Sabine Perzy leitet in 4. Generation das Wiener Traditionsunternehmen Schneekugel
Das ewig verschneite Original aus Wien
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Dass gerade Schneekugeln aus Wien kommen, ist den Meisten nicht bekannt. Unser Unternehmen Schneekugel geht auf meinen Großvater, den Erfinder Erwin Perzy zurück. Dieser suchte nach möglichen Lösungen, um die Helligkeit von Glühbirnen zu verbessern und konstruierte dabei für einen Freund seine erste Schneekugel mit dem Motiv der Mariazeller Kirche.
Daraufhin begann er Schneekugeln zu produzieren und legte die Grundlage für ein erfolgreiches Familienunternehmen.
Heute führen wir den Betrieb in der 3. und 4. Generation weiter und sind auch international präsent. Unsere Schneekugeln werden auch gerne in Japan, Amerika und der arabischen Welt gekauft und üblicherweise sind wir mindestens einmal im Jahr auf Messen in Japan unterwegs. Jährlich produzieren wir von Hand an die 200.000 Stück, wovon ungefähr 40 % in den Export gehen.
Ein großer Teil der Figuren wird noch im traditionellen Spritzgussverfahren hergestellt. Aber auch bei uns macht die Digitalisierung keinen Halt und so haben wir neben unserem Onlineshop mittlerweile sieben 3D-Drucker für Sonderanfragen. Neben bekannten Motiven wie dem Stephansdom oder dem Riesenrad, die in Serienproduktion hergestellt werden, machen wir immer mehr Sonderanfertigungen, so hat sowohl Bill Clinton als auch die Obama-Familie eine eigene Schneekugel aus Wien. Die Kugeln sind aus Glas, der Schnee ein Geheimrezept, die Flüssigkeit hingegen alles andere als geheim, nämlich schlichtweg das Wiener Leitungswasser.
Warum haben Sie sich selbstständig gemacht
Eigentlich war immer geplant, dass mein Vater mit 65 Jahren in Pension geht und ich dann den Betrieb übernehme. Als ich da mit 18 zwischen 15-jährigen Burschen in der Berufsschule saß, hab’ ich kurz überlegt: will ich das? Mein Vater meinte, ich soll es doch probieren, ich kann ja trotzdem später etwas anderes machen. Die Entscheidung es zu probieren habe ich nie bereut
Welchen Tipp haben Sie für die Nachfolger:innen von morgen?
Man muss sich absolut dessen bewusst sein, was man auf sich nimmt. Das bedeutet Bewusstsein, dass man einen Teil seines Lebens in das Unternehmen investiert und diese Veränderung unvermeidbar ist. Gleichzeitig ist es essenziell, dass man es lernt, das Private vom Beruflichen zu trennen, und zwar gleich von Anfang an. Wenn es speziell um den Fall geht, dass man ein Familienunternehmen übernimmt, muss aus meiner Sicht die Kommunikation innerhalb der Familie gut funktionieren. Nur wenn die gut ist, kann auch die Übernahme problemlos gelingen
Was sind Ihre Ziele/Herausforderungen in den kommenden Jahren?
Geschäftlich schafften wir es gut durch die Krise. Das liegt daran, dass wir in den letzten Jahren einige Innovationen in der Produktion einführten. Die Herausforderung ist jetzt das Soziale, das Miteinander im Unternehmen, das wollen wir wieder in den Vordergrund bringen. Wir sind alle wie eine große Familie und das kam viel zu kurz. Jetzt wollen wir wieder einen Schwerpunkt auf die Wertschätzung der Mitarbeiter:innen legen und gemeinsam mehr unternehmen.
Ein wichtiges Ziel ist auch unser wichtigster Exportmarkt Japan, wo wir vor Corona jährlich auf Messen unterwegs waren und mittlerweile ein großes Netzwerk an Geschäftspartner:innen und Bekannten haben. Dort wollen wir heuer wieder hin. Und ich würde gerne endlich ein bisschen Zeit finden, um Japanisch zu lernen.
Kontakt
Sabine Perzy
Original Wiener Schneekugelmanufaktur
Schumanngasse 87, 1170 Wien
E: office@viennasnowglobe.at
W: schneekugel.at