Viele Wege führen zur nachhaltigen Energiewende
Eine nachhaltige Energiezukunft braucht mutige Schritte und innovative Lösungen. Bei der Veranstaltung „Scheitert die Energiewende?“ in der Wirtschaftskammer Kärnten, zeigten Expert:innen eindrucksvoll, wie vielschichtig der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem ist. Verzichtet man auf Windkraft, wird die Umstellung doppelt so teuer.
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Die Energiewende zu schaffen - das ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Unter dem Titel „Scheitert die Energiewende?“ luden die Volkswirtschaftliche Gesellschaft und das Forum Naturschutz und Wirtschaft Kärnten namhafte Expert:innen ein, um Wege und Hindernisse auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft zu beleuchten. Wichtige Themen wie Mobilität, Energieversorgung und soziale Akzeptanz entscheiden über Erfolg oder Misserfolg. Nur mit einem ausgewogenen Energiemix und der Bereitschaft, alternative Energieformen zuzulassen, können die Klimaziele in Kärnten erreicht und die Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden. Einen flammenden Appell gegen Denk- und Entwicklungsverbote richtete WK-Präsident Jürgen Mandl in seinen Begrüßungsworten an die unerwartet zahlreich erschienenen Besucher: „Vergessen wir nicht, was das Verbrennerverbot in der deutschen Automobilindustrie ausgelöst hat: Eine enorme Krise, die tausende von Arbeitsplätzen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich kostet. Wir brauchen Technologieoffenheit und einen ausgewogenen Energiemix, um die Chancen der Energiewende für den Wirtschafts- und Lebensstandort zu nutzen!“
Technologische Vielfalt als Schlüssel zum Erfolg
Gerade im Bereich der Mobilität ergeben sich viele Möglichkeiten. Während derzeit vor allem auf Elektroautos gesetzt wird, dürfen alternative grüne Energien wie Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe nicht außer Acht gelassen werden. Allerdings bremsen bürokratische Hürden und strenge Vorgaben den Ausbau erneuerbarer Energien, skizzierte Markus Tomaschitz von AVL, einem der führenden Mobilitätstechnologie-Unternehmen. Philipp Rammel, Experte für Erzeugung von Energie Oesterreichs, sieht durch die zunehmende Elektrifizierung von Mobilität, Raumwärme und Industrie eine Verdoppelung des Stromverbrauchs bis 2040. Der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem bis dahin erfordert daher ambitionierte Maßnahmen und eine klare Strategie. Studien zeigen, dass ein robuster und klimaneutraler Energiemix in Österreich möglich ist, wenn auf technologische Vielfalt, Flexibilität und Speicherlösungen im Fokus gesetzt wird.
Vorreiterregionen machen es vor
Regionen wie die Holzwelt Murau sind Vorreiter und beweisen, dass Energieautarkie möglich ist. Mit Projekten wie Wasserkraft, Biomasse, Windkraft und Photovoltaik zeigt Thomas Kalcher, Bürgermeister von Murau, wie erneuerbare Energien erfolgreich genutzt werden können. Gleichzeitig werden innovative Ansätze wie Wasserstofftechnologie und Bürgerbeteiligung gefördert. Doch nicht nur ländliche Regionen sind gefragt: Der steigende Strombedarf und die Herausforderungen der Energiewende machen auch überregionale Kooperationen und Investitionen in zukunftsfähige Infrastrukturen notwendig. Sonja Wogrin von der TU Graz betonte in diesem Zusammenhang die wichtige Rolle stabiler und klimaneutraler Energiesysteme. Mit Computermodellen können verschiedene Szenarien für ein robustes Stromsystem in der Zukunft durchgespielt werden. Damit können die großen Herausforderungen, die auf die Elektrizitätssysteme zukommen, angegangen und die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Für Aufsehen sorgte Wogrin mit ihrer Analyse, wonach die Energiewende in Kärnten doppelt so teuer würde, wenn man auf Windkraft gänzlich verzichtet: Die relativ günstige Windenergie müsse dann durch deutlich teurere Photovoltaik und Speichersysteme ersetzt werden.
Gretchenfrage Akzeptanz
Ergänzend betonte Robert Sposato von der Universität Graz die Bedeutung der gesellschaftlichen Akzeptanz für Windkraft- und Photovoltaikprojekte, da diese entscheidend für den Erfolg der Energiewende sei. Eine Studienreihe zeigt, dass die Unterstützung für erneuerbare Energieprojekte in unmittelbarer Nähe der eigenen Gemeinde seit 2015 rückläufig ist. Die Akzeptanz ist jedoch dynamisch und stark von begleitenden Prozessen abhängig, wobei transparente Kommunikation und gerechte Verteilung zentrale Erfolgsfaktoren sind. Besonders in sensiblen Gebieten wie Tourismusregionen ist es wichtig, die Bevölkerung frühzeitig einzubinden und von den Vorteilen zu überzeugen.
Kein Verbot für einzelne Technologien
Über den Weg zur Energiewende herrscht Einigkeit unter den Expertinnen. Dabei dürfe keine Technologie ausgeklammert werden. Ein ausgewogener Energiemix aus Wasser, Wald, Wind und Sonne ist der Grundpfeiler einer erfolgreichen Energiepolitik in Kärnten. Siegfried Huber, Vorsitzender der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Kärnten, betonte: „Die Energiewende kann nur gelingen, wenn wir Technologie, Politik und gesellschaftliche Akzeptanz miteinander verbinden. Es braucht Mut, Weitblick und die Bereitschaft zum gemeinsamen Handeln.“