„Handwerk verbindet“ neue Baufachkräfte
Ein innovatives Projekt von Bauinnung, Land Kärnten, AMS, Volkshochschule und Integrationsfonds zielt darauf ab, Menschen mit Migrationshintergrund durch eine Ausbildungskombination aus Sprache, Baupraxis und sozialer Kompetenz eine neue berufliche Perspektive in der Kärntner Baubranche zu eröffnen. Der Startschuss fiel im April, nun schließen zwölf Teilnehmer das österreichweit beachtete Pilotprojekt erfolgreich ab. Es soll fortgesetzt werden, sind sich die Initiatoren einig.
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Unter dem Motto „Gemeinsam lernen, miteinander sprechen“ bietet das Koordinationsprojekt „Handwerk verbindet“ intensive Sprachkurse, technische Vorbildung und praktische Erfahrungen in Kärntner Baufirmen, um Integration und berufliche Entwicklung zu fördern. Ideengeber Landesinnungsmeister Robert Rauter bei der heutigen Abschlusspräsentation: „Baustellengerechte Sprache, Handwerk, soziale Kompetenz – das ist österreichweit ein Dream Team!“
Einstiegspunkt für den Aufstie
Das Handwerk bietet stabile Berufsperspektiven und legt durch praxisorientierte Ausbildung den Grundstein für eine gelungene Integration. „Handwerk verbindet" schafft deshalb Mehrwert für alle Beteiligten: Die Teilnehmenden profitieren von neuen beruflichen Chancen, während die Bauwirtschaft motivierte und gut ausgebildete Fachkräfte gewinnt. Arbeitsmarktreferentin LHStv.in Gaby Schaunig: „Mit dem erfolgreichen Abschluss können die Absolventinnen und Absolventen der Grundlehrgangs nun in unser gemeinsames Qualifizierungsprojekt ‚Bau packt an‘ einsteigen. In diesem Projekt werden Hilfskräfte zu Fachkräften geschult. Fachkräfte sind in aller Munde. Sie werden gesucht, sie sind begehrt, sie haben einen hohen Stellenwert, und das zu Recht. Manchmal fehlt zur Einstufung als Fachkraft nur die formale Qualifikation oder die eine oder andere Fertigkeit – und genau hier setzt dieses Projekt an: Es macht aus tollen Kräften Fach-Kräfte. Das stärkt den Standort, das stärkt die Wirtschaft – und vor allem stärkt es die Menschen."
Verbindender Exportschlager
„Aus- und Weiterbildung schafft Chancen zur Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft und bleibt zugleich unsere zentrale Strategie zur Lösung des Fachkräftebedarfes“, erklärte AMS-Kärnten-Chef Peter Wedenig. „Es geht dabei nicht nur darum, möglichst das gesamte Potenzial am Arbeitsmarkt auszuschöpfen, sondern auch um die Umsetzung neuer, innovativer Kursinhalte. Im Mittelpunkt steht das Einbinden betrieblicher Elemente.“ Auch für andere Bundesländer hat Kärnten mit dieser Initiative eine Vorreiterrolle übernommen, unterstreicht Wedenig: „Das ist ein Exportschlager, wir haben das Projekt schon an diversen Stellen in Österreich vorgestellt!“
Netzwerk zum Erfolg
Landesinnungsmeister Rauter sieht Kooperation als Schlüssel zum Erfolg: „‚Handwerk verbindet‘ ist ein Beweis dafür, dass durch Zusammenarbeit und Engagement Großes erreicht werden kann. Es eröffnet neuen Bürgern und Bürgerinnen Chancen und schlägt eine Brücke in die Gesellschaft, während es aktiv hilft, den Facharbeitermangel zu bekämpfen. Dieses Projekt ist ein Gewinn für die Teilnehmer und für die gesamte Bauwirtschaft in Kärnten.“ Die kontinuierliche und enge Zusammenarbeit von Organisationen wie der Wirtschaftskammer Kärnten, dem AMS Kärnten, dem ÖIF Kärnten, dem IAM Kärnten, den Kärntner Volkshochschulen, dem Land Kärnten, der Gewerkschaft Bau-Holz Kärnten und der BAUAkademie Kärnten war entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts.
