter wachsen und neue Rekorde aufstellen, stagniert Kärnten. Zu viel Bürokratie, zu wenig Innovationskraft und eine unzureichende internationale Positionierung bremsen das Wachstum. Die Wirtschaftskammer Kärnten fordert daher eine umfassende Reform – positive Signale dazu kommen vom Wirtschaftslandesrat.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 07.02.2025

Kärnten ist ein Bundesland mit einzigartigen natürlichen Ressourcen, einer starken touristischen Tradition und großem Potenzial. Doch anstatt diesen Standortvorteil konsequent zu nutzen, verliert die Branche zunehmend an Dynamik. Während andere Regionen wie die Steiermark oder Oberösterreich im Jahr 2024 neue Nächtigungsrekorde verzeichnen konnten, bewegt sich in Kärnten seit Jahren kaum noch etwas. Im Vorjahr verbuchte unser Bundesland 13,14 Millionen Nächtigungen, in den besten Zeiten waren es um knapp sechs Millionen mehr (Statistik Austria 1980: 18,98 Millionen). Spartenobmann Josef Petritsch sieht darin einen klaren Handlungsauftrag: „Unsere Betriebe brauchen Rahmenbedingungen, die Wachstum ermöglichen – und keine, die sie bremsen. Wir fordern eine konsequente Reform, die Strukturen entschlackt, Abläufe vereinfacht und den Tourismus für die Zukunft rüstet.“  

Struktur- und Abgabenreform dringend erforderlich

Ein zentrales Problem liegt in der ineffizienten Organisation des Kärntner Tourismus. Die derzeitige Struktur ist schwerfällig, bürokratisch und wenig zielgerichtet. „Wir brauchen klar definierte Zuständigkeiten: starke, gut ausgestattete Erlebnisräume vor Ort – also großräumige Tourismusverbände – und eine Landestourismusorganisation, die strategisch denkt, effizient agiert und messbare Erfolge liefert“, so Petritsch. Gleichzeitig müsse die touristische Infrastruktur verbessert werden – Radwege, Schlechtwetterangebote und Erlebnisinfrastruktur seien noch lange nicht auf internationalem Niveau. Ein zweckgebundener Tourismusfonds soll die notwendigen Investitionen sicherstellen. 

Fokus auf Internationalisierung und Messbarkeit

Wolfgang Kuttnig, Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, betont die Bedeutung eines professionellen Tourismusmanagements: „Tourismus muss datenbasiert gesteuert werden. Wir brauchen ein modernes Datenmanagement, das ökonomische, ökologische und soziale Faktoren berücksichtigt und nicht nur Nächtigungszahlen vergleicht. Nur so kann Kärnten strategisch klug auf Marktveränderungen reagieren.“ Ein weiteres Kernproblem sieht Kuttnig in der Abhängigkeit von wenigen Märkten: „Kärnten setzt nach wie vor fast ausschließlich auf deutschsprachige Gäste. Andere Destinationen diversifizieren ihre Herkunftsmärkte und erschließen neue Gästegruppen – Kärnten nicht. Hier ist eine Neuausrichtung dringend notwendig, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.“ 

Bürokratieabbau als Schlüssel zum Wachstum

Ein weiteres großes Hemmnis für die Branche ist die überbordende Bürokratie. Gastronomie und Hotellerie leiden besonders unter langwierigen Verfahren und immer neuen Auflagen. Stefan Sternad, Obmann der Fachgruppe Gastronomie, fordert daher ein entschlossenes Vorgehen gegen unnötige Regulierungen: Unsere Betriebe investieren viel Energie in ihre Gäste und ihr Angebot – aber mindestens genauso viel Zeit in die Bewältigung bürokratischer Hürden. Von überlangen Genehmigungsverfahren bis hin zu überzogenen Hygiene- und Brandschutzvorschriften – hier braucht es ein Umdenken. Kärnten muss endlich unternehmerfreundlicher werden!“ 

Neben der Bürokratie kritisiert Sternad auch das Steuer- und Abgabensystem, das Gastronomie und Hotellerie stark belastet. Gleichzeitig fordert er eine bessere Positionierung Kärntens als kulinarische Top-Destination: „Die Alpen-Adria-Küche ist ein Alleinstellungsmerkmal, das viel stärker genutzt werden muss. Kulinarik zieht Gäste an, sorgt für Wertschöpfung und stärkt das Image Kärntens. Hier liegt noch viel Potenzial.“ 

Zukunftsperspektiven für Kärntens Tourismus

Die Wirtschaftskammer Kärnten sieht die Tourismusbranche an einem kritischen Punkt: Entweder gelingt jetzt der große Wurf mit mutigen Reformen – oder Kärnten wird weiter an Bedeutung verlieren. Das Büro von Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig sieht ebenfalls die Notwendigkeit für Reformen. Die Vorschläge der Wirtschaftskammer Kärnten werden positiv bewertet, eine umfassende Neustrukturierung biete Chancen für die Zukunft des Kärntner Tourismus. Petritsch dazu abschließend: „Die Weichen müssen jetzt gestellt werden. Unsere Betriebe sind bereit, aber sie brauchen die richtigen Rahmenbedingungen, um erfolgreich zu sein.“

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