„G’lernt is g’lernt“: Bezirk Hermagor im Fokus
Eine Lehre ist ein sicherer Weg ins Berufsleben und bietet gute Zukunftsperspektiven. Das zeigt auch die Kampagne „G‘lernt is g‘lernt“ von Frau in der Wirtschaft Kärnten. In verschiedenen multimedialen Formaten werden weibliche Vorbilder, Lehrbetriebe und Lehrberufe aus allen Kärntner Bezirken vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf dem Bezirk Hermagor.
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Viele Kärntner Klein- und Mittelbetriebe stehen in den nächsten Jahren vor einem Wendepunkt. Unternehmer:innen gehen in Pension und suchen, mangels Nachfolge, eine Person, die den Betrieb weiterführt. Genau das kann eine große Chance für Menschen mit Lehrabschluss sein. „Egal in welcher Branche – die Lehre ist heute ein attraktiver Ausbildungsweg, der jungen Menschen viele Möglichkeiten eröffnet. Eine davon ist, selbst ein Unternehmen zu gründen und Chefin zu sein“, betont Astrid Legner, FiW-Landesvorsitzende und WKK-Vizepräsidentin.
Vorbilder aus der Wirtschaft
Im Rahmen der Kampagne "G'lernt is g'lernt" holt Frau in der Wirtschaft eine Unternehmerin mit Lehrabschluss, einen spannenden Lehrbetrieb und einen erfolgreichen weiblichen Lehrling aus einem Bezirk vor den Vorhang. „Durch die unterschiedlichen Formate wie Newsletter, Website, Social Media, Podcast oder LED-Wände können wir mehrere Zielgruppen ansprechen und ein neues, zeitgemäßes und positives Bild der Lehre zeigen“, betont Legner, die mit ihrem Team diesmal im Bezirk Hermagor unterwegs war und Spannendes rund um die Lehre erfahren hat.
Drei spannende Erfolgsgeschichten
Elisabeth Zobernig aus Kötschach hat innerhalb weniger Jahre eine Floristik-Lehre, die Matura und die Meisterprüfung absolviert und ist als Unternehmertum durchgestartet. Natalie Zellhofer absolvierte eine Tischler-Lehre in einer traditionellen Männerdomäne und hat dort ihren Platz gefunden. In der Konditorei Semmelrock in Hermagor beeindruckt der Familienbetrieb. Diese Beispiele zeigen, wie vielfältig und bereichernd eine Lehre sein kann und motivieren junge Menschen, ihren eigenen Weg zu gehen.
Elisabeth Zobernig – vom Lehrling zur Unternehmerin
Als der ursprüngliche Plan scheiterte, entschied sich Elisabeth Zobernig für Plan B. Nach ihrer Ausbildung zur Gartenbaufacharbeiterin wollte sie an der HBLA Schönbrunn maturieren und ein Lehramtsstudium beginnen. Als sie jedoch nicht aufgenommen wurde, fand sie zufällig eine Lehrstelle in der Blumenecke Stangl und entschied sich für eine Ausbildung zur Floristin. Heute führt sie ihr eigenes Blumengeschäft, die „Florale Werkstatt“. Dementsprechend strahlt ihr Blumengeschäft zeitlose Eleganz und farbenfrohe Kreativität aus. Zobernig betont die Vorteile der Lehre, besonders die direkte Umsetzung des Gelernten in die Praxis, die sie als Erfolgsrezept sieht. Sie schätzt die Individualität ihres Berufes und folgt nicht blind jedem Trend. Zobernig: „Alle Lehrberufe im Gewerbe und Handwerk haben an Bedeutung und Wertschätzung gewonnen. Fachkräfte werden dringend gebraucht.“
Neben den fachlichen Vorteilen hebt sie auch die sozialen Aspekte hervor, wie frühe Selbstständigkeit und persönliche Entwicklung. Ihr Rat an junge Menschen: „Durch eine Schnupperlehre lernt man Betriebe kennen und findet die beste Ausbildungsstelle für sich – auch wenn diese nicht immer gleich in der Nähe ist. Rückschläge im Leben muss man als Chance sehen, mit Konsequenz schafft man es, seinen eigenen Traum zu verfolgen“, so Zobernig abschließend.
Eine Konditorei als kreatives Handwerk
Die Semmelrock Confiserie im Gailtal ist bekannt für ihre Schokoladenkreationen, Torten und Lebkuchen und gilt als beliebte Anlaufstelle für Naschkatzen. In der Konditorei arbeiten neben Konditormeister Erich Semmelrock drei weibliche Lehrlinge, die von Anfang an in den Betrieb integriert werden. „Inzwischen kommen zu uns hauptsächlich Lehrlinge, die bereits die Matura oder eine schulische Ausbildung haben. Acht Mal in Folge waren unsere Lehrlinge auch Bundessieger in Österreich. Das Handwerk hat ihnen Spaß gemacht und sie haben sich gegenseitig angespornt“, erzählt Semmelrock. Einer hat es sogar bis zu den Weltmeisterschaften geschafft, andere arbeiten in renommierten Betrieben. Damit ist die Lehre zum Konditor ein internationales Karrieresprungbrett.
Der Familienbetrieb legt großen Wert auf eine gute Ausbildung und arbeitet eng mit Schulen zusammen, um potenzielle Lehrlinge anzusprechen. Die familiäre Atmosphäre im Betrieb und die Leidenschaft der Inhaber, Erich und Carmen Semmelrock, motivieren die Mitarbeiter. Mit Laura und Martin arbeitet bereits die dritte Generation mit und trägt das Handwerksfeuer weiter. „Wenn die Mitarbeiter sehen, dass auch die Chefs gerne arbeiten und für ihre Arbeit brennen, springt das Feuer der Leidenschaft auf sie über“, verrät Carmen Semmelrock. Um potenzielle Lehrlinge anzusprechen, arbeitet der Familienbetrieb eng mit Schulen zusammen und gibt Einblicke in den Betrieb, zum Beispiel bei Schnuppertagen.
Natalie Zellhofer - Tischlerei Unterüberbacher
Natalie Zellhofer hat im Sommer ihre Tischlerlehre in der Tischlerei Unterüberbacher im Lesachtal erfolgreich abgeschlossen. Schon immer wollte sie Tischlerin werden, um ihre eigenen Möbel zu bauen und ihr zukünftiges Zuhause nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Nach einer Schnupperwoche stand für sie fest, diesen handwerklichen Beruf zu ergreifen. „Dieser Beruf hat mir gezeigt, dass Handwerk etwas sehr Schönes ist. Das Tollste an meinem Beruf ist, das fertige Stück eingebaut zu sehen“, schwärmt Zellhofer, die trotz der Herausforderungen in einer Männerdomäne froh ist, diesen Weg eingeschlagen zu haben.
Die Tischlerei Unterüberbacher wird seit Anfang des Jahres in vierter Generation von Markus Unterüberbacher geführt und feiert heuer ihr 100-jähriges Bestehen. Der Familienbetrieb mit über zehn Mitarbeitern ist in Kärnten und darüber hinaus bekannt und bietet moderne Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Möbelbau und Bautischlerei. „Unser Schwerpunkt ist die gesamte Innenausstattung, insbesondere der Möbelbau. Aber auch Bautischlerarbeiten wie Fenster, Türen und Treppen gehören zu unserem Aufgabengebiet“, erzählt Unterüberbacher.