eine Gruppe Frauen auf einem Podium vor Publikum
© Anna Rauchenberger

Woman in Business Circle in Kooperation mit der Jungen Wirtschaft am 16.10.2024 – Rückblick

Unternehmensnachfolge erfolgreich gestalten

Lesedauer: 3 Minuten

21.10.2024

Der dritte Woman in Business Circle von Frau in der Wirtschaft, dieses Mal in Kooperation mit der Jungen Wirtschaft, stand ganz im Zeichen der Unternehmensnachfolge. Im außergewöhnlichen Ambiente des Autohaus Rainer in Wien erwartete die Teilnehmenden eine inspirierende Podiumsdiskussion darüber, wie eine erfolgreiche Übergabe und Nachfolge gelingen kann.

Demographischer Wandel als Herausforderung

Nach den beiden ersten Veranstaltungen zu den Themen „Frauen und Finanzen“ und „Chancen im Export“, stellte der dritte Woman in Business Circle die Betriebsnachfolge in den Mittelpunkt. Martha Schultz, WKÖ-Vizepräsidentin und Bundesvorsitzende von FiW sowie selbst Unternehmerin in vierter Generation, betonte in ihren Eröffnungsworten: „Rund 51.500 Unternehmen stehen in Österreich bis 2029 zur Übergabe an, das betrifft etwa 700.000 Arbeitsplätze. Die Übergabe eines Unternehmens ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmerinnen und Unternehmer. Oftmals ist dies nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein emotionaler Prozess.“ Reinhard Prügl, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, nannte in seinem Impulsvortrag vor allem den demographischen Wandel als Herausforderung. „In den kommenden fünf Jahren wird fast jedes 10. Familienunternehmen von der Übergabe-Thematik betroffen sein. Aufgrund der wachsenden Wirtschaft sowie der fortschreitenden Digitalisierung und Globalisierung gibt es für die jungen Generationen viel mehr berufliche Alternativen. Hier sind die älteren Generationen gefordert, die Arbeit im Unternehmen attraktiv zu gestalten und ein Verständnis für die Bedürfnisse der Jüngeren zu schaffen“, so Reinhard Prügl. Bettina Dorfer-Pauschenwein, Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft und Geschäftsführerin des Familienbetriebs „Pauschenwein - Creatives Wohnen“, ergänzte, dass für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe auch die Rahmenbedingungen attraktiver gestaltet werden müssen. Sie betonte: „Es braucht die Schaffung eines stärkeren Bewusstseins für die Wichtigkeit der Nachfolge. Die Unternehmensgründung wird in der öffentlichen Wahrnehmung meist als Chance gesehen, das Übernehmen leider nicht. Umso wichtiger ist es, dass wir Vorbilder präsentieren und Strategien entwickeln, um die Übergabe attraktiver und einfacher zu gestalten. Außerdem müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen für Übernehmerinnen und Übernehmer passen.“

Verantwortung schrittweise übergeben

Irene Wedl-Kogler zeigt vor, wie eine erfolgreiche Unternehmensübergabe funktioniert. Mit viel Weitblick und Hingabe hat sie ihr Unternehmen Kogler Gerüstbau in den letzten beiden Jahren an ihre Tochter Julia Wedl übergeben. Die Unternehmerin ist überzeugt, dass eine Übergabe am besten funktioniert, wenn die Kinder bereits davor im Unternehmen involviert sind und ein fließender Übergang gewährleistet werden kann. „Das wichtigste Stichwort bei der Übergabe ist „loslassen“. Man muss der jungen Generation die Chance geben, ihre eigenen Ideen umsetzen zu können und selbst Entscheidungen zu treffen“, so Wedl-Kogler. Tochter Julia fügte hinzu: „Eine respektvolle, freundschaftliche Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg. Für mich war es ein enormer Vorteil, dass die Übergabe ein laufender Prozess war, in dem beide Seiten voneinander lernen konnten.“ Martha Schultz merkte zudem an, dass die schrittweise Übergabe von Verantwortung motiviert und das Selbstbewusstsein stärkt.

Gegenseitige Wertschätzung und offene Kommunikation

Hausherrin Stephanie Ernst, Prokuristin der Rainer Gruppe, führt das Familienunternehmen in dritter Generation. Auch für sie ist das Erfolgskonzept für eine gelungene Zusammenarbeit und Übergabe eine wertschätzende, offene Kommunikation. In ihrem Betrieb findet daher täglich ein Meeting mit allen Familienmitgliedern statt, um aktuelle und bevorstehende Projekte miteinander zu besprechen. „Natürlich gibt es oft hitzige Diskussionen und man ist nicht immer einer Meinung. Wichtig ist jedoch, immer offen über alles reden zu können und gemeinsam Lösungen zu finden“, so Stephanie Ernst. Bettina Dorfer-Pauschenwein unterstrich die Bedeutung der gegenseitigen Wertschätzung. Sie betonte: „Der wichtigste Faktor für die Übergabe ist es, Leistungen anzuerkennen. Die jüngere Generation muss sich darüber bewusst werden, was die ältere Generation bereits für das Unternehmen erreicht hat. Umgekehrt muss der jüngeren Generation auch das Vertrauen entgegengebracht werden, Neues zu schaffen und ihr Können unter Beweis zu stellen.“

Der Woman in Business Circle ist das neue Netzwerkformat von Frau in der Wirtschaft. Ziel ist es, unterschiedliche thematische Schwerpunkte zu setzen und diese mit Expertinnen und Experten zu diskutieren. Darüber hinaus ist der Woman in Business Circle eine nachhaltige Plattform für den gegenseitigen Austausch engagierter Unternehmerinnen.

Danke an die RAINER Gruppe

Die RAINER Gruppe, weit mehr als nur ein Autohaus, zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit in den Bereichen Hotel, Mobilität und Immobilien aus. Das Familienunternehmen umfasst einen Autohandelsbetrieb, eine Hausverwaltung, zehn Hotels in Österreich und Deutschland sowie mehrere Immobilien- und Projektentwicklungsgesellschaften. www.rainergruppe.at

Fotogalerie: Woman in Business Circle, 16.10.2024  

Text: Daniela Stockhammer

Fotos: Anna Rauchenberger