EPU-Stimmungsbarometer: Vier von fünf EPU würden sich wieder selbständig machen
Die Anzahl der Ein-Personen-Unternehmen in Kärnten ist weiter gestiegen, von der Politik fordern sie mehr steuerliche Entlastung und weniger Bürokratie.
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22.590 Personen in Kärnten waren im Jahr 2023 Chef und Mitarbeiter zugleich - um 833 mehr als im Jahr 2022. Sie bilden gemeinsam mit den mittleren und großen Unternehmen das Rückgrat einer funktionierenden Wirtschaft und sind in allen Wirtschaftsbereichen tätig. Im Rahmen des EPU-Stimmungsbarometers wurden rund 1.100 österreichische Ein-Personen-Unternehmen – 250 davon in Kärnten - zwischen 25. Oktober und 6. November 2023 online zur wirtschaftlichen und stimmungsmäßigen Lage, zu den Serviceleistungen der WKÖ und zu Forderungen an die Politik befragt. Diese Selbsteinschätzung der Kärntner EPU wurde heute im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert.
„Das selbst gewählte Geschäftsmodell, das meist im Haupterwerb und Vollzeit ausgeübt wird, ist längst keine Modeerscheinung mehr, sondern ein unverzichtbarer Teil der Wertschöpfungskette der Kärntner Wirtschaft“, betonte WK-Vizepräsidentin Astrid Legner. Das aktuelle EPU-Stimmungsbarometer zeige einmal mehr, dass die Kärntner EPU für einen starken Unternehmergeist stehen. „Das hilft uns als Interessensvertretung aber auch, die Bedürfnisse dieser Form des Unternehmertums noch besser zu verstehen“, unterstrich Legner.
Der Anteil der Ein-Personen-Unternehmen an den aktiven Mitgliedern der Wirtschaftskammer Kärnten lag im vergangenen Jahr bei rund 60 %, der Frauenanteil bei 48 %. Im Durchschnitt sind die EPU 54 Jahre alt und verfügen über viele Jahre Berufserfahrung. Die größten Branchen sind Pflege, Direktvertrieb, Kunsthandwerk, Berufsfotografie, persönliche Dienstleistungen sowie Fußpflege, Kosmetik und Massage. Betrachtet man die Rechtsformen, so sind rund 84 % aller EPU nicht eingetragene Einzelunternehmen, rund 9 % sind GmbHs und 4 % eingetragene Einzelunternehmen, der Rest verteilt sich auf andere Rechtsformen.
Motive für die Gründung eines EPU
„Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung ist meist die Motivation für die Gründung eines EPU, aber auch die freie Zeiteinteilung sind wichtige Motive, nicht – wie oft angenommen - der Frust im alten Job“, stellte Nicole M. Mayer, Unternehmerin und EPU-Beauftragte der Wirtschaftskammer Kärnten, fest. WK-Vizepräsidentin Legner fordert von der Politik bessere Rahmenbedingungen und ein Entlastungspaket für Selbständige ohne Mitarbeiter. So unterschiedlich die Branchen sind, in denen EPU tätig sind, so ähnlich sind die Probleme. „Laut aktuellem EPU-Monitoring fordern immerhin 74 % eine Verbesserung der Kleinunternehmerpauschalierung in der Einkommensteuer, 73 % wünschen sich eine Anhebung der Jahresumsatzgrenze von derzeit 40.000 auf 85.000 Euro. Auch die weitere Anhebung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter von derzeit 1.000 auf 1.500 Euro wird von 73 % der Befragten genannt“, skizzierte Legner die wichtigsten Eckpunkte des Forderungskatalogs.
Gefordert: Soziale Sicherheit
Großen Verbesserungsbedarf sieht EPU-Beauftragte Mayer vor allem bei der sozialen Absicherung: „Selbständige, die aus gesundheitlichen Gründen länger ausfallen, haben meist mit großen Einkommensverlusten zu kämpfen, die schnell existenzbedrohend werden können. Wir nehmen jedes Anliegen sehr ernst und werden uns vehement dafür einsetzen. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen." Gefordert wird auch eine Verlängerung der Eintrittsmöglichkeit in die Arbeitslosenversicherung in der Gründungsphase von sechs auf 24 Monate.
Wirtschaftskammer Kärnten – ein wichtiger Unterstützer der EPU
Auch wenn die EPU mit den Serviceleistungen der Interessensvertretung zufrieden waren, gibt es noch Luft nach oben. Herwig Draxler, Leiter der Wirtschaftspolitik und EPU-Beauftragter in der Wirtschaftskammer Kärnten: „Die Studie hat gezeigt, dass der Wunsch nach digitaler Aus- und Weiterbildung groß ist. Wir unterstützen die EPU bereits mit einem sehr breiten Serviceangebot und bieten ihnen mit dem Portal www.epu.wko.at eine eigene Plattform an. Dem Wunsch nach digitaler Aus- und Weiterbildung kommen wir mit dem Portal wise-up.at/fuer-epu/ entgegen. Wir werden aber weiterhin an Verbesserungen arbeiten und diese beiden Tools ausbauen und forcieren.“
Unter die Arme gegriffen wird den EPU seitens der Wirtschaftskammer auch mit einem Sozialversicherung- und Steuer-Rechner. „Dieser gibt einen Überblick über die zu erwartenden Zahlungen und sorgt für eine bessere Planbarkeit“, erklärte Draxler.