Koralmbahn als große Chance für Klagenfurt
Die Regionen wachsen zusammen, die Peripherie wird zum Zentrum, die Gesamtregion erlebt einen Aufschwung und wird Teil der Baltisch-Adriatischen Achse: Gute Aussichten für die Landeshauptstadt Klagenfurt.
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In 45 Minuten von Klagenfurt nach Graz? In weniger als drei Jahren ist diese Fahrzeit dank der Inbetriebnahme der Koralmbahn endlich auf Schiene. Statt wie bisher um die Berge herum, fährt die Bahn mitten durch das Bergmassiv der Koralpe. Damit Klagenfurt zeitgerecht auf diesen Zug aufspringen kann, müssen die richtigen Weichen dafür gestellt werden. 130 Kilometer Schiene, 47 davon in Tunnel, werden die beiden Landeshauptstädte miteinander verbinden. Und auch für einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung sorgen: Durch die Hochleistungsbahn entsteht ein neues Einzugsgebiet mit rund 1,1 Millionen Einwohnern, 700.000 Beschäftigten und 50.000 Arbeitgeberbetrieben. Somit wird Graz-Klagenfurt nach Wien zum zweitgrößten Ballungszentrum in Österreich.
Kärntens Landeshauptstadt wird durch das „Jahrhundertprojekt“ als Wirtschaftsstandort national wie auch international um ein Vielfaches attraktiver. Und diese Chance gilt es nun bestmöglich zu nutzen. „Mit der Fertigstellung des Koralmbahn-Tunnels entsteht ein neuer Wirtschaftsraum Südösterreich, der auch für die Stadt Klagenfurt von großer Bedeutung sein wird. Es warten viele Chancen, aber auch große Herausforderungen auf uns. Also kommen wir ins Tun und gestalten wir gemeinsam den zukünftigen Zentralraum“, erklärte Franz Ahm, Obmann der Bezirksstelle Klagenfurt der Wirtschaftskammer Kärnten, zur Eröffnung der heutigen Landeshauptstadt-Konferenz, die ganz im Zeichen der Koralmbahn stand. Ahm: „Alle Stakeholder müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir müssen die Stadt attraktiv als Arbeitsort positionieren und den Tunnel im Gleichgewicht halten— nicht, dass unsere Arbeitskräfte nach Graz abwandern.“
Neue Metropole im Süden
Eric Kirschner, Autor der Studie „Jahrhundertprojekt Koralmbahn“ von der Joanneum Research Forschungsgesellschaft, hielt in seiner Keynote fest: „Die Koralmbahn ist das größte sozioökonomische Projekt in Österreich seit dem Bau der Semmeringbahn. Die Auswirkungen, die sich aus den veränderten Erreichbarkeiten ergeben werden, sind erheblich und kaum zu unterschätzen. Es wird eine neue Metropolregion mit internationaler Sichtbarkeit und Strahlkraft entstehen.“ Kirschner empfahl den anwesenden Stadtsenatsmitgliedern die Chance, die das Jahrhundertprojekt mit sich bringt, auch richtig zu nutzen, sei es in Form von Wohnraumschaffung oder etwa in der Flächensicherung von Betriebsgrundstücken. Er unterstrich auch, dass sich für Beschäftigte durch die neue Südbahn der Suchradius ausdehnen wird. „Es wird möglich sein, neue Arbeitsplätze in derzeit nicht in Tagespendlerdistanz liegenden Regionen anzunehmen. Die Möglichkeiten, eine adäquate Beschäftigung anzunehmen, steigen signifikant und dies in beiden Bundesländern.“ Ewald Verhounig vom Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung ergänzte: „Um die enormen regionalökonomischen Chancen, die die Koralmbahn mit sich bringt, nachhaltig zu nutzen, bedarf es einer abgestimmten, interregionalen strategischen Bewirtschaftung der gesamten Achse.“
„Hausaufgaben“ in den Bereichen Infrastruktur und Raumplanung
„Durch die Hochleistungsbahnstrecke entwickeln sich Kärnten und die Steiermark zu einem neuen Wirtschaftsraum Süd mit internationaler Strahlkraft. Regionen außerhalb des Kerngebietes müssen durch Attraktivierung der letzten Meile eingebunden werden“, betonte Herwig Draxler, Leiter der Wirtschaftspolitik in der Wirtschaftskammer Kärnten. In Verbindung mit dem erst kürzlich mit Italien vereinbarten Zollkorridor Triest-Fürnitz sieht Draxler ein zusätzliches großes Potenzial für zukünftige Entwicklungen in der Region. Es sei aber rasches Handeln notwendig, um verlorene Zeit aufholen zu können. „Eine intensive und starke Kooperation von Verwaltung und Wirtschaft ist das Gebot der Stunde“, so Draxler.
Regionale Zubringeralternativen
Reinhard Wallner, Bereichsleiter ÖBB Personenverkehr Kärnten, informierte über die geplanten regionalen Zubringeralternativen und die Änderungen in der Taktung der Züge. Regionen, die noch abseits der Achse liegen, werden an den öffentlichen Verkehr angebunden. Wallner: „Dafür investiert die ÖBB in Summe 19 Milliarden Euro.“ Für Tagespendler wird die Strecke nach Graz kein Problem mehr darstellen. „Man kann in Kärnten wohnen und zur Arbeit nach Graz pendeln und natürlich auch umgekehrt“, so Wallner.
Politik sieht großes Potential für Klagenfurt
Für Bürgermeister Christian Scheider wird Klagenfurt künftig eine wichtige Rolle spielen. „Graz, Klagenfurt und Triest werden mit dem Zug in kurzer Zeit erreichbar sein. Das fördert die internationale Zusammenarbeit und wirkt sich somit positiv auf Wirtschaft und Umwelt aus. Es ist ein Jahrhundertprojekt, das in Zukunft für Klagenfurt und ganz Kärnten viele Türen und Tore öffnet. Unsere Stadt kann davon nur profitieren – sowohl im Wirtschafts- und Industriebereich als auch am Arbeitsmarkt“, sagte Scheider. Neben Scheider waren auch die beiden Vize-Bürgermeister Philipp Liesnig und Alois Dolinar sowie die beiden Stadträtinnen Corinna Smrecnik und Sandra Wassermann unter den zahlreichen Gästen.
Rückfragen:
Wirtschaftskammer Kärnten
Bezirksstelle Klagenfurt
Mag. Markus Polka
T 05 90 904 – 271
E markus.polka@wkk.or.at