Johanna Zwittnig, Standortleiterin vom Mentoringprogramm Sindbad in Klagenfurt
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Sindbad setzt die Segel für die Wirtschaft

Der gemeinnützige Verein Sindbad hat es sich zur Aufgabe gemacht, sozial benachteiligte Jugendliche in die Arbeitswelt zu begleiten. Derzeit wird intensiv nach Mentor:innen gesucht. Johanna Zwittnig, Standortleiterin in Klagenfurt, im Interview.

Lesedauer: 3 Minuten

19.03.2024

Die Erzählungen von Sindbad dem Seefahrer kennen Sie vielleicht. Auf mehreren Reisen gelangt er bis ans Ende der Welt, durchlebt Höhen und Tiefen und kehrt schließlich wieder zurück in seinen Heimathafen. Eine Reise mit Höhen und Tiefen ist es auch für so manchen Jugendlichen, der aus sozial benachteiligten Verhältnissen kommt und in der Berufswelt fußfassen möchte. Ein sicherer Hafen für diese Jugendliche ist das Mentoringprogramm Sindbad. Es handelt sich dabei um einen gemeinnützigen Verein, der sich gegen Jugendarbeitslosigkeit und für mehr Chancengerechtigkeit einsetzt. Geboten wird ein Mentoringprogramm für sozial benachteiligte Jugendliche, die sich im letzten Pflichtschuljahr befinden und vor dem Übergang in eine weiterführende Ausbildung (Schule oder Lehre) stehen.

Was sich genau hinter Sindbad verbirgt, darüber haben wir mit Johanna Zwittnig gesprochen. Sie ist Standortleiterin in Klagenfurt und lädt Unternehmen gerne zum nächsten Infoabend am 18. April von 18 bis 19 Uhr in die Hafenstadt Dock 07, Villacher Straße 16, 9020 Klagenfurt, ein.

Frau Zwittnig, es gibt zahlreiche Mentoring-Programme. Was genau unterscheidet Sindbad von anderen?

Johanna Zwittnig: Unser Alleinstellungsmerkmal liegt definitiv in der 1-zu-1-Beziehung, die wir zwischen den Mentor:innen und Jugendlichen aufbauen. Unsere Mentor:innen engagieren sich ehrenamtlich aus einer tiefen Motivation heraus, anderen zu helfen. Diese Eigenmotivation ist sowohl bei den Mentoren als auch bei den Jugendlichen spürbar. Die Jugendlichen entscheiden sich bewusst für das Programm, weil sie Unterstützung suchen und offen für Hilfe von außen sind. Diese Beziehungsebene, das Interesse am Gegenüber, ist das, was unser Programm so besonders macht.

Inwiefern ist das Programm für Unternehmen aus der Industrie interessant?

Unternehmen können ihre Mitarbeiter zu uns schicken, die dadurch sehr viel lernen und persönlich wachsen können. Zudem bieten wir über die Social Academy auch Personalentwicklung und Führungstrainings an. Wenn also ein Unternehmen einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin zu uns entsendet, der oder die als Mentor:in agiert, erhält dieser zusätzlich Schulungen in verschiedenen Themenbereichen wie Lebenswelten, Lehre, Personalentwicklung und Branding. In anderen Bundesländern ist unser Angebot bereits etablierter, bei uns in Kärnten ist es gerade im Entstehen.

Wann startet das Programm genau?

Grundsätzlich startet das Mentoringprogramm immer zweimal im Jahr (November und April). Entweder starten die Mitarbeiter:innen als normale ehrenamtliche Mentor:innen oder man entscheidet sich dafür, bei der Sindbad Social Academy ein Leadership-Programm dazu zu buchen. Bei der Sindbad Social Academy werden soziale Nachhaltigkeit und Personalentwicklung verbunden. Während der gesamten Mentoringzeit lernt man neue Lebenswelten kennen und erhält durch kurzweilige Trainings eine super Möglichkeit, seinen persönlichen Führungsstil zu schärfen.

Welche Qualifikationen müssen die Mentor:innen mitbringen?

Die Mentor:innen sollten zwischen 20 und 35 Jahren alt sein. Diese Altersgrenze wurde bewusst gesetzt, damit die Lebenswelten nicht zu weit auseinanderliegen. Wichtig ist, dass die Mentoren sich ihrer Verantwortung bewusst sind und ein wenig Zeit mitbringen. Es gibt ein fünfstufiges Aufnahmeverfahren, das unter anderem ein erweitertes Führungszeugnis umfasst. Die fachliche Herkunft der Mentoren ist dabei zweitrangig. Viel wichtiger sind Motivation und die Bereitschaft, sich ein Jahr lang zu engagieren.

Wie sieht das weitere Vorgehen aus, wenn man sich als Mentor engagiert?

Unsere Vermittlungsquote ist sehr hoch. Fast alle Jugendlichen finden durch das Programm einen Ausbildungsplatz oder eine weiterführende Schule. Sollte ein Jugendlicher den Übergang dennoch nicht schaffen, besteht die Möglichkeit, das Programm zu wiederholen und erneut Unterstützung zu erhalten.

Welche Unterstützungsmaßnahmen bieten Sie den Jugendlichen an?

Die Unterstützung ist sehr individuell und richtet sich nach der Ausgangssituation der Jugendlichen. Manche benötigen Hilfe bei der Lehrstellensuche, andere haben noch keinen konkreten Berufswunsch und benötigen Unterstützung von Grund auf. Wir bieten auch Hilfestellung für Jugendliche mit Migrationshintergrund an, um ihnen das Bildungssystem näherzubringen.

Welcher Zeitaufwand ist für die Mentoren zu erwarten?

Wir empfehlen mindestens zwei Treffen pro Monat, was zeitlich sehr überschaubar ist. Ein Treffen kann beispielsweise zwei Stunden dauern.

Wie können Unternehmen sich bei Ihnen melden?

Am besten über unsere Homepage www.sindbad.co.at. Dort finden sich alle relevanten Informationen, sowohl für interessierte Mentoren als auch für Unternehmen.

Was ist die Vision von Sindbad?

Wir möchten uns als fester Bestandteil der Soziallandschaft etablieren, vergleichbar mit dem Jugendcoaching von autArK. Unser Ziel ist es, weiter zu wachsen und uns noch mehr zu etablieren.

Kann das Programm dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu mildern?

Absolut. Wir erweitern den Blickwinkel der Jugendlichen und zeigen ihnen, dass es neben ihrem Wunschberuf noch viele andere interessante Ausbildungswege gibt. Dadurch können wir flexibel auf den aktuellen Bedarf am Arbeitsmarkt reagieren.

Welche Botschaft möchten Sie abschließend Unternehmen mit auf den Weg geben?

Die Beteiligung als Mentor ist nicht nur eine Unterstützung für die Jugendlichen, sondern auch eine Bereicherung für die Mentoren selbst. Sie lernen viel über sich und die Lebenswelten der Jugendlichen, was auch dem Unternehmen zugutekommen kann.

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