Sprache öffnet Türen, Handwerk schafft Perspektive
Das Projekt „Handwerk verbindet“ umfasst intensive Sprachkurse, die Vermittlung von Fachvokabular und alltagsnaher Kommunikation sowie eine praxisorientierte Grundbildung, die theoretischen und praktischen Unterricht mit einem Praktikum in den zahlreichen Kärntner Partnerunternehmen kombiniert. Martin Häusl, Leiter des ÖIF-Integrationszentrums in Kärnten: „Neben der Sprachkompetenz ist der Eintritt in den österreichischen Arbeitsmarkt wesentlich für die Integration. Durch eine intensive Grundausbildung und den Sprachkurs bietet dieses Projekt eine Möglichkeit, Personen mit Migrationshintergrund niederschwellig bei ihrer Integration zu unterstützen. Seit Jahresbeginn fördert das ÖIF-Integrationsservice für Fachkräfte Deutschkurse direkt in Unternehmen in Branchen mit hohem Fachkräftebedarf.“ Beim Start der Grundbildung nahmen zwölf Personen am Pilotprojekt teil, wovon acht Personen eine Ausbildung zum Hochbauer anstreben, während die restlichen vier ihre Leidenschaft für den Beruf des Malers entdeckt haben. Dies zeigt die Vielseitigkeit und die unterschiedlichen Möglichkeiten, die das Handwerk bietet.
Integration durch Kommunikation
Der intensive Deutsch-Sprachkurs im Projekt schafft die Grundlage für die Kommunikation auf den Kärntner Baustellen. Sicherheitsanweisungen, Arbeitsaufträge und die Zusammenarbeit im Team setzen eine gemeinsame Sprache voraus. Darüber hinaus stärken die neu erworbenen Kompetenzen das Selbstbewusstsein und ermöglichen es den Teilnehmern, sich sicherer in ihrem neuen Umfeld zu bewegen. Beate Gfrerer, Geschäftsführerin der Kärntner Volkshochschulen, erzählt aus dem Kurs: „Die Teilnehmer haben in kurzer Zeit große Fortschritte gemacht. Gerade bei lernungewohnten Zielgruppen ist es wichtig, dass die Vermittlung der Inhalte an den individuellen Bedürfnissen und den Lebenswelten orientiert ist. Die Kombination zwischen Sprachkurs und Praxisorientierung war ein Erfolgsfaktor des Projektes, die Motivation der Teilnehmer sehr hoch. Durch gezielte Sprach- und Berufsausbildung wird deutlich gemacht, wie Integration gelingen kann.“
„Zukunftsweisendes Integrationsprojekt"
Es zeigt sich auch in der Praxis: „Handwerk verbindet“ fördert nicht nur die berufliche, sondern auch die soziale Integration. Durch gemeinsame Lern- und Arbeitserfahrungen entstehen Netzwerke und Freundschaften, die weit über die Ausbildungszeit hinaus bestehen. Dies stärkt den Zusammenhalt in der Gesellschaft und zeigt, dass Vielfalt eine Bereicherung für alle ist. Integrationslandesrätin Sara Schaar: „Auch im Land Kärnten setzen wir wie im Projekt ,Handwerk verbindet‘ auf raschen Spracherwerb als Schlüssel für erfolgreiche Integration. Denn Sprache ermöglicht den Anschluss an das soziale Leben und ist – neben dem vermittelten Fachwissen – Basis für eine erfolgreiche Eingliederung ins Arbeitsleben. Unsere Wirtschaft benötigt dringend Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt, speziell die Bauwirtschaft. Mit ,Handwerk verbindet‘ wurde die perfekte Voraussetzung für die Teilnehmenden geschaffen, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Ich gratuliere zu diesem zukunftsweisenden Integrationsprojekt.“
Vom Pilotprojekt zum Dauerbrenner
Nach dem großen Erfolg des Pilotprojekts ist sich das Initiatorennetzwerk einig: Das Projekt soll verbreitert und weitergeführt werden, um mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, von dieser umfassenden Ausbildung zu profitieren. Ziel ist es, die positive Wirkung von „Handwerk verbindet“ auf die Gesellschaft und die Bauwirtschaft weiter zu verstärken und eventuell auch für andere Sparten auszubauen.