Gruppenfoto nach der Pressekonferenz mit Pillonen mit den Länderfarben von Italien, Slowenien, Kroatien und Österreich
© WKK | Daniel Waschnig

Netzwerk für die Alpen-Adria-Region wächst

Klagenfurt war heute Gastgeber des Präsidententreffens des New Alpe Adria Network (NAAN), an dem Vertreter der Wirtschafts- und Handwerkskammern aus Österreich, Italien, Slowenien und Kroatien teilnahmen. Das zweitägige Treffen diente der Stärkung der grenzüberschreitenden wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt stand die Verabschiedung eines Positionspapiers, das im Frühjahr 2025 in Brüssel präsentiert werden soll und zentrale Forderungen der Region an die EU enthält. Gemeinsam will das Netzwerk auch eine Lösung für die Verkehrsprobleme aufgrund der anstehenden, möglicherweise Jahrzehnte dauernden Sanierungsarbeiten an den Nord-Süd-Routen über die Alpen finden.

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Aktualisiert am 22.10.2024

Klagenfurt war in den vergangenen beiden Tagen Schauplatz des Präsidententreffens des New Alpe Adria Network (NAAN). Bei einem abschließenden Pressegespräch umriss NAAN-Vorsitzender und Kärntner Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl die gemeinsamen Probleme – „Demografie, Energie, Bürokratie“ – und begrüßte die Kroatische Handwerkskammer als neues Mitglied. Dessen Präsidentin Violeta Jelić ist froh, nunmehr Teil des „großen Netzwerks“ zu sein: „Unsere mehr als 120.000 Mitgliedsbetriebe stehen vor denselben Herausforderungen. Mit vereinten Kräften erreichen wir vielleicht jene, die über die Zukunft der Wirtschaft in unseren Ländern entscheiden.“   

Nord-Süd-Verkehr aufrechterhalten

Was mittlerweile allen NAAN-Regionen Sorgen bereitet, sind die langfristigen Sanierungsarbeiten an den Nord-Süd-Transversalen wie der Brenner- und der Tauernautobahn. Antonio Paoletti, Präsident der Handelskammer Venezia Giulia und Gorizia sowie Gründungspräsident des NAAN, kündigte eine gemeinsame Initiative an, mit der die Präsidentenkonferenz an die künftige österreichische Bundesregierung herantreten wird, um Lösungen auszuarbeiten, die die Waren- und Tourismusströme in den und vom Alpen-Adria-Raum möglichst wenig behindern.  

Energie, Kosten: EU verliert Terrain

Die derzeit wenig erfreuliche Entwicklung Europas sprach Mitja Gorenšček, Direktor der Slowenischen Wirtschaftskammer, offen an. Die EU verliere ihre Konkurrenzfähigkeit, die größten Schwachpunkte seien die Energieinfrastruktur, die Lohnnebenkosten und die Steuern, was zu besorgniserregenden Abwanderungstendenzen führe. „Entscheidungen fallen nicht mehr auf regionaler Ebene, wir müssen unsere Aktivitäten nach Brüssel verlagern!“ Dem trägt die NAAN mit einem gemeinsamen Auftritt in der EU-Hauptstadt im Frühjahr Rechnung.

Eine Million Unternehmen, zehn Millionen Bürger

Die zweitägige Präsidentenkonferenz begann mit einem Besuch des Testcenter Carinthia, des Makerspace Carinthia und der Wirtschaftskammer Kärnten gefolgt von einer Stadtführung durch die Landeshauptstadt Klagenfurt unter der Leitung von Astrid Legner, Vizepräsidentin der WKK. Seit 2007 setzt sich das Network of Chambers of Commerce, Industry, Crafts, Agriculture and Economy of the New Alpe Adria (NAAN) für die Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Staaten Österreich, Italien, Slowenien und Kroatien ein. Mit dem Beitritt der Handwerkskammer Kroatien umfasst das Netzwerk inzwischen zehn Kammern aus den vier Mitgliedsstaaten. NAAN-Vorsitzender Mandl: „In Zeiten globaler Unsicherheit, wirtschaftlicher Herausforderungen und geopolitischer Spannungen sind grenzüberschreitende Netzwerke wie das NAAN unverzichtbar, um die Stabilität und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit in den beteiligten Regionen zu stärken.“ Die beteiligten Kammern repräsentieren fast eine Million Mitgliedsbetriebe in einer Region mit zehn Millionen Einwohnern. Entsprechend hochkarätig waren auch die Themen der Präsidentenkonferenz, die am Nachmittag im Rahmen einer internationalen Pressekonferenz vorgestellt wurden. 

Gemeinsam gegen Bürokratie

Im Mittelpunkt der 13. Präsidentenkonferenz stand ein gemeinsames Positionspapier, das im Frühjahr 2025 bei einem Treffen der EU in Brüssel vorgestellt werden soll. Dieses Papier wird die gemeinsame Haltung der NAAN-Mitglieder zu zentralen wirtschaftlichen Themen gegenüber der Europäischen Union widerspiegeln. Präsident Mandl betonte, dass diese Initiative auf die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit abzielt, und erklärte: „Der Abbau von Bürokratie und Berichtspflichten muss im Vordergrund stehen, insbesondere im Hinblick auf neue EU-Vorgaben wie das Lieferkettengesetz und die Renaturierungsregelungen. Diese Gesetze sowie die umfangreichen ESG- und Nachhaltigkeitsberichte schaffen vor allem bei Finanzgeschäften mit Banken unnötige administrative Hürden, ohne dabei einen wirklichen Beitrag zu Nachhaltigkeit oder Umweltschutz zu leisten. Diese Bürokratie bremst die Wettbewerbsfähigkeit enorm.“ 

Makroregion Alpen-Adria

Das transnationale Netzwerk zielt vor allem darauf ab, die Zusammenarbeit mit Hilfe von EU-Fördermitteln zu vertiefen, um gemeinsame bilaterale Projekte zu entwickeln. Die NAAN-Partner haben derzeit ein laufendes Interreg-Projekt und zwei weitere sind in Planung: ein Central Europe-Projekt und ein Interreg Südtirol-Österreich-Projekt. Darüber hinaus sind alle am EEN-Projekt (Enterprise Europe Network) beteiligt. Diese Projekte stärken das NAAN-Netzwerk und fördern eine intensivere Zusammenarbeit und Vernetzung. „Unternehmen sind wichtig für den Fortschritt Europas, sie sind und waren schon immer die ersten und die besten Botschafter. Mit Hilfe der EU-Förderungen ist es uns gelungen, die Zusammenarbeit zu vertiefen und das wollen und werden wir auch weiterhin tun“, so Mandl. „Mit diesen Fördergeldern entwickeln wir nun gemeinsame bilaterale Projektanträge mit B2B-Maßnahmen, gegenseitigen Wirtschaftsmissionen und einem Ausbau des Informationsnetzwerkes“, so Meinrad Höfferer, Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten.

 Keynote-Speaker Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr. Martin Wagner gab mit seinem informativen Vortrag über makroökonomische Aspekte der Region die Richtung für die Diskussionen des Tages vor. Die Führungskräfte tauschten sich über regionale Prioritäten und Herausforderungen aus, wobei der Schwerpunkt auf der Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit bei Wirtschafts- und Handelsinitiativen lag.

 Konferenz-Teilnehmer:

Österreich:

  • Dr. Karl-Heinz Dernoscheg, Direktor der Wirtschaftskammer Steiermark, Internationalisation Centre Styria GmbH (ICS)
  • Karl Hartleb, GF IC-Steiermark

Slowenien

  • Blaž Cvar, Präsident der Handelskammer Slowenien (OZS)
  • Mitja Gorenšček, Direktor der Slowenischen Wirtschaftskammer
  • Danijel Lamperger, Generaldirektor der Slowenischen Wirtschaftskammer

 Kroatien

  • Violeta Jelić, Kroatische Handwerkskammer

Italien

  • Antonio Paoletti, Präsident der Handelskammer Venezia Giulia und Gorizia
  • Alessandro Tollon, Vorstandsmitglied der Handelskammer Udine
  • Luca Filippi, Stellvertretender Generalsekretär der Handelskammer Bozen