Porträt von einem dunkelblonden Mann mit Dreitagebart mit dunklem Sakko und weißem Shirt mit vor verschwommenem Hintergrund
© Tristan Horx, www.tristan-horx.com | Foto: Klaus Vyhnalek, www.vyhnalek.com

Schichtarbeit ist Schnee von gestern

Zukunftsforscher und Weltraumfan Tristan Horx über die nächste industrielle Revolution, wie die Arbeitswelt der Zukunft aussieht und warum Kärnten auch im globalen Wettbewerb eine Chance hat.

Lesedauer: 3 Minuten

15.01.2025

Die Frage haben Sie sicher schon öfter gehört: Wenn Sie eine Zeitmaschine hätten, würden Sie lieber in die Zukunft reisen, um Ihre Thesen zu überprüfen, oder in die Vergangenheit, um zu sehen, wie frühere Generationen auf unsere heutige Industrie blicken?

Tristan Horx: Das ist eine spannende Frage. Ich würde definitiv die Zukunft wählen – und zwar keine allzu ferne. Meine Prognosen reichen bis 2035 oder 2040, und es wäre faszinierend, dorthin zu reisen, um zu sehen, wie sich diese Entwicklungen bewahrheiten.

Gibt es einen technologischen oder gesellschaftlichen Trend, der Sie besonders fasziniert?

Ja, ich bin von Natur aus ein Weltraum-Fan. Es fasziniert mich, wie sehr wir den Weltraum in den letzten Jahren vergessen haben, weil wir so sehr mit irdischen Problemen beschäftigt sind. Raumfahrt und Weltraumforschung – das ist mein Traum. Ich würde sofort bei einer Expedition mitmachen. Vielleicht liegt das an meiner Vorliebe für Science-Fiction, aber ich glaube, dass der Weltraum wieder stärker in den Fokus rücken sollte.

Wie wird Ihrer Meinung nach die nächste Welle der Digitalisierung die Industrie revolutionieren?

Die nächste industrielle Revolution wird vor allem durch Digitalisierung und Automatisierung geprägt sein. Wir stehen an einem Wendepunkt, an dem ein Großteil der Industrie vollständig automatisiert werden kann. In einigen Bereichen – wie in japanischen oder koreanischen Autofabriken – gibt es bereits menschenlose Produktionsprozesse. Das wird gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein entscheidender Vorteil sein. Langfristig könnte das sogar dazu führen, dass industrielle Produktion mit minimalen Grenzkosten möglich wird, was unser Wirtschaftssystem grundlegend verändert.

Wie können Unternehmen dem Fachkräftemangel begegnen?

Die Lösung liegt in der Automatisierung, besonders in der industriellen Produktion. Maschinen können menschliche Muskeln ersetzen, aber es braucht qualifizierte Fachkräfte, um diese Maschinen zu entwickeln, zu programmieren und zu warten. Unternehmen müssen weg von der Quantität und hin zur Qualität. Außerdem sollten sie stärker in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen investieren, um zukunftsorientierte Kompetenzen aufzubauen.

Welche Technologien sollten Unternehmen auf dem Radar haben, um zukunftsfähig zu bleiben?

Erneuerbare Energien sind der Schlüssel – nicht nur für die Nachhaltigkeit, sondern auch für die Wettbewerbsfähigkeit. Automatisierungstechnologien werden ebenfalls unverzichtbar, und das ideale Maß ist die Kombination dieser beiden Trends. Wer jetzt in erneuerbare Energiequellen investiert, schafft die Grundlage für eine nachhaltige und kosteneffiziente Produktion.

Welche Rolle wird künstliche Intelligenz (KI) in der Zukunft spielen?

KI wird in der Industrie vor allem in der Automatisierung entscheidend sein. Sie ermöglicht es Maschinen, repetitive Aufgaben effizient zu übernehmen. Allerdings liegt der wirkliche Hebel nicht in Chatbots oder Ähnlichem, sondern in der Optimierung von Produktionsprozessen. Die Automatisierung wird die Arbeitswelt grundlegend verändern.

Wird KI eines Tages die bessere Geschäftsführung sein?

In gewisser Weise könnte das schon heute der Fall sein. Viele Geschäftsführer denken noch in alten industriellen Mustern, wie Schichtarbeit oder abgesessene Stunden als Produktivitätsindikatoren. Doch in einer automatisierten Welt werden ganz andere Fähigkeiten gefragt sein – etwa die Fähigkeit, Maschinen optimal zu steuern und zu warten.

Wie wird die Arbeitswelt der Zukunft aussehen?

Das klassische industrielle Arbeitsmodell – Schichtarbeit und feste Arbeitszeiten – wird an Bedeutung verlieren. Wir assoziieren Arbeit noch immer ganz stark mit verstrichener Zeit. Aber Arbeit wird stärker leistungs- und ergebnisorientiert sein. Maschinen übernehmen repetitive Aufgaben effizienter und kostengünstiger, was uns erlaubt, die menschliche Arbeitskraft dort einzusetzen, wo sie wirklich einen Unterschied macht.

Kann eine Region wie Kärnten im globalen Wettbewerb bestehen?

Absolut, aber nicht durch den Versuch, mit Asien oder den USA in der Quantität mitzuhalten. Kärnten muss seine Stärken ausspielen: Regionalität, Qualität und Innovation. Zudem hat die Region durch ihre geografische Lage und ihre Ressourcen – etwa erneuerbare Energien – einen klaren Vorteil, den es zu nutzen gilt.

Welche Tipps würden Sie Industrieunternehmen für die Zukunft geben?

Zunächst: Verlassen Sie sich nicht auf fossile Energien – das Zeitalter ist vorbei. Nutzen Sie stattdessen erneuerbare Energien, die zum Beispiel in Österreich im Überfluss vorhanden sind. Zweitens: Setzen Sie auf lebenslanges Lernen und Weiterbildung, sowohl bei jungen als auch bei erfahrenen Mitarbeiter:innen. Und drittens: Akzeptieren Sie, dass Karrieren heute flexibler verlaufen. Wer Mitarbeitende gehen lässt, sollte die Beziehung weiterpflegen – sie könnten mit neuen Erfahrungen zurückkehren und wertvolle Impulse bringen.

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