Ob sich die Demokratie tatsächlich im Krisenmodus befindet, erläuterte der Theologe und Sozialethiker Leopold Neuhold.
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Demokratie unter Druck: Wie Inflation und Klimawandel unsere Grundwerte herausfordern

Die Auswirkungen von Inflation und Klimawandel stellen die Grundpfeiler unserer Demokratie vor große Herausforderungen. Die Volkswirtschaftliche Gesellschaft Kärnten (VGK) lud gestern ein hochkarätiges Expertenteam ein, um diese brisanten Themen zu beleuchten und Lösungsansätze zu diskutieren.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 13.06.2024

Die Idee der Demokratie – Freiheit, Gleichheit und Mitbestimmung für alle – steht vor neuen Herausforderungen. Inflation und Klimawandel bringen Probleme mit sich, die unsere demokratischen Werte bedrohen können. Umso wichtiger ist es, gemeinsam zu handeln um diese Werte zu schützen und eine gerechte und nachhaltige Zukunft zu gestalten. Die Volkswirtschaftliche Gesellschaft Kärnten griff das Themenspektrum „Demokratie vs. Inflation und Klimawandel“ in ihren zweiten Demokratiegesprächen auf und stieß damit auf großes Interesse beim Publikum.

Wissenschaftsskeptizismus

So ging die Politologin Sylvia Kritzinger in ihrem Impulsreferat „Die Bewertung von Wissenschaftsskeptizismus“ der Frage nach, wie sozial Benachteiligte in den demokratischen Prozess eingebunden werden können und welche Rolle öffentliche Meinung und Wahlverhalten dabei spielen. Sie unterstrich einmal mehr, dass laut Wissenschaftsbarometer der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mehr als zwei Drittel der Menschen der Wissenschaft nicht vertrauen. Für viele sehe die Realität anders aus als von der Wissenschaft erklärt, der gesunde Menschenverstand stehe über wissenschaftlichen Studien. Sie mahnte zur Vorsicht, denn: „Die systematische und ungerechtfertigte Ablehnung von empirischen Beweisen oder gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen kann schädliche Folgen für den Einzelnen und die Gesellschaft haben. Dies kann dazu führen, dass politische Maßnahmen weniger Unterstützung in der Öffentlichkeit erhalten.“

Klimajournalismus

Verena Mischitz, Wissenschaftsjournalistin und Sprecherin des Netzwerk Klimajournalismus Österreich, sprach über Klimajournalismus und welche Rolle Geschichten in der Klimakommunikation spielen. Auch für sie ist die Wissenschaft eine wichtige Grundlage um als Journalistin faktenbasiert berichten zu können. Auch für sie ist die Wissenschaft eine wichtige Grundlage um als Journalistin konstruktiv berichten zu können. „Es hilft, wenn Wissenschaftler:innen klar kommunizieren, deutlich sagen, was ist und anschauliche Beispiele geben. Das macht es leichter, komplexe Informationen verständlich zu vermitteln. Da hat sich in den letzten Jahren viel getan. Ich stehe mit vielen Menschen aus Wissenschaft und Forschung in einem guten Austausch.“ Denn: Die Klimakrise betrifft alle Bereiche unserer Gesellschaft: Wie wir uns kleiden, wie wir uns fortbewegen, wie wir uns ernähren – all das hat mit planetaren Krisen zu tun. Mischitz: „Deshalb sollten diese Themen in allen Bereichen so gut es geht mitgedacht werden. Nur so können wir die Zusammenhänge verstehen und angemessen auf die Krisen reagieren.“

Verfassung braucht Akzeptanz

Matthias Lukan, Professor für Öffentliches Recht mit Schwerpunkt Verwaltungsrecht, beleuchtete die politischen Auswirkungen des Klimawandels. Er erklärte, dass in einer Demokratie das Volk die Macht hat und durch Wahlen Entscheidungen trifft. „Eine starke Demokratie und eine klare Verfassung bieten den Rahmen, um wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Die Verfassung braucht Akzeptanz in der Bevölkerung, da sie die Grundlage der Willensbildung ist. Umso wichtiger ist die Mitbestimmung der Bürger, die durch demokratische Prozesse ihre Anliegen einbringen können.“

Österreichs Demokratie ist widerstandsfähig

Ob sich die Demokratie tatsächlich im Krisenmodus befindet, erläuterte der Theologe und Sozialethiker Leopold Neuhold. „Österreichs Demokratie erweist sich gerade in Zeiten multipler Krisen als widerstandsfähig, aber auch als reformbedürftig. In einer zunehmenden Institutionalisierung oder mit fortschreitender Digitalisierung droht die direkte Begegnung zwischen Politiker:innen und Bürger:innen verloren zu gehen. Die Folge davon ist eine „Reaktanz“ und sich auf unreflektierte und pauschalisierende Unzufriedenheitsäußerungen zu reduzieren. Einen Weg heraus skizzierte Neuhold so: „Ein wichtiger Ansatz ist die Begegnung und die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Ziel, realistische Perspektiven zu entwickeln. Das hilft, eine Basis für Vertrauen zu schaffen. Dabei ist es notwendig, die Bürger:innen in den Prozess der Findung und Umsetzung gemeinsamer Lösungen, mit einzubeziehen.“

Demokratischen Werten Halt geben

Im Anschluss an die Impulsvorträge fand noch eine Expert:innendiskussion statt, die von Gernot Murko, Präsident der Rechtsanwaltskammer Kärnten, moderiert wurde. „Der Abend hat eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig der interdisziplinäre Austausch und das gemeinsame Engagement von Wissenschaft, Medien und Politik sind, um den demokratischen Werten in Zeiten globaler Krisen neuen Halt zu geben und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten“, so Siegfried Huber, Vorsitzender der VGK Kärnten, abschließend.

